Bisher war es nur eine Ankündigung, seit dieser Woche ist es in die Praxis umgesetzt: Fahrten, die in Stuttgart und einigen Umlandgemeinden über die App von Free Now bestellt werden, werden direkt an die Stuttgarter Taxizentrale TAZ weitergeben und dort an die angeschlossenen Fahrer vermittelt.
Mit einer gemeinsamen Pressemitteilung haben Free Now und die Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart (TAZ) die praktische Umsetzung ihrer im Sommer öffentlich gewordenen Kooperation bekannt gegeben. Man werde ab sofort alle Free-Now-Taxibestellungen In Stuttgart und zwei angrenzenden Gemeinden über die TAZ vermitteln lassen. Pro Auftrag berechnet Free Now dafür eine prozentuale Vermittlungsprovision an die TAZ, zu deren Höhe beide Seiten jedoch Stillschweigen vereinbart haben, die aber laut Insiderangaben im einstelligen Bereich liegt. Technisch möglich wird dies über eine Schnittstelle, die von Free Now und FMS entwickelt wurde. Von FMS stammt die Software, über die alle Fahrten und die daran hängende Verwaltung abgewickelt werden.
Die Kooperation sei eine Win-win-Situation, heißt es in der Pressemeldung. „Für die Fahrgäste bedeutet sie eine bessere Verfügbarkeit von Taxis, kürzere Wartezeiten und einen noch zuverlässigeren Service. Die Taxiunternehmen profitieren von einer besseren Auslastung, weniger Leerzeiten und einer einfacheren, digitalen Auftragsabwicklung. Durch die Kooperation verringert sich die durchschnittliche Wartezeit auf ein Taxi auf nicht mehr als drei Minuten.“
Die Stuttgarter Zeitung, die über die neue Partnerschaft der beiden früheren „erbitterten Gegner“ in dieser Woche ausführlich berichtet, konkretisiert den Wert dieser schnellen Verfügbarkeit eines bestellten Taxis: Bisher habe die maximale Vermittlungszeit bei der TAZ bei sechs bis acht Minuten gelegen (in der Innenstadt bei drei Minuten) und bei Free Now bei vier Minuten, wobei letztere angaben, dass es an den Stadträndern auch länger gedauert habe.
Als weitere Vorteile sehen die TAZ und Free Now in ihrer Kooperation einen verlässlichen Kundenservice, eine bessere Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und ein klares politisches Signal. TAZ-Vorstand Iordanis Georgiadis, den in der Taxibranche alle nur „Danis“ nennen, sowie Free-Now-Präsident Alexander Mönch wollen gegenüber der Stadtverwaltung und den Kommunalpolitikern eine klare Linie vertreten. Gemeinsam wollen sie für einen fairen Wettbewerb und gegen Sozialdumping eintreten. „Unsere gebündelte Stimme hat deutlich mehr Gewicht“, betont Mönch.
Für Danis ist wichtig, „jede Fahrt für unsere Kunden so angenehm wie möglich zu gestalten und das Taxifahren als erste Wahl für die individuelle Mobilität in Stuttgart zu etablieren“. Im Zuge der Kooperation werde man künftig die Kundenbewertungen gemeinsam auswerten, die über die Apps der TAZ (taxi.eu) wie auch von Free Now eingehen. Mithilfe eines „modernen Qualitätsschulungskonzepts“ wolle man auf solche Bewertungen eingehen.
Die Kooperation wird ab sofort auch auf den Straßen Stuttgarts sichtbar sein: In Stuttgart fahren bereits zahlreiche Taxis mit einer Außenwerbung, auf der beide Bestellwege angezeigt werden: die Telefonnummer der TAZ und die App von Free Now. „Wir wollen zeigen, dass hier zwei starke Partner an einem Strang ziehen – für besseren Service und mehr Sichtbarkeit des Taxis im urbanen Raum“, erläutert Alexander Mönch die Absicht hinter dieser Kampagne.
All diese Vorteile und Willenserklärungen haben sowohl Danis als auch Mönch bereits im Sommer erläutert, als man die Kooperation öffentlich bekannt gemacht hat. In einem exklusiven Interview mit Taxi Times haben die beiden den Werdegang und die Motivation für diesen gemeinsamen Weg erläutert, der innerhalb der Branche durchaus kritisch gesehen wird.
Danis hatte in dem Interview betont, dass die Gespräche mit Free Now gegenüber den Mitgliedern der TAZ sehr transparent kommuniziert worden sind und sich bei einer Abstimmung 74,4 Prozent der Genossenschaftsmitglieder für eine solche Kooperation ausgesprochen hatten. „Es war auch eine Zustimmung zu unserer Vision, uns als Taxizentrale in den nächsten fünf Jahren so aufzustellen, dass wir auch die Kunden ansprechen, die digital unterwegs sind“, hatte Danis im Interview erläutert. Das komplette Interview ist in der Taxi-Times-Printausgabe vom dritten Quartal 2024 nachzulesen (bestellbar per Mail an [email protected]).
Die Zustimmung von den Stuttgarter Taxiunternehmern wird auch in oben angesprochenen Bericht der Stuttgarter Zeitung deutlich. Dort wird ein Stuttgarter Taxiunternehmer zitiert, der seit 25 Jahren für die TAZ fährt und aktuell oft sieben Tage die Woche arbeiten muss, um genügend Geld zu verdienen. Er hofft nun, dass ihm die neue Kooperation mehr Kunden als bisher bringt. jh
Beitragsfoto: Free Now
Es fehlt die Information, wie die Vergütung für freenow geregelt ist. Muss der Taxibetrieb trotzdem 15% an Freenow abdrücken?
Liebe Taxi-Times-Leserin, danke für den Hinweis. Wir haben die Info heute, am 7.11.24 im ersten Absatz ergänzt.
legt ihr euch wieder mit euren Feinden ins Bett??? Habt ihr vergessen was my Taxi mit uns gemacht hat??? Bin ja gespannt, wie das wieder endet. Vielleicht mit einer Zusammenarbeit zwischen Free Now und Uber????
Hallo, heißt aber wohl, jedes Taxi muss jetzt bei der TAZ Stuttgart Anschlusspartner sein um FreeNow Aufträge zu bekommen und vermutlich monatliche Festbeträge an die TAZ bezahlen? Nur alleine für FreeNow fahren und fahrtabhängige Vermittlungsgebühr bezahlen ist dann wohl dort Geschichte?
Ja, so ist es. Im Interview mit Taxi Times in der Printausgabe vom 3. Quartal haben das Danis von der Taxizentrale Stuttgart und Herr Mönch bestätigt.
Was ist der Unterschied zwischen einem Ei und einem Taxifahrer? Richtig; ein Ei kann nur einmal in die Pfanne gehauen werden…
Es muss doch jedem klar sein, dass der Wettbewerber die Taxis benutzt, um selbst groß und stark zu werden! Warum ist denn jetzt auf einmal der Service besser und die Taxis schneller beim Kunden? Es sind doch die gleichen Fahrzeuge. Vielleicht stimmt in der Stuttgarter Taxizentrale etwas nicht. Oder ist jemand mit FreeNow verwandt oder verschwägert? Scheint, als ob da jemand mauert…