Die nachfolgende Geschichte wird im Stil eines Märchens erzählt, aber es ist eine wahre Begebenheit. Es werden keine Namen und keine Orte genannt, weil es auch nicht nur ein bestimmtes Unternehmen und auch nicht nur eine spezielle Region betrifft. Vielmehr passiert es so überall in Deutschland.
Es war einmal ein Taxi-, Mietwagen- und Busunternehmer, der händeringend Personal suchte. Eines Tages erfuhr er, dass ein großer Arbeitgeber aus der Region mehreren tausend Leiharbeitern zum nächsten Monatsersten gekündigt hatte. Sie waren bei dem Großkonzern knapp zwei Jahre beschäftigt und hätten laut gesetzlicher Regelung nun übernommen werden müssen. Hatte der Taxiunternehmer damit endlich die große Chance, das so dringend benötigte Personal endlich zu bekommen?
Leider nein, denn obwohl die Arbeiter bei diesem Großkonzern über eine Leiharbeitsfirma angestellt waren, verdienten sie dort knapp 20 Euro pro Stunde. Da sich die Höhe des Arbeitslosengelds am letzten Lohn orientiert, hätte der jetzt arbeitslose Zeitarbeiter als Taxifahrer weniger verdient als ihm Unterstützung vom Arbeitsamt zugestanden wäre.
Doch damit nicht genug. Ausdrücklich waren die Arbeiter darauf hingewiesen worden, sich trotz Arbeitslosigkeit keine neue Anstellung zu suchen. Sie würden in drei Monaten wieder eingestellt werden, wurde ihnen versichert. Dann allerdings über eine neue Zeitarbeitsfirma, so dass die zwei-Jahres-Frist bis zu einer Festanstellung wieder von vorne beginnt.
Und weil das immer noch nicht das Ende der Abstrusitäten ist, folgt hier noch ein drittes Kapitel: Der Taxi- und Mietwagenunternehmer hatte nämlich auch einige Mitarbeiter dieses großen Arbeitgebers auf 450 Euro-Basis angestellt. Diese mussten dann allerdings reduziert arbeiten, denn als Arbeitslose durften sie nicht mehr 450 Euro, sondern nur noch knapp 180 Euro verdienen. So hatte der Unternehmer also keine bessere, sondern eine noch schlechtere Auslastung. Er suchte also noch mehr Personal. Und wenn er nicht gestorben ist, so sucht er noch heute. jh
Anmerkung der Redaktion: Diese Geschichte stammt von einem Taxi-Times-Leser, der seit gestern Abend sehr darauf hofft, dass eine SPD-geführte Bundesregierung diesem Treiben der Großkonzerne endlich ein Ende bereitet.
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Hallo Herr Hartmann,
ich verstehe Ihre Kritik am „Großkonzern“ nicht. Was kann der Großkonzern dafür wenn der Taxiunternehmer keine anständigen Löhne bezahlen kann ?
Die Lockerungen für Leiharbeit sind doch unter Rot/Grün mit Gerhardt Schröders „Agenda 2010“ eingeführt worden. Was soll sich daran jetzt ändern ?
Naja vielleicht sorgt die FDP jetzt dafür dass der „Fachkräftemangel“ behoben wird und lässt noch ein paar Afghanen und Syrer mehr rein zum Taxifahren… Ortskunde brauchen sie ja ohnehin nicht mehr…
Grüße
Heinz Müller
Sehr geehrter Herr Müller, danke für Ihren Kommentar. Der Beitrag enthält keine Kritik an Großkonzernen, er kritisiert aber in der Tat die Auswüchse am System Leiharbeit. Dabei ist es nicht relevant, wer das damals eingeführt hat, sondern wer den Mut findet, das zu ändern. Und zum Thema Taxifahrer: Diese Branche hat die besten Taxifahrer verdient, dabei ist es völlig belanglos, aus welchen Nationen diese besten Taxifahrer kommen.
Ich kann Ihnen sagen was speziell in unserem Gewerbe falsch läuft :
Es dürfte nur einzelne Unternehmer geben. Diese würden dann auf ungefähr den gleichen Stundenlohn wie die Fabrikarbeiter kommen.
Dann braucht man auch kein Fahrpersonal.
Da aber von Seiten des Staates dem Taxi Unternehmer im Vergleich zu anderen Unternehmen unglaublich viele Hürden auferlegt werden will das kaum einer machen.
Da nun von Staatsseite aus der P-Schein quasi ausgeschenkt wird haben die Großen Taxi Unternehmer auf den großen Run gehofft der zum Glück ausgeblieben ist. Bei dem Lohn der in diesem Gewerbe gezahlt wird ist das auch kein Wunder.
Mal sehen was passiert wenn wirklich 12€ Mindestlohn kommen.
