Hamburg, Berlin, seit dieser Woche München. Scheibchenweise startet Free Now in den deutschen Großstädten seine Mietwagenvermittlung. Nach und nach werden auch die Konditionen deutlich.
Gerüchteweise tut sich Free Now schwer, für das Münchner Mietwagenangebot genügend Mietwagenunternehmer zu finden, um auf eine ausreichend große Flotte zu kommen. Deshalb versucht man weiterhin sehr intensiv, Taxiunternehmer zum Umstieg auf Mietwagen zu bewegen. Gelockt werden diese mit der Zusage, dass man während der ersten drei Monate jede Fahrt mit 15 Euro vergütet, wie ein Unternehmer gegenüber Taxi Times verrät, der an einem der zahlreichen veranstalteten Infotreffen teilgenommen hat. „Egal, wie lange die Fahrt ist und welchen Fahrpreis der Fahrgast dafür bezahlen muss.“ Zusätzlich verspricht Free Now den Mietwagenunternehmern und deren Fahrern Zuschläge zwischen 2 und 20 Euro als Bonus, wenn man in der High-Time Aufträge annimmt oder die Fahrtstrecke unter drei Kilometern liegt.
Später will man eine Provision von 25-27 Prozent des Fahrpreises kassieren. Zum Vergleich: Bei vermittelten Taxifahrten kassiert Free Now sieben Prozent.
Man schätzt, dass man in München zunächst mit 300 Mietwagen startet und 8-10 Fahrten pro Tag vermittle. Viele dieser Fahrten dürften Bestellungen von ursprünglichen Taxikunden sein, denn Free Now macht keinen Hehl daraus, dass man speziell die bisherigen Nutzer der mytaxi-App gezielt ansprechen und in den Mietwagen locken will: „Auch wenn ein Taxi bestellt wird, wird der Fahrpreis für Mietwagen (der natürlich billiger ist) eingeblendet. Wenn trotzdem ein Taxi bestellt wird, kommt am Ende der Fahrt „die Fahrt hätte mit Mietwagen xxx gekostet“ aufs Handy des Kunden“, heißt es in einem Taxi Times vorliegenden Gedächtnisprotokoll aus einer Free Now-Infoveranstaltung.
Zum Start in München wurden die beiden dortigen Taxizentralen und der Taxiverband München schriftlich bzw. telefonisch von Free Now informiert: „Ride bringt den Mietwagen mit Fahrer, was die Taxibranche verständlicherweise kritisch sieht. Wir sehen jedoch keine andere Möglichkeit, da wir unserem amerikanischen Wettbewerber den Ridehailing-Markt nicht überlassen wollen und werden“, schreibt beispielsweise der Free Now Manager Alexander Mönch. Gleichzeitig betont man auf den besagten Infoveranstaltungen immer wieder, dass man für das Taxi aufgrund der zu erwartenden PBefG-Änderungen keine Zukunft mehr sehe. jh
Anmerkung der Redaktion: Free Now gibt dem Taxi also keine Zukunft mehr, weil man PBefG-Änderungen zum Nachteil des Taxigewerbes erwartet. Wer, wenn nicht Daimler, könnte seinen politischen Einfluss auf das Bundesverkehrsministerium im Sinne des Taxigewerbes geltend machen? Dass man bisher öffentlich an keiner Taxidemo teilgenommen hat, stattdessen aber den Taxibetreibern einzureden versucht, dass es bald keine Rückkehrpflicht mehr gibt, lässt erahnen, wer wirklich hinter den Scheuer´schen Eckpunkten steht. Für den Staat selber scheint es auch finanziell ganz interessant zu sein: „Ist das Taxigewerbe erstmal in den Sand gesetzt, werden anstelle von sieben Prozent künftig 19 Prozent Steuern einkassiert“, mutmaßt ein Taxi Times Leser.
