Das machen die doch längst, will man jetzt einwerfen. Stimmt, aber Toyota macht bisher nichts anderes als viele andere Autohersteller. Sie bauen schöne Autos, die man auch als Taxi einsetzen kann. Toyota will aber ein eigenständiges Taxi auf die Räder stellen, und zwar das Taxi der Zukunft.
In Zusammenarbeit mit dem japanischen Taxiverband soll ein universelles, benutzerfreundliches, komfortables und sicheres Taxi entwickelt werden, das dereinst auch autonom fahren kann. Warum ist da keiner schon früher drauf gekommen?
So etwas hat es schon öfter gegeben als man denkt. Die New Yorker Yellow Cabs von Checker und die schwarzen London Taxis von Austin und Fairway waren echte Taxis. Diese Autos wurden von Taxiunternehmen oder in enger Zusammenarbeit mit Taxiunternehmen entwickelt. Die ersten Bilder von Toyotas Neuentwicklung sehen dem London Taxi verdammt ähnlich.
Auch in Deutschland hat es schon Entwicklungsaufträge von speziellen Nutzern an Fahrzeughersteller gegeben. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ließ die Post bei Volkswagen einen kleinen Transporter für ihre Landzusteller entwickeln und bauen. Das Ding wurde als „Fridolin“ bekannt. Vorn sah es aus wie ein Variant, hinten wie ein Transporter T2. Die Post hat es gerade wieder getan. Die ersten „Street Scooter“ mit Elektroantrieb kommen gerade auf die Straße.
Selbst ein spezielles Taxi ist in Deutschland schon entwickelt worden. In der Nachwendezeit in den 90ern hat das untergehende Trabbi-Werk Sachsenring Zwickau den „Uni1“ vorgestellt. Das war ein geräumiger Siebensitzer mit Alu-Karosserie und einem Diesel-Hybrid-Antrieb. Der Prototyp war auf verschiedenen Automessen zu sehen – und fand keinerlei Beachtung. Der Uni1 ist nie in Serie gegangen. Er war seiner Zeit zu weit voraus.
Aber die Zeiten ändern sich. Das Checker Taxi wird nicht mehr gebaut. Großvolumige 6- und 8-Zylinder Benziner passen nicht mehr. Das London-Taxi unter chinesischer Regie von Geely wird neu aufgelegt, soll sogar elektrisch fahren mit Range Extender. Das Toyota-Projekt ist vielversprechend. Warum kommt da in Auto-Land Deutschland keiner drauf?
Wenn man sich auf unseren Straßen einmal umsieht, wird man feststellen, dass die zum Taxi zweckentfremdeten Luxus-Limousinen immer mehr aus der Mode kommen. Viel Taxis sehen dem vergessenen Uni1 sehr ähnlich. Die Autos, die heutzutage als Taxi bei uns eingesetzt werden, haben alle irgendetwas an sich, was man in einem Taxi nicht gebrauchen kann.
Warum geht keiner hin und sagt, was ein Taxi können muss und wie es beschaffen sein soll, um dann Einen zu suchen, der es baut? Der Deutsche Taxi- (und Mietwagen)verband BZP könnte beratend unterstützen. Und einen kompetenten Technikpartner, der aus dem FF weiß, was in ein Taxi gehört, haben wir auch – das Unternehmen Intax an der südlichen Nordsee. Aber die entwickeln im Moment fast nur Taxipakete für die Importeure – unter anderem auch für Toyota. Keine Taxis der Zukunft, „nur“ Prius+ und Co.
Wilfried Hochfeld
Fotos: Deutsche Post, Sachsenring, Toyota