Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Taxi 4.0“ stand auch die Halbwertzeit des Diesels im Fokus.
Der parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, Enak Ferlemann (CDU), betonte, dass sein Ministerium nichts von einer blauen Plakette halte, wenn damit der für die Wirtschaft und Versorgung wichtige Zuliefer- und Personenbeförderungsverkehr verboten werde. Man habe sich mit dieser Ansicht gegenüber dem Gesundheitsministerium durchgesetzt und deshalb die geplante blaue Plakette vor einigen Wochen zunächst auf Eis gelegt.
Angesprochen auf das jüngste Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts, wonach in Nordrhein-Westfalen die Einhaltung der Schadstoffwerte notfalls auch mit einem Dieselverbot erwirkt werden solle, verwies Ferlemann auf die Entscheidungshoheit der Kommunen. Es liege in deren Ermessen, die richtigen Maßnahmen zu treffen. Das Taxigewerbe werde sich darauf einstellen müssen, dass in den kommenden Jahren das Dieselfahrzeug aus Innenstädten ausgesperrt wird.
Podiumsteilnehmer Peter Köhl, Geschäftsführer eines Münchner Taxibetriebs mit über 50 Umwelt-Taxis, appellierte an seine Kollegen, schon aus Imagegründen auf alternative Antriebsvarianten umzusteigen. Wenn der Diesel in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend als umweltschädlich deklariert wird, wirft es auf die Taxibranche kein gutes Licht, wenn diese mit Dieselautos unterwegs sind.
Michael Müller, Präsident des Taxi- und Mietwagenverbands BZP, stellte klar, dass ein Umstieg innerhalb der Branche von Diesel auf alternative Antriebe weniger eine Frage des Wollens als vielmehr eine Frage des Könnens sei. Es gäbe hinsichtlich taxitauglicher Modelle eine sehr geringe Auswahl. Vor allem im Bereich des Erdgasantriebs seien etliche Taximodelle mittlerweile wieder vom Markt verschwunden. Und bei den Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und Wasserstoff (für das sich Staatssekretär Ferlemann starkmachte), mache das neue Eichgesetz bei manchen Modellen einen Einsatz als Taxi unmöglich. Außerdem ist die Infrastruktur noch nicht ausreichend für einen planbaren Einsatz im Schichtbetrieb ausgebaut. Etwas allgemeiner und theoretischer äußerte sich Professor Dr. Ing. Möller von der TU Clausthal. Auch strengere Abgaswerte seien mit heutiger, alternativer Technik einhaltbar. Die Perspektive für die Mobilitätsgewährleistung durch Taxis besteht darin, was von heute an in überschaubaren Fristen machbar ist. Die vorhandene Technik, der gesetzliche Rahmen und die technische Entwicklung seien nicht am Ende. „Diejenige Technik setzt sich durch, die den Mobilitätsbedarf deckt.“ jh / wh
So lange die Autoindustrie Dieselfahrzeuge verkaufen will, wird es keine Einschränkungen geben.
Nur keine Panik. !