Nach dem Einlenken der Bundesländer ist jetzt die Kleine Fachkunde umsetzungsfähig geworden. In Hamburg und Berlin sind sich die zuständigen Behörden darüber einig, dass dies ein guter Schritt ist. Aber es gibt auch Gegner.
Und diese Gegner sind beispielsweise die Fahrtenvermittler. Wie im Hamburger Abendblatt zu lesen war, sind Uber und Bolt von der Einführung einer Fachkundeprüfung, wie die Kleine Fachkunde in Hamburg genannt wird, wenig begeistert. Die vermeintlichen Argumente der Fahrtenvermittler, die in der Hansestadt eigentlich nur Taxis vermitteln, sind nur schwer nachvollziehbar.
So sagt ein Uber-Sprecher, dass dank digitaler Feedbackmöglichkeiten die Servicequalität deutlich zugenommen habe. Prüfungen würden nur Geld kosten und mehr Bürokratie verursachen. Bei der Hamburger Genehmigungsbehörde sieht man das anders. Von dort kommt die Bestätigung, dass die Beschwerden der Fahrgäste in den vergangenen Jahren zugenommen haben.
Die Qualitätsprobleme existieren schon geraume Zeit. Besonders auffällig ist aber der Zusammenhang mit der Abschaffung der Ortskunde 2021. Seitdem ist die Hürde, als Taxifahrer und Mietwagenfahrer zu arbeiten, quasi mehr als gering.
Das Hamburger Abendblatt lässt in seinem Beitrag auch die Befürworter seitens der Taxibranche zu Wort kommen: Jan Weber, Vorstand des Hansafunk, stellt sich hinter die Einführung einer Fachkundeprüfung, denn Personenbeförderung sei nun mal kein Pizza- oder Paketdienst. Von dort sind nämlich viele Fahrer gekommen, die jetzt als Taxifahrer arbeiten. Auch Alexander Mönch von Freenow ist für eine Prüfung, allerdings nur im Zusammenhang mit einer Steigerung der Qualität.
Als direkte Folge der Fachkundeprüfung, welche übrigens auch alle Fahrer, die ab August 2021 ihren P-Schein beantragt haben, rückwirkend ablegen müssen, verspricht sich der Hansafunk noch einen weiteren Nebeneffekt. Natürlich werden nicht alle Fahrer die Prüfung bestehen und dann nicht mehr im Taxi arbeiten können. In der Folge wird es dann weniger Taxis in der Stadt geben, was auch ein Ziel der Verkehrsbehörde ist. Derzeit reichen die Fahrten nicht aus, um allen Taxibetrieben einen auskömmlichen Umsatz zu beschweren.
Aber hinter dem Hamburger Weg bei der Kleinen Fachkunde verbirgt sich für das Geschäftsmodell der Plattformvermittler noch eine weit größere Gefahr: Die gleiche Regelung gilt auch für Mietwagenfahrer. Wenn Berlin dem Beispiel von Hamburg folgt, was derzeit genau der Plan ist, dann werden auch viele Berliner Mietwagenfahrer eine Prüfung ablegen müssen. Wenn dann noch die angrenzenden Landkreise dem Vorbild der Bundeshauptstadt folgen, dann könnten ganz schnell ziemlich viele Mietwagen leer am Straßenrand parken – einfach, weil es keine Fahrer mehr gibt. Wer beispielsweise die Qualität der Uber-Fahrer bei den Hetzkampagnen-Demos in München und Essen erlebt hat, kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass soclhe Fahrer eine Prüfung bestehen.
Insgesamt 150 Fragen sollen Bestandteil der Prüfung sein. Sie stammen aus dem Bereich Verkehrsverhalten, Überfallsicherheit und sicherer Transport. Der Katalog wurde bereits vor zwei Jahren unter anderem unter Mithilfe des Bundesverbands Taxi und Mietwagen (BVTM) entwickelt. Teilweise behandeln die Fragen grundsätzliches Wissen, wie beispielsweise die Frage danach, ob das Rauchen im Taxi erlaubt ist.
Eine Voraussetzung für die Einführung der Prüfung ist eine Anpassung der Fahrerlaubnis-Verordnung, die in Hamburg von Verkehrssenator Anjes Tjarks unterstützt wird. Bis das Thema geklärt ist, muss die Frage, wann es so weit ist, mit ’schnellstmöglich‘ beantwortet werden. Die Fahrer können sich aber schon jetzt mit der kostenlosen App Taxi Trainer auf die Prüfung einstimmen. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Kleine Fachkunde KI generiert







