In Berlin-Charlottenburg ist seit Mitte Dezember ein zentral gelegener Ladepark mit acht Ladesäulen für ultraschnelles Laden von 16 E-Fahrzeugen in Betrieb. Das Laden ist sehr schnell und sehr teuer, aber abends und nachts gibt es für Taxis Rabatt.
Beim Lade-Hub am Schloss Charlottenburg, dem größten Ladepark in einer deutschen Stadt, hat der Betreiber, die Hamburger Cut Power AG, neue Wege für die Berliner City beschritten. Die Säulen können parallel bis zu 300 Kilowatt Ladestrom für die E-Fahrzeuge bereitstellen. Je nach der verbauten Technologie im Fahrzeug reicht die Leistung aus, um innerhalb von fünf Minuten Strom für die nächsten 100 Kilometer zu laden. Cut Power vergleicht deshalb die Ladegeschwindigkeit mit dem Tankvorgang bei einem Verbrenner – und spricht von einem relevanten Klimaschutzprojekt, da hier „100 Prozent Ökostrom verladen“ werde.
Mitte Dezember wurde der Ladepark am Spandauer Damm gegenüber des Klausenerplatzes feierlich eröffnet und der Öffentlichkeit sowie dem Berliner Taxigewerbe vorgestellt. Mehrere Gewerbevertreter hatten ihre E-Taxis mitgebracht. Als Hommage an die historische Kulisse war zur Feier ein Königs-Darsteller engagiert worden, der von Cut-Power-Vorstand Karl Eberhard Hunke humorvoll als der „Alte Fritz persönlich“ vorgestellt und als „Hausherr“ zu seinem Eindruck von der heutigen E-Mobilität befragt wurde. Der sagte, er sei ja schon immer ein innovativer Geist gewesen, und staune, „was Sie hier hochgezogen haben“.
Für das Taxigewerbe anwesend war der E-Taxi-erfahrene Leszek Nadolski, Vorsitzender eines der Berliner Landesverbände, der Taxi-„Innung“, der sich in seiner Kurzansprache im Namen des Gewerbes für den Aufbau der leistungsstarken Lademöglichkeit für die derzeit rund 300 Berliner E-Taxis bedankte. Er wisse wie Hunke, wie schwierig es sei, Ladesäulen auf die Straße zu bekommen. Acht Säulen mit 16 Ladepunkten mitten in Berlin und nahe der Autobahn seien „schon eine hammermäßige Geschichte“.
Vier der acht Ladesäulen auf dem Parkplatz vor dem Käthe-Kollwitz-Museum am Schloss weisen eine Besonderheit auf: Sie sind nicht wie üblich mit zwei, sondern mit drei Ladepunkten ausgestattet: Neben den jeweils zwei CCS-Ladepunkten ist auch ein Chademo-Ladepunkt vorhanden. Ein solcher Ladestecker ist derzeit allerdings recht selten in E-Taxis verbaut, beispielsweise in älteren Nissan Leaf oder e-NV200.
Hunke sagte, er plane an diesem ersten Berliner Standort eine Fahrstromabgabe von etwa zwei Gigawattstunden pro Jahr. Das entspreche rund zehn Millionen emissionsfreien Autokilometern, für die man mit der E-Mobilität rund eine Million Liter fossilen Treibstoff einspare. „Daraus resultiert eine CO2-Einsparung von mindestens 2.500 Tonnen pro Jahr.“ Er rechnete vor, zehn Millionen Elektroautos bräuchten in etwa so viel Strom wie fünf Millionen Haushalte, weshalb man auch bei einer starken Nutzung eines solchen Ladeparks bei Weitem keinen Zusammenbruch des Stromnetzes zu befürchten hätte, denn das entspreche gerade einmal 3,5 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Bundesrepublik Deutschland – selbst, wenn es noch deutlich mehr würde, sei dies noch immer „eine vernachlässigbare Größe“. Zudem verbrauche auch das Bereitstellen des Kraftstoffs für Verbrennerfahrzeuge viel Energie – rund ein Drittel dessen, was ein Elektroauto beim Fahren bei entsprechender Kilometerleistung verbrauche.
Cut Power werde in den nächsten Jahren massiv in das Thema Speicherung investieren. „Wir werden als unabhängiger Nachhaltigkeitsinvestor einen massiven Beitrag leisten, die Netzstabilitäten entsprechend zu nivellieren, indem wir für den erneuerbaren Strom, der durch Wind erzeugt wird, entsprechende Speicherkapazitäten anbieten werden.“ An Ladeparks der Größe des neuen Hubs in Berlin werde es auch immer einen großen Batteriespeicher geben, der den erzeugten Strom zwischenspeichern könne.
Zur Veranstaltung war auch Dr. Severin Fischer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe), erschienen, der eine Kurzansprache hielt. Fischer bedankte sich für die Einladung und sprach von einem „tollen Tag“. Was Cut Power hier erschaffen habe, sei „ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Zukunft der Elektromobilität in Berlin aussieht“. Seine Verwaltung sei interessiert, die Ladeinfrastruktur für den Hochlauf der Elektromobilität „hier in der Stadt hinzubekommen“. Der neue Ladepark sei auch ein Beispiel für eine gute Investition in die Ladeinfrastruktur in Form eines Ausbaus des Stromnetzes, der dafür sorge, dass auch bei gleichzeitigem Laden von Fahrzeugen der benachbarte Weihnachtsmarkt noch hell erleuchtet sein könne. Dabei wurde der Ladepark rein privatwirtschaftlich, also ohne öffentliche Fördergelder, finanziert.
Cut Power hatte vor knapp drei Jahren im Zentrum von Hamburg eine Ladestation eröffnet, die meist von E-Taxis genutzt wurde. Bereits im darauffolgenden Jahr hatte die extrem gut genutzte Anlage allerdings einem Büro- und Hotelneubau weichen müssen.
Der Ladestandort am historischen Charlottenburger Schloss, einem der Wahrzeichen Berlins, war von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) initiiert und europaweit ausgeschrieben worden.
Die Kehrseite der geringen Ladedauer ist der Preis: An den neu eingeweihten Ladesäulen werden tagsüber für eine Kilowattstunde 89 Cent verlangt. Hinzu kommen die Parkgebühren für den öffentlichen Parkplatz (tagsüber 2 Euro pro Stunde, nachts die Hälfte). Zwischen 20 und 8 Uhr können die Ladepunkte von E-Taxis, Carsharern und Anwohnern zum „Mondscheintarif“ genutzt werden. Dann sind zehn Cent weniger pro Kilowattstunde fällig. ar
Fotos: Axel Rühle
Soweit ich weiß, ist der Ladepark in Merklingen der größte der Welt. Auch der in Hilden scheint größer zu sein. https://www.adac.de/der-adac/regionalclubs/wuerttemberg/ladepark-merklingen/ . https://seedandgreet.de/ . Das ist aber natürlich in der Sache trotzdem nicht wirklich von Relevanz.