Kommentar Der 11. Juni 2014 war ein ganz spezieller Tag in der Geschichte des europäischen Taxigewerbes. Die Demonstrationen und der Streik zeigten ihre große Stärke in der europaweiten Solidarität und ihre Schwäche im Mangel an internationaler Geschlossenheit und Schlagkraft.
Tausende Taxis und Taxifahrer besetzten die Straßen, manche wie in Madrid sogar zu Fuß, während sich andere Regionen wie Belgien, Niederlande oder die skandinavischen Ländern bemerkenswerterweise gar nicht beteiligten. Das Gewerbe demonstrierte gegen die jüngsten Übel, die ihnen derzeit die größten Kopfschmerzen bereiten, wie illegale Apps und verzerrte Wettbewerbsbedingungen.
Diese am selben Tag und in verschiedenen europäischen Ländern (sehr diszipliniert) abgehaltenen Demonstrationen waren der Beleg für eine mächtige Stärke und gleichzeitig auch Schwäche der Taxibranche. Es war wahrlich verblüffend, wie die vielen Taxi-Organisationen und Verbände improvisierten, um dem Beispiel der Londoner Kollegen zu folgen.
Ohne eine offizielle Organisation ist es Ihnen dadurch gelungen, den 11. Juni 2014 zu einem europäischen Taxi-Protest-Tag zu machen und das Unternehmen Uber dabei ein Stück weit als den bösen Schurken darzustellen. Vereinzelt wurden dabei aber auch lokale Akzente gesetzt, wie beispielsweise in Paris der Protest gegen die laxen Bestimmungen gegenüber Mietwagen oder in München gegen die schleichende Reduzierung der Halteplätze.
Für einen Tag sorgten die Taxis tatsächlich für Aufsehen auf den Titelseiten der großen Tageszeitungen, in den Radios und den Nachrichtensendungen, bei denen Sie die Aufmerksamkeit auf den ungleichen Kampf um eine gleichberechtigte Taxi-Regulierung lenken konnten. Trotzdem blieb es eine Ansammlung nationaler Aktionen mit unterschiedlichen Erfolgen und Einigen (London), die gar nicht beabsichtigt hatten, als Teil des europäischen Protestest wahrgenommen zu werden.
Der Aktionstag hatte einen eklatanten Mangel an internationaler Koordination. Allen voran der Verband, dessen offizielle Zielsetzung eigentlich die Repräsentanz des internationalen Taxigewerbes ist, fiel lediglich durch seine Abstinenz auf – sieht man einmal von einigen überflüssigen Tweets ab.
Zur selben Zeit konterte das so kritisierte Unternehmen Uber mit einer PR-Welle – mit gleichlautenden nationalen Aktionen und Statements und clever geplant als Darstellung des „Alten“ gegen das „Neue“. Angefangen mit der Präsentation eines Berliner Oberbürgermeisters, der zufälligerweise gerade ein neues Uber-Büro besuchte und sich gleich mal eine „Ich liebe Uber“-Brille aufsetze bis zur Vermarktung der Londoner Uber-App, dessen Download sich an einem Tag um 850 Prozent gesteigert hätte und mit der man nun auch an Londoner Black Cabs vermitteln würde.
Vielleicht alles Schall und Rauch, aber ein Bereich – wie beispielsweise vorbildhaftes Marketing – in dem es der Taxibranche noch immer an einer internationalen Stimme und an der Fähigkeit mangelt, sich international zu organisieren.
Das Taxigewerbe sorgte am 11. Juni für die Schlagzeilen, aber Uber bekam dadurch auch eine große Aufmerksamkeit.
Text + Foto: Wim Faber