Der österreichische Spezialist für Vermittlungssoftware hat mit der „FMS-Academy“ ein neues Veranstaltungskonzept etabliert. In einem eintägigen Workshop werden mit Vertretern der Taxizentralen die technischen Möglichkeiten besprochen, mit denen sich die Fahrtenvermittler fit für die Zukunft machen.
„Wichtig ist bei diesen Veranstaltungen, dass die Taxizentralen neben den technischen Produktinformationen auch den Austausch untereinander pflegen können“, beschreibt FMS-Geschäftsführer Robert Abel das Ziel dieser Treffen.
Deshalb kommen hier auch nur maximal zwanzig Personen aus rund zehn Zentralen zusammen. Vor kurzem habe man das mit Fahrtenvermittlern aus den Benelux-Staaten veranstaltet, am vergangenen Donnerstag nun traf man sich mit Taxizentralen aus dem nord-, ost- und westlichen Raum. Vertreten waren die Städte Bremerhaven, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, Mönchengladbach, Münster, Osnabrück, Wolfsburg und Wuppertal. Gastgeber war die Bielefelder Taxizentrale Bieta, in deren Räumen der Workshop abgehalten wurde.
Thematisch war der Workshop in drei Bereiche aufgeteilt: Cloud-Server, neue Fahrer-App und Digital Billing. Bei letzterem geht es um nichts Geringeres, als den gesamten Abrechnungsprozess in allen Zentralen zu digitalisieren. „Wir müssen weg von den Papiercoupons, die sich in den Zentralen immer noch stapeln“, bringt es Abel auf den Punkt. Das jetzige Abrechnungsprozedere bringe Taxizentralen zunehmend in Schwierigkeiten. „Auf der einen Seite müssen die Taxiunternehmer für ihre absolvierten Rechnungsfahrten schnell ausbezahlt werden, andererseits kommen sie personell kaum hinterher, die Beträge bei den Rechnungskunden einzufordern. Folglich geht es künftig darum, jede Rechnungsfahrt vollständig zu digitalisieren.“
FMS hat mit der Entwicklung der TaBeA-Plattform für die Deutsche Bahn die technischen Voraussetzungen bereits gebaut. „Die dortige vollständige Digitalisierung einer Rechnungsfahrt per QR-Code kann man mit jeder anderen Rechnungsfahrt auch machen“, lautet das Fazit von Michael Weiss, Geschäftsführer von FMS / Austrosoft und Mitgründer der App taxi.eu.
Bestätigt bekam er das von den Taxizentralen aus Düsseldorf und Wuppertal, wo das „Digital Billing“ bereits im Einsatz ist. Sie konnten beim Workshop von ihren Erfahrungen berichten, womit gleichzeitig der Charakter dieser FMS-Academy deutlich wurde. „Wir stellen die technische Verfügbarkeit“, sagt Abel. Funktionieren kann es aber nur, wenn die praktische Seite auch greift, sich die Zentralen gegenseitig bei der Organisation helfen und Tipps geben. So wurde beim Treffen am Donnerstag beispielsweise besprochen, wie man langjährig verwendete Kundenkarten digitalisiert, ohne den Stammkunden zu verlieren. Ebenso ging es auch um die Fragestellung, was diese Form der Abrechnung für die Fahrer bedeutet und wie man sie schulen kann und muss.
Der Fahrer stand auch beim zweiten Thema der FMS-Academy im Fokus. FMS hat eine neue Version seiner Fahrer-App entwickelt, die auf ganz einfache Anwendung gebaut ist. Fahrer, die von Uber bzw. Bolt ins Taxi wechseln, sind von dort einfache und simple Bedienfunktionen gewöhnt. Das werde die neue Version der Fahrer-App künftig auch erfüllen. Vorteil laut Abel: Schnelle Schulungen und mehr Auswahl bei der Personalsuche. Das wissen auch die angeschlossenen Taxibetriebe zu schätzen.
Bereits gleich zu Beginn des Workshops hatten die rund 20 Teilnehmer den (gedanklichen) Sprung nach Frankfurt gemacht. Dort steht der Amazon Web Service (AWS), ein BSI/C5-zertifiziertes Rechenzentrum. FMS hat dort ein Jahr lang eine eigene Cloud aufgebaut, die im Sommer erstmals in Betrieb gehen wird. „Weg vom eigenen Server, rein in die Cloud“, lautet dann das Motto für die FMS-Zentralen. „Die Zentralen benötigen dann nur noch einen Internetbrowser für PC, ein Tablet oder auch nur noch ein Smartphone. Alles andere ist in der Cloud ausgelagert“, berichteten Abel und Weiss. Auch die Telefonie, die jetzt sowieso schon über Voice over IP in den Zentralen digitalisiert wird (Stichwort Call-Bot), wird in der Cloud untergebracht sein.
Die Zentralen können somit künftig auf eine eigene und aufwändige Netzwerktechnik verzichten. Noch wichtiger: Sie müssen sich dann auch nicht mehr um sichere Firewalls kümmern. „Als Technikbetreiber mieten wir bei AWS ein Abwehrpaket. Wenn die Betreiber des Rechenzentrums dann feststellen, dass eine Zentrale bzw. deren App gehackt wird, werden sofort die nötigen Abwehrmechanismen aktiviert“, schildert Abel.
Wie wichtig solche Schutzmaßnahmen sind, demonstriert FMS am Beispiel der App taxi.eu: Eine App, die ein substanzielles Fahrtvolumen in Europa generiert, gerät damit auch in den Fokus der Hacker. „Wir reden hier nicht von Attacken, die den Server verschlüsseln, sondern von Angriffen mit dem Ziel, den Service lahmzulegen“, berichtet Weiss. „Die Hacker schicken so viele Anforderungen an den Server, bis die App steht. Solche Angriffe sind im Darknet simpel zu beauftragen. Das ist die Realität der heutigen Wirtschaft.“
Solche Angriffe könne man als Zentrale alleine gar nicht mehr abwehren. „Das erreicht auch ein Level, wo wir als FMS mit 55 Mitarbeitern an die Grenzen kommen“, gibt auch Robert Abel zu.
Spätestens bei diesem Punkt wurde den Teilnehmern der FMS-Academy klar, welche großen Herausforderungen auf die Taxizentralen zukommen, um fit für die Zukunft zu sein. „Es ist wichtig, dass wir als Zentralen-Verantwortliche solche Veranstaltungen für den Austausch untereinander – aber auch mit unserem Dienstleister nutzen“, resümierte ein Teilnehmer. Woraufhin Abel versprach, in diesem Format weitere Veranstaltungen zu organisieren. Als nächstes werde man Taxizentralen in Süddeutschland einladen. jh
Beitragsfoto: FMS
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