Am 26. September ist Super-Wahltag. Deutschland wählt nicht nur einen neuen Bundestag, in einigen Ländern werden auch neue Landesparlamente gewählt. Berlin gehört dazu. Und Berlins SPD-Chefin Franziska Giffey möchte Regierende Bürgermeisterin werden – die erste in der Geschichte der Stadt. Der Wahlkampf hat längst begonnen. Eine Station dabei war am vergangenen Freitag Taxi Berlin.
Kleine Details können entscheiden und Franziska Giffey versteht ihr Geschäft. Das ist gar nicht negativ gemeint. Wer sich anschickt, das Rathaus einer Millionenmetropole wie Berlin übernehmen zu wollen, muss Menschen für sich gewinnen können. Das kann sie. Egal, ob sie ohne Fahrer im eigenen Kleinwagen zum Termin im Berliner Taxizentrum in der Persiusstraße anreist oder ohne Probleme mit den Männern hinterm Steuer ins Gespräch kommt – ihre Fragen sind ernst gemeint.
Die hat kein Referent aufgeschrieben, auch nicht der sie begleitende Berliner SPD-Co-Vorsitzende Raed Saleh. So will die SPD-Spitzenkandidatin unter anderem wissen, was es mit Bus auf sich hat. Sie lernt, dass die Taxi-„Innung“ damit im Auftrag der hauptstädtischen Verkehrsbetriebe BVG diverse Linien fährt. „Sind die immer so sauber?“, fragt sie schelmisch und hat die Lacher sofort auf ihrer Seite. Auch das Interesse an dem London Cab ist nicht gespielt: Von den Einstiegsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer bis zur Bezahlfunktion im Fond – alles nimmt sie genau unter die Lupe. Und ist angesichts des Preises für den Wagen sichtlich beeindruckt. Wie in der Überschrift angedeutet: Kleine Details können entscheiden – die Männerrunde auf dem Hof des Taxizentrums hat Franziska Giffey jedenfalls schnell erobert.
Konkrete Versprechen – mit Umsetzung schon vor der Wahl im Herbst
Wie die Wahl letztlich ausgeht, dazu wird niemand Wochen und Monate vor der Abstimmung eine verlässliche Prognose abgeben. Jetzt muss gehandelt werden, macht das Taxigewerbe immer wieder deutlich. Die Flut der Mietwagen auf hauptstädtischen Straßen nähert sich der Marke von 5.000, offenbar werden es jeden Tag mehr.
Dagegen nimmt die Zahl der Taxis weiter ab. „Wir verlieren jeden Tag zwei oder drei Fahrzeuge“, beschreibt „Innungs“-Chef Leszek Nadolski die Situation. Hermann Waldner, Inhaber von Taxi Berlin, bringt es auf den Punkt sagt: „Das Taxigewerbe geht wirklich dramatisch runter, wenn man da nicht eingreift!“
Die SPD-Spitzenleute machen sich eifrig Notizen. Immer wieder wird das Beispiel Hamburg genannt, dort läuft vieles anders. „Was man machen kann, ist, dass man die Mietwagenbetriebe besser kontrolliert. Dass man diese Konzessionen nicht einfach wie Chips verteilt“, fordert Waldner. Die Zahlen leuchten jedem ein: Wenn ein Mietwagenfahrer billiger als ein Taxi unterwegs sein will und von seinen Einnahmen etwa ein Viertel oder noch mehr an den Vermittler weiter reichen muss, dann bleibt davon nicht viel übrig. „Von zehn verdienten Euro sind es im Durchschnitt drei, die dem Fahrer bleiben“, rechnet die Runde vor.
Franziska Giffey schüttelt mit dem Kopf und verweist auf die SPD-Maxime: „Wir wollen gute Arbeitsbedingungen und nicht Ausbeutung. Und das heißt fairer Wettbewerb mit anderen Anbietern in der Stadt.“ Raed Saleh wird noch deutlicher und verspricht: „Was wir machen werden, das kann ich fest zusagen, ist, dass wir uns Hamburg noch einmal genauer anschauen. Wir wollen von Hamburg lernen, warum nicht? Das ist unsere Schwesterstadt quasi! Wenn man sagt, man kann einiges übernehmen – ehrlich gesagt: Dann sollten wir das tun!“ Das Gewerbe wartet nur auf solche Unterstützung und wird auf die Einhaltung dieses Versprechens pochen.
Das Impftaxi – ein voller Erfolg
Was das Gewerbe auf die Beine stellen kann, hat es mit den Fahrten für Seniorinnen und Senioren zu den Impfzentren in Berlin bewiesen. Eine Erfolgsgeschichte! „Da kann man ja als Stadt nur sagen, dass diese Vereinbarung mit dem Taxigewerbe wirklich dazu beigetragen hat, dass ganz viele Menschen gut zum Impfen gebracht worden sind. Und da kann man auch mal danke sagen dafür, dass das so gut gelungen ist und organisiert war“, gibt Franziska Giffey im abschließenden Interview zu Protokoll. Da war sie auch wieder, die Charme-Offensive.
Das Fazit dieses Nachmittags könnte lauten: Die Botschaft, dass es für Taxigewerbe fast schon zwei Minuten nach zwölf ist, ist angekommen. Nun müssen die Probleme endlich angegangen werden. Matthias Tüxen
Das Beitragsfoto zeigt Jens Schmiljun (links) von Taxi Berlin und Leszek Nadolski (rechts) von der Innung des Berliner Taxigewerbes e.V. als Gastgeber für Franziska Giffey und Raed Saleh.
Blablabla. Die Münchener SPD hat auch laut getönt: wir stehen hinter dem Taxigewerbe und unterstützen es. Ich sehe jeden Tag neue Uber Fahrzeuge!!! Ist das die versprochene Hilfe??? Die Versprechen gelten bis zur Wahl und sind dann ganz schnell vergessen ( siehe OB Reiter München ) .