Hallo Herr Kitzing, danke für Ihren Leserkommentar. Sie übersehen dabei ein Problem: Das Taxi hat eine 7/24 Betriebspflicht. Da das aber ein einzelner Unternehmer nicht einhalten kann, müssen Taxis auch mehrschichtig besetzt sein – zumindest so viele, dass dieser 24/7-Dienst aufrechterhalten werden kann. Plan B wäre ansonsten, dass die Behörde einem Einzelunternehmer einen Dienstplan vorschreibt. dann aber wiederum wäre die unternehmerische Freiheit in Frage gestellt…
Hallo Herr Hartmann, der Umfang der Betriebspflicht nach § 21 PBefG wird durch entsprechende Verordnung der Genehmigungsbehörden festgelegt. Von einer allgemeingültigen 24/7 Regelung kann hier keine Rede sein. Vielmehr stellen die Verordnungen regelmäßig auf die Möglichkeiten der einzelnen angeschlossenen Unternehmen ab, z.B. 15 Kalendertage pro Monat a 6 h Bereithaltungspflicht, um eben gerade nicht in die Freiheit der Gewerbeausübung von Einzelunternehmern einzugreifen.
Hallo Frau Spranger, herzlichen Dank für Ihren berechtigten Einwand. Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, dass Taxis als Verkehrsart 24/7 funktionieren müssen. In der Tat kann jede Genehmigungsbehörde entsprechende Verordnungen dazu erlassen. Sie ist aber letztlich dafür verantwortlich, diese so zu gestalten, dass die von mir angesprochene 24/7-Verfügbarkeit von Taxis jederzeit gewährleistet ist.
das mit dem Mindestlohn kannst du knicken. Da wird alles wieder teurer und bleibt im Endeffekt alles wie es ist. Ausser: die ganzen Aufstocker bekommen weniger vom Staat, weil sie dann ja mehr verdienen. Man verschiebt also die Pflicht zu Aufstocken in die die ohnehin durch die Pandemie gebeutelten Betriebe.
Sehr geehrte Leser,
ja das eine Sicht der Taxiunternehmen.
Die Regierung sollte mal überlegen ob Personal die zum Mindestlohn arbeiten nicht komplett von den Abgaben befreit werden sollten damit sich das Arbeiten wieder lohnt im Taxigewebe.
Der Arbeitgeber Anteil sollte weiterhin abgeführt werden es muss aber für die Mitarbeiter genug Netto überbleiben um von einer Vollzeit Arbeitsstelle leben zu können.
Da hilft es auch nicht den Mindestlohn ewig zu erhöhen das füllt nur die Kassen des Staates und der Krankenkassen.
Bei uns der Region wird soviel Schwarzarbeit geduldet das Unternehmen die nicht gewillt sind gleichermaßen zu handeln auch keine Fahrer finden.
Solange wir nicht in der lage sind den Arbeitnehmern den gleichen Lohn zu zahlen wie Grossindustrielle Betriebe wird sich an dem Problem nichts ändern .
Und woran liegt das ? Der Tarif sowie die Tarife der Krankenkassen sind dafür nicht auskömmlich !
Leider kann das ein einzelner Taxiunternehmer nicht korrigieren .
Sehr geehrter Herr Posala, danke für Ihren Kommentar. Unserer Meinung nach liegt eine der Ursachen auch in einem gravierenden Systemfehler. Siehe hier: https://taxi-times.com/fahrermangel-taxibranche-ist-per-gesetz-an-den-mindestlohn-gekettet/
Die SPD – Regierung, ich lach mich tot! Und nochwas: welche märchenhafte Region ist denn das, wo der Fahrer eine Durchschnittsumsatz von 25€/h macht, damit der Unternehmer den Mindestlohn von 9,60€/h zahlen kann? München jedenfalls nicht. Kein Unternehmer, der legal arbeiten will und noch seine 5 Sinne beisammen hat, sucht noch Fahrer!
Aufgrund des Feedbacks unserer Leser wissen wir von sehr vielen Regionen, wo das noch möglich ist. Selbst viele Ihrer Kollegen in München schaffen das. Glauben Sie wirklich, Sie tun sich und der Branche einen gefallen, wenn Sie in diesem Forum immer wieder ihre destruktiven Ansichten äußern? Diese Branche braucht keine Unternehmer, die betonen, dass Sie längst aufgegeben haben, aber anstatt still und leise zu verschwinden auf ihre letzten Tage noch polternd die eigene Branche und alles und jeden diffamieren. Dies Branche braucht positive und vorwärtsgewandte Taxi- und Mietwagenunternehmer, die Ihre Zukunft noch vor sich haben. Und davon gibt es zum Glück mehr als genug, auch wenn die wenigen polternden Pessimisten in diesem Forum durch ihre Vehemenz den Eindruck erwecken, dass sich die Branche aufgegeben hat.
… und wenn Sie nicht gestorben sind, dann fahren Sie noch heute TAXIn !!!
…. obwohl, die Gig-Economy, Internet und auch Pandemien den Personennahverkehr ständig verändern, möchten manche Unternehmer wieder die Pferdedroschen zurück ersehnen…
Das waren noch Zeiten, ….aber wer nicht mit der Zeit geht-geht mit der Zeit !!!
