Seit ziemlich genau einem Jahr gibt es die Internetseite „taxi-innung.de | Änderung des Personenbeförderungsgesetzes aufhalten und neu überdenken!“. Dieses Projekt wurde kürzlich um „www.taxi-agentur.de“ erweitert. Die Taxi Times nimmt das Jubiläum als Anlass für ein Interview mit Yvonne Schleicher und Martin Laube, den Hintergrund-Arbeitern und Schöpfern dieses Vorhabens.
Taxi Times: Eure Seite „taxi-innung.de“ habt ihr nach einem Jahr erweitert um „www.taxi-agentur.de“. Worum geht es da?
Martin Laube: Wie von Anfang an: um Informationen, Informationen und abermals Informationen. Der Gründungsgedanke des Projektes war ja, dass wir die Informationen, die wir hatten, unter die Leute bringen wollten. Außer ein paar Dokumenten zu den Vorhaben bezüglich der Zerschlagung des PBefG, die wir beispielsweise auf den Internetseiten des Bundesverkehrsministeriums gefunden hatten, gab es noch vier Studien in englischer Sprache. Zusammen mit zwei Kollegen hatten wir sie übersetzt und dann alles zusammen mit einem Anschreiben, in dem wir um Zusammenarbeit baten, an die Berliner Taxiverbände, den Bundesverband, die Taxizentralen geschickt.
Und dann ist es zu einer Zusammenarbeit mit der „Innung“ gekommen?
Yvonne
Schleicher: Ja. Leszek Nadolski, der
Innungsvorsitzende, hat uns die Plattform angeboten,
nach der wir gesucht hatten. Er hat uns die Domain „taxi-innung.de“ zur
Verfügung gestellt und seitdem entwickeln wir das Projekt weiter, ehrenamtlich
übrigens. Die Kosten für Server und Domain trägt allerdings die „Innung“.
Wir wollten es so gestalten, dass es nicht nur für
Taxifahrer oder -unternehmer interessant ist, sondern auch für alle anderen,
die ein Interesse am Thema haben. Und wir wollten das Thema tiefgründiger
bearbeiten, als es bis dahin geschah. Und vor allen Dingen eben dafür sorgen,
dass die Inhalte eine breite Öffentlichkeit erreichen. Das ist beispielsweise
mit dem Inhalt von drei der übersetzten Studien auch gelungen. Die Forschungsergebnisse von Bruce Schaller liest man ansatzweise inzwischen ja sogar
in der Berliner Zeitung.
Drei der vier Studien?
Martin Laube: Tja, die Vierte („Uber State Interference“), in der es weniger um Verkehrsplanung als
vielmehr um den massiven Lobbyismus von Uber, deren Einflussnahme auf die
Politik und die Auswirkungen auf die Gesellschaft geht, ist wohl nicht so das,
worüber gerne gesprochen bzw. geschrieben wird. Ähnlich wie andere Aspekte der
Entwicklungen rund um den Versuch, das Taxigewerbe zugunsten der Konzerne
auszuhebeln. Zum Beispiel, wer sich alles in der sogenannten „MaaS-Alliance“
zusammengefunden hat oder, dass BMW und Daimler ein Rechenzentrum aufbauen, das
2,5 mal so leistungsstark ist, wie das von Uber. Hierzulande wird das Thema Big
Data und Überwachung fast völlig totgeschwiegen.
Beschäftigt man sich damit, was weltweit so vor sich
geht, ergibt sich ein viel umfassenderes Bild und plötzlich werden
Zusammenhänge klar. Deshalb gab es auf „taxi-innung.de“ die Rubrik „Aus der
Presse“, die sich aus einem schlichten Nachrichtenticker, in dem nur Links zu finden waren, entwickelt hat zu einer Art weltweiten,
größtenteils kommentierten Presseschau zu allem, was zu unseren Themen von Belang ist.
Und die „taxi-agentur“ ist also die Weiterentwicklung?
Yvonne Schleicher: Genau. Wir wollten schon länger die Presseseite so gestalten, dass sie als „Feed“ auf anderen Seiten eingebunden werden kann. Das ist uns nun gelungen. Als Nebeneffekt ist es optisch auch ansprechender geworden und was viel wichtiger ist: Es entsteht ein Archiv der Meldungen des letzten Jahres mit einer umfassenden Suchfunktion. Ganz fertig übertragen sind die Meldungen noch nicht, aktuell fehlen noch drei Monate, die aber bis dahin im Pressearchiv auf der alten Seite zu finden sind. Außerdem lassen sich einzelne Meldungen jetzt direkt verlinken, was vorher nicht möglich war. Die „alte Seite“ ist damit nicht abgeschaltet worden. Unter der bekannten Rubrik „Aus der Presse“ ist jetzt der „Feed“, also ein Abbild der neuen Nachrichtenagentur zu sehen – die Infos rund um das PBefG, Übersetzungen von interessanten Artikeln aus dem Englischen und auch Französischen und einiges mehr werden wir weiterführen.
Was ist für euch das Wichtige an eurem Projekt?
Martin Laube: Über den Tellerrand zu schauen. Das
schafft ein Bewusstsein für das, was ist. Und das wiederum kann helfen, ein
Zusammenrücken im Taxigewerbe zu befördern, was sehr nötig ist, um sich der
Situation zu stellen, in der wir uns befinden. Die Konzerne wollen allen
weismachen, dass mit der Mobilität der Leute was nicht stimmt, man sich
umorientieren müsse auf das, was sie verkaufen wollen. Das Taxigewerbe wird in
der dazugehörigen Werbekampagne als altbacken oder verstaubt diffamiert. Wir
sehen das anders: Das Gebaren derjenigen, die den Personenbeförderungs-“Markt“
aufmischen wollen, ist das eigentlich
Reaktionäre: Es würde zu gesellschaftlichen Rückschritten führen. Man sieht es
dort, wo Liberalisierung jetzt schon an allen gesetzlichen Grundlagen vorbei
praktiziert wird. Zum Beispiel in den Städten, wo Uber aktiv ist und auch am
Konflikt zwischen Fahrern, die nicht (mehr) mit Free Now zusammenarbeiten und
denen, die es nicht lassen wollen…. Da entsteht das Gegenteil von
Gemeinschaft. Und im Übrigen auch das Gegenteil von Umweltschutz und sinnvoller
Verkehrsplanung.
Die Konzerne wollen am liebsten jegliche Infrastruktur
privatisiert sehen. Wo würde so etwas hinführen? Zu einer lebenswerten
Gesellschaft? Ganz sicher nicht. Wirklich
modern ist doch eher, die Möglichkeiten der Informationsgesellschaft zu nutzen,
die Intentionen hinter dem ganzen „Werbesprech“ zu entlarven und für die
Beibehaltung einer Daseinsvorsorge in staatlicher Verantwortung einzustehen.
Zumindest so lange, bis den Menschen klar wird, dass sie auch selbst
Verantwortung übernehmen müssen, wenn sie eine gänzlich andere
Gesellschaftsform wirklich leben wollen.
Danke für das Interview
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SEHR KOMPETENT & WICHTIG / INFORMATIV ; GERADE FÜR DIE MENSCHEN =AUCH für TAXIKOLLEGEN die noch nicht die Versuche von Uber & co. die seriöse!!! Personenbeförderung auszuhebeln , nur für Ihren Profit !!! Danke