Es ist scheinbar das oft zitierte Henne-Ei-Prinzip, das den Leipziger Behörden im Weg steht. Einerseits will die Stadt etwas für den Ausbau der E-Mobilität tun, andererseits fokussiert man sich aber darauf, was die Hinderungsgründe sind.
Wie kann man das Taxigewerbe bei der Antriebswende unterstützen? Dieser Frage hat sich der Leipziger Stadtrat mit Blick auf Hamburg gestellt. Anstatt das Thema lösungsorientiert anzugehen, hat das Amt für Wirtschaftsförderung eher die Hürden im Blick.
Darüber berichtet auch die Leipziger Zeitung (LZ), die in einem Artikel über den Ausgang einer Anfrage von Bündnis 90 / Die Grünen im Stadtrat berichtete. In einer Beschlussvorlage hatten die Grünen von der Stadtverwaltung unter anderem ein Konzept zur Installation einer Ladeinfrastruktur an mindestens 50 Prozent aller Taxihalteplätze und einem entsprechendem Nutzungskonzept gefordert.
Des Weiteren wurde eine bevorzugte Vergabe von Taxikonzessionen an Betreiber von Elektrofahrzeugen ab 2026, ein Stufenplan zur schrittweisen Erhöhung des verpflichtenden Anteils von E-Taxis bei der Konzessionsvergabe und die Prüfung einer zeitlich begrenzten finanziellen Förderung für die Anschaffung von E-Taxis nach dem Vorbild des Münchner Förderprogramms verlangt.
Hinter der Beschlussvorlage steht folgende Idee: Wenn ausreichend Ladeinfrastruktur dem Taxigewerbe zur Verfügung steht, ist der Umstieg nur noch eine Frage der Zeit. Aber so funktioniert das Taxigewerbe nicht. Das hat man auch in Hamburg, München oder auch Berlin erkannt, wo man den Antriebswechsel mit einem Beitrag zur Anschaffung von E-Taxis unterstützt hat.
Diese Förderungen sind zwar alle einer Zeit geschuldet, wo E-Fahrzeuge deutlich teurer als Verbrenner waren, aber sie haben letztlich ihren Zweck erfüllt. In Hamburg sind mittlerweile rund ein Drittel aller Taxis rein elektrisch angetrieben. Damit der Umstieg weiter voranschreitet, hat man seit Jahresbeginn in der Hansestadt die Neukonzessionierung von Taxis auf E-Fahrzeuge beschränkt. Und auch bei der Ladeinfrastruktur hat man Wege eingeschlagen, die zuvor undenkbar waren. Es gibt neue E-Taxistandplätze, die sowohl auf städtischem als auch auf privaten Grund errichtet wurden. Die Betreiber berichten inzwischen von einem sehr erfreulichen Stromumsatz an diesen Ladesäulen.
All das ist aber in Leipzig bislang nicht möglich, denn, so berichtet die Leipziger Zeitung, man hat unüberwindbare Hürden entdeckt: „An Taxihaltestellen dürfen keine privaten Fahrzeuge halten oder gar für einen Ladevorgang länger stehen. Die Ladesäulen wären daher wenig ausgelastet und damit unwirtschaftlich. Ein Investor wird sich kaum finden. […] Für Taxifahrer ist das Laden zu Hause bzw. in der Taxizentrale deutlich günstiger als an öffentlichen Ladestationen mit höheren Tarifen“.
Für die LZ zeigte diese Stellungnahme, wie die Behörden mit solchen Anfragen umgehen. „Es ist wirklich erstaunlich, wie entmutigend manche Ämter sein können, wenn sie vor allem Gründe suchen, warum bestimmte Dinge gar nicht gehen,“ schreibt der Autor. Und er hat recht, denn der Blick ins rund 400 Kilometer entfernte Hamburg zeigt, dass man dort diese Probleme bereits gemeistert hat. Von dort kommt beispielsweise von den Stromanbietern das Feedback, dass die exklusiven Taxi-Ladesäulen zu den höchstfrequentierten Ladesäulen der Stadt zählen.
Einen Vorschlag der Stadt zitiert die LZ aber dennoch: „Ein Sonderfall könnten Schnellladestationen in der Nähe von Taxi-Hotspots sein, an denen täglich viele Taxen zusammenkommen, beispielsweise am Bahnhof. An diesen Orten wird die Reservierung einer Ladestation mit Taxihalteplatz geprüft, sobald mehr E-Taxen im Umlauf sind und kann bei festgestelltem Bedarf von einem Investor errichtet werden.“
So klingt es, wenn man einen Lösungsansatz auf unbestimmte Zeit verschiebt, aber es gibt noch eine andere Idee: „Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Verfügbarkeit der Einzelelemente Taxihalteplatz und öffentliche Ladestation an den Mobilitätsstationen weiter auszubauen und so der Stadtgesellschaft – aber auch den Taxis – Ladeoptionen zu bieten.“
Die Idee klingt konkret, nur ohne das weitere Vorgehen zu klären. Immerhin hat das Leipziger Amt für Wirtschaftsförderung angeboten, Taxiunternehmen bei der Akquise von Fördermitteln für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof zu unterstützen.
Und da wären wir wieder beim Henne-Ei-Prinzip. Erst wenn der Bedarf größer ist, will man sich darum kümmern, dass andere (Investoren) eine Ladeinfrastruktur aufbauen. Bislang dürfte diese Diskussion den Betreibern der insgesamt leider erst sieben Leipziger E-Taxis am Allerwertesten vorbeigehen. Immerhin wissen Sie jetzt, was sie bei der Stadtpolitik an Unterstützung zu erwarten haben. sg
Symbolfoto Leipzig / Axel Rühle









Mutlosigkeit und geringer Durchhaltewille ist ja auch nach dem im Prinzip erfreulichen Gerichtsurteil zum MBE zu beobachten. Denn wo bleibt das Leipziger MBE?
Will sich Leipzig durch Untätigkeit überrollen lassen von der zu erwartenden Invasion der autonomen Robotaxis? Die dann aber nicht vom Taxigewerbe betrieben werden? Weil die Fahrzeughersteller das dann selber machen in Verbindung mit den Plattformen.