Sehr geehrter Herr Gruber, wir bewundern Ihre Geduld, mit der Sie in unseren Leserforen immer wieder versuchen, die Taxibranche als nicht entwicklungsfähig und rückwärtsgewandt zu diffamieren. Lassen Sie uns darauf mit einer anderen Weisheit kontern: Nur weil man etwas Falsches immer wieder sagt, wird es deswegen auch nicht wahr. In diesem Sinne würden wir uns freuen, wenn von Ihnen einmal andere Impulse kommen in diesem Forum.
Guten Morgen,
was mir seit einiger Zeit beim mitlesen auffällt, ist das ihr euch hauptsächlich über MOIA und ähnliche Modelle abarbeitet und diese als Todfeinde seht….. aber die riesengroße Laus im eigenen Pelz überseht !!
Merkt ihr denn nicht, das ihr seid längerem von UBER unterwandert werdet??? In Hamburg viele Eurer sogenannten Kollegen mit UBER zusammenarbeiten??? Genau DIESE sind es, die Euch den Boden unter den Füßen wegzieht??? Sicher ist MOIA auch eine Konkurenz, die Euch den Einen oder Anderen Fahrgast wegnimmt. Aber Ihr glaubt doch nicht wirklich, das Diese ansonsten mit der Taxe gefahren wären??? Dann hättet ihr euch in der Zeit des Lockdowns, als MOIA NICHT gefahren ist dumm und dämlich verdient??? Ihr solltet mal Euren Blickwinkel des Jammerns etwas erweitern und Eure ganze Kraft Euren wirklichen Feinden widmen…. Ich denke es gibt schon ein Miteinander mit den Wettbewerbern, wenn ihr Eure Läuse im Pelz bekämpft??
Gruß aus Hamburg
Harald
Lieber Harald, danke für Ihren Beitrag, wobei uns wundert, dass Sie diesen als Reaktion auf eine Meldung zum Thema Fahrermangel platzieren, in dem es nicht annähernd um Moia geht. Zu Ihrem Vorwurf selbst ist zu sagen, dass das von Ihnen beschriebene Beispiel ein Hamburger Spezifikum ist, weil nur in Hamburg Uber mit Mietwagen keinen Boden unter die Füße bekommt und deshalb, um kein weißer Fleck auf der Städtekarte zu sein, in Hamburg mit Taxibetrieben arbeitet. Sonst passiert das nur noch vereinzelt in Berlin. Dort wie auch in anderen „Uber-Städten“ sind viele heutige Mietwagenunternehmen frühere Taxibetriebe. All diese Betriebe, die sich darauf einlassen, sägen am eigenen Ast, auf dem sie sitzen. Das haben wir durchaus schon sehr oft thematisiert.
kein Wunder wenn man zeitweise für 3,75 Stundenlohn im Auto sitzt und die Unterwanderung des Mindestlohns mit fiktiven Pausen geschönt wird. Muss man auch mal Tacheles reden. Von Uber und anderen Konkurrenzen abgesehen.
Nicht ganz richtig sind die Angaben mit dem hinzuverdienen bei Arbeistlosigkeit.
Es gibt einen Freibetrag von 165 EUR.
Wenn der Nebenverdienst über dieser Grenze liegt wird das Arbeitslosengeld gekürzt.
Wichtig dabei, man darf nicht mehr als 15 Stunden pro Woche arbeiten.
https://www.arbeitsagentur.de/das-muessen-sie-beachten/nebenjob-und-arbeitslosengeld
Daumen hoch auf die Antwort des ehemaligen Kollegen…
Leider geht die Entwicklung doch dahin das selbst Kindern schon vorgelebt wird das sich Arbeit nicht auszahlt. Die heranwachsende Generation ist sich sicher das jeder von ihnen ,wenn er nur die ersten 30 Jahre seines Lebens, mit Lernen Studieren und weiterbilden verbringt, mit einer 30 Stunden Woche mit 6000 Euro Brutto ins Berufsleben starten kann. Leider bauen aber nun mal auch 10 Architekten alleine kein Haus was man aktuell sehr eindrucksvoll an der Preissteigerung im Handwerk sehen kann.
Dem Business Kunden ist es meist völlig egal ob der Airport Shuttle nun 100 oder 150 Euro kostet.
Und für ein Fahrzeug was pro Stunde 100 Euro auf der BAB umsetzt zahlt auch jeder gerne dem Fahrer 20 € Stundenlohn.
Aber beteiligt sich der gleiche Fahrer auch an dem Verlust den Oma “ Erna“ einbringt welche eine Ortsfahrt macht. In unserer Region 10 Km fahren ggf. Fahrgast mit Rollator aus dem ersten Stock holen und bis in die Praxis begleiten um dann einen Transportschein zu erhalten welche noch vom Büro bearbeitet erfasst und abgerechnet werden muss. Zeitaufwand bis zu 45 bis 60 Min.
In unserer Region gibt es dafür satte 10,90 Brutto von den Kassen – bei angenommenen tatsächlich entstanden Kosten von über 20 €.
Jeder sollte natürlich von seiner Arbeit leben können was ganz klar nicht immer der Fall ist.
Aber ist es wirklich so dramatisch wenn Menschen in einigen Branchen 10 bis 12 Euro Netto fürs Kaffee trinken und Zeitung lesen erhalten?