Wer aber trägt den finanziellen Verlust durch die Dumpingpreise? Es ist zu befürchten, dass dies am Ende der Steuerzahler sein wird. Für jede Taxifahrt erhält der Fahrtenvermittler eine Provision von sieben Prozent vom Taxiunternehmer. Bei 20 Euro Fahrtwert sind das 1,40 Euro. Für jede Mietwagenfahrt ist eine Provision von 25-27 Prozent vereinbart. An einer ins Mietwagengewerbe vermittelten Fahrt für 10 Euro (50 Prozent Rabatt für den Kunden) verdient Free Now somit 2,70 Euro, also fast doppelt so viel.
Nun dauert aber eine 20-Euro-Fahrt mit dem Taxi im staugeplagten Stadtverkehr erfahrungsgemäß 30 Minuten. So lange braucht auch der billigere Mietwagen, der für zehn Euro fährt. Mit 10-Euro-Touren für 30 Minuten kann der Unternehmer nach Abzug der Provision also maximal 14,60 Euro Umsatz pro Stunde machen, netto 11,83 Euro. Das deckt nicht einmal den Mindestlohn für den angestellten Fahrer, von den angefallenen Fahrzeugkosten ganz zu schweigen.
Für die Zukunft kann solch ein Preismodell also nur bedeuten, dass entweder die Verbraucherpreise drastisch angehoben werden müssen (womit dann die gesicherte Daseinsvorsorge wegfällt) oder aber die scheinselbständigen Mietwagenpartner von Free Now in prekäre Arbeitsverhältnisse getrieben werden. Was wiederum bedeutet, dass sie beim Sozialamt Unterstützung beantragen müssen. Daimler schröpft den Sozialstaat, man muss es so deutlich sagen. Solche „Uber-Samariter“ braucht weder das Personenbeförderungsgewerbe, noch die Gesellschaft.
Hinweis in eigener Sache: Diese Meldung können Sie auch in unserer Taxi Times-App nachlesen. Jetzt kostenlos runterladen.
Aktuell werden die FREE NOW Vertragspartner mit deftigen Subventionen bei Laune gehalten. Mal schauen wie lange Mercedes und BMW dieses Zuzahlgeschäft stemmen können – beides sind Aktiengesellschaften und letztlich waren die Ausflüge Mercedes – Chrysler und BMW – Rover satte Pleiten – beide Fusionen endeten in kostspieligen Trennungen
An alle Freenow-Taxi-Partner, die es noch nicht verstanden haben…
Das Freenow-Taxi steht an erster Position vor einem renomierten Hotel. Die Drehtür bewegt sich, es kommen Gäste mit Gepäck und steuern auf dieses Taxi zu.
Ein Mietwagen mit Freenow-Werbung an der Tür fährt vor diesem Taxi vor, der Fahrer steigt aus, öffnet den Kofferraum, begrüßt „seine Fahrgäste“ und läd das Gepäck ein.
Der Fahrgast erkundigt sich noch schnell, ob die Fahrt zum Flughafen wirklich nur 40 €, statt 70 € mit dem Taxi, kostet. Der Fahrer bestätigt den Preis, lässt „seine Fahrgäste“ einsteigen, zwinkert dem Freenow-Taxifahrer noch kurz zu und fährt davon.
Was sich wir ein Szenario aus New York anhört, wird sehr schnell tägliche Realität in deutschen Städten sein.
Also, aufwachen und sich den echten Taxi-Apps der Zentralen anschliessen, die vermitteln nämlich nur Taxen!
Der Verstoß gegen die Rückkehrpflicht wird nach Jahrzehnten, endlich öffentlich angeprangert
Die „Rabattierung“ sollte von Juristen überprüft werden, aus meiner Sicht handelt es sich hier um unlauteren Wettbewerb!.
Hat jemand schon mal rechtlich überprüfen lassen, ob es korrekt ist, auch 7% Provision vom Trinkgeld zu nehmen?
Und nimmt jetzt Free Now auch 25% -27% vom Trinkgeld der Mietwagenfahrer?
Und was ist mit den Hunderten von Fehlfahrten, die ich hatte`? Da soll Free Now auch mal die Anfahrtskosten bezahlen. Können sie sich ja von den Kunden wiederholen oder denen auch rabattieren, mir egal.