Auf Initiative des Globaltaxi-Vereins, dem sowohl Wiener Taxiunternehmer als auch Fahrer angehören, fuhren am 16. April rund 1.200 Taxis durch Wien in Richtung Innenstadt.
Organisiert durch Aufrufe in Facebook und Whats-App waren Kolleginnen und Kollegen vorwiegend türkischer Herkunft am Sammelplatz erschienen und erfüllten damit den Wunsch der Veranstalter, „ein Zeichen der Einheit und Geschlossenheit zu setzen“, wie es Irfan Kuna, Vorsitzender des Globaltaxi-Vereins, im Vorfeld geäußert hatte. Mit konkreten Forderungen hielt sich die Gruppe allerdings zurück. Nur vereinzelt und auf Eigeninitiative waren ein paar Plakate zu sehen, auf denen gegen Uber protestiert wurde.
Was die Kollegen ärgert, berichteten sie den zahlreichen anwesenden Journalisten und Filmteams. „Es geht darum, Politik und Interessensvertreter aufzufordern, endlich faire und klare Verhältnisse in der Personenbeförderung zu schaffen“, sagte Kuna gegenüber der Wiener Zeitung. Gegenüber der eigenen Interessenvertretung wolle man „Druck machen“, der heimischen Politik werfen die Kollegen vor, sie „vergessen zu haben“. Dem Preis-Dumping durch Uber müsse ein Ende gesetzt werden. Der Fahrdienstanbieter müsse entweder stärker kontrolliert oder es müsse ein Einheitsgewerbe gebildet werden.
Die zahlreiche Teilnahme überraschte Veranstalter wie auch die Polizei. Der geplante Start zur Demofahrt wurde um 30 Minuten verschoben und die Wirkung verpuffte ziemlich schnell, weil die Polizei einen geschlossenen Zug ohne Unterbrechung untersagte und die Kollegen so an jeder roten Ampel warten mussten. Der Zug wurde dadurch unnötig in die Länge gezogen und vermischte sich mit etlichen Privatautos. Da auf den Taxis auch keine Protestplakate angebracht waren, waren die hupenden Taxifahrer von den Passanten zwar ohrenbetäubend zu hören, den fragenden Gesichtern war allerdings zu entnehmen, dass sie keine Ahnung hatten, worum es eigentlich geht (was manche mit lautstarken Schimpfen quittierten und andere nicht davon abhielt, das Ganze auf dem Smartphone zu filmen). Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Veranstalter laut übereinstimmenden Medienberichten auf Strafen durch die Polizei einstellen müssen, weil es während der Demo zu etlichen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung gekommen sei (wozu auch Hupen zählt).
Die Gewerbevertretungen hatten sich übrigens nicht an der Demonstration beteiligt – weder die Wirtschaftskammer Wien noch die beiden Wiener Taxizentralen 40100 und 31300. „Wir wissen um die Problemfelder in der Branche Bescheid. Wir setzen uns selbstverständlich für unsere Unternehmer und Taxilenker ein, gehen dabei aber andere Wege“, erklärt Christian Holzhauser, Geschäftsführer von Taxi 40100. Nachdem die Wiener Taxizentrale bereits im letzten Jahr erfolgreich zwei einstweilige Verfügungen gegenüber zwei Mietwagenbetrieben erwirkt hat, die seitdem die Uber-App nicht mehr verwenden dürfen, hat man im März dieses Jahres den Vermittler selbst verklagt – wegen Beihilfe zum systematischen Gewerberechtsverstoß. Ein Urteil wird demnächst erwartet.
Holzhäuser zeigt Verständnis für die Kollegen und deren Frust über Uber: „Uber unterläuft die rechtlichen Bestimmungen der Branche. Und was noch viel schwerer wiegt: Uber nimmt illegal Jobs weg, durch ihr Lohn- und Sozialdumping drängen sie die Fahrer in prekäre Arbeitsbedingungen. Wenn das so weitergeht, werden unsere Kinder in einigen Jahren nur mehr Jobs bekommen, in welchen sie um zwei Euro die Stunde arbeiten müssen.“
Gökhan Keskin, Wiener Taxi-Obmann der Wirtschaftskammer, sieht sich zwischen den Stühlen. Als Lobbyist könne er keine Demo veranstalten oder offiziell unterstützen, erklärte er vielsagend gegenüber Taxi Times. Er verweist auf die zahlreichen Gespräche mit dem Österreichischen Verkehrsministerium, in denen man auf ein Einheitsgewerbe setzt. Die Trennung zwischen Taxis und Mietwagen soll dann entfallen. Gleiche Regeln für beide Verkehrsarten gelten. Die Politik sei dafür aufgeschlossen, bestätigte Keskin gegenüber Taxi Times. Man hoffe auf eine baldige Umsetzung. jh
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Ja super ! Und wie soll das EINHEITSGEWERBE aussehen ?
Kommt der nächste Mist