Das von der Berliner BVG und Mercedes angebotene Ride-Sharing Produkt „Berlkönig“ wurde um eine „Berl-Queen“ erweitert. Das provoziert nicht nur die Taxibranche, sondern stößt auch bei der Politik auf Unverständnis.
Goldene Felgen und goldene Außenspiegel, dazu goldene Flecken auf dem Lack. So präsentiert sich aktuell ein Mercedes Vito mit Elektroantrieb in der Bundeshauptstadt. Das Fahrzeug ist laut Berliner Zeitung „BZ“ der Star unter der aktuellen Berlkönig-Flotte, die derzeit mit 131 Fahrzeugen innerhalb der Berliner Szeneviertel unterwegs ist.
Berlkönig ist das Ride-Sharing-Projekt, das von der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG gemeinsam mit dem Daimler-Ableger Via betrieben wird, weshalb natürlich auch nur Mercedes-Vito zum Einsatz kommen. Wie auch Moia oder CleverShuttle wird die Möglichkeit, Fahrten zu teilen, auch bei Berlkönig nur in den lukrativsten Gegenden und zu den lukrativsten Zeiten angeboten – genehmigt im Schnellverfahren von der gleichen Behörde, die anderseits eine vom Taxigewerbe beantragte Tariferhöhung seit über einem Jahr unbearbeitet liegen lässt.
Von Anfang an hatte man dabei versprochen, durch die Fahrtenteilung weniger Individualverkehr auf der Straße zu haben und noch dazu umweltfreundlich unterwegs zu sein. Die Realität sieht anders aus: Über die Anzahl an geteilten Fahrten gibt es keine Angaben und zum Einsatz kommen dieselbetriebene Vans.
Die jetzt vorgestellte Berl-Queen allerdings fährt elektrisch. Um das marketingmäßig hervorzuheben, hat man sich für die goldene Ausführung entschieden, die nicht nur außen, sondern auch innen zum Tragen kommt. Auf den Kopfstützen und den Fußmatten ist eine Krone aufgestickt, die Ledersitze sind rot, selbst die Gurte haben eine goldene Verkleidung bekommen. Die Marketingleute seien stundenlang beim Polsterer gesessen, um die richtigen Fäden zum Purpurleder auszusuchen, berichtet die BZ und weist darauf hin, dass die elektrische Königin unter den Diesel-Pendants nicht gesondert bestellt werden kann, sondern in der Flotte mitfährt. Wer allerdings das Glück hat, so die BZ, die Berl-Queen zu erwischen, fährt bis 15. Mai dann sogar kostenlos.
Der Marketing-Gag der BVG stößt innerhalb der SPD auf große Kritik. Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner Landes-SPD, rät in einer offiziellen Stellungnahme der BVG, sich mehr ihrer Kernaufgabe zu widmen: „„Als würde der BerlKönig nicht schon genug ÖPNV und Taxigewerbe kannibalisieren, kommt nun auch noch die BerlQueen, in der Vorstellung der BVG sein weibliches Pendant. Anstatt Unsummen in die fragwürdige, klischeebeladene Vermarktung von motorisiertem Innenstadtverkehr zu stecken, soll sich die BVG besser ihrer Kernaufgabe widmen und den ÖPNV stärken.“ jh
Anmerkung der Redaktion: Was die BVG-Pressesprecherin als „Werbegag“ verkauft, geht als Schuss nach hinten los, denn das anfängliche vollmundige Versprechen, mit umweltschonenden Antrieben unterwegs zu sein, konnte bisher nicht eingelöst werden. Still und heimlich hat man anstatt der versprochenen Elektro-B-Klassen 131 Diesel-Vitos eingesetzt. Und anstatt jetzt wenigstens ebenso unbemerkt eine Elektroflotte parallel aufzubauen, hält man es für witzig, das EINZIGE E-Fahrzeug der Flotte zu vergolden. Das ist kein Werbegag, das ist schwarzer Humor in Perfektion.
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Kauft alle mal weiter die Taxen mit dem Stern! Aber denkt daran, irgendwann in naher Zukunft könnt ihr diese dann als Mietwagen steuern oder besser direkt für Daimler! In welcher Form auch immer.
Unfassbar Dumm. Die BVG wird subventioniert vom Steuerzahler und kannibalisiert dann den Öpnv. Die zuständige Behörde gibt denen dann die Zulassung. Man sollte das Trinkwasser dieser Behörde dringend untersuchen. Da liegt doch so vieles im Argen.
Ich glaube gehört zu haben, dass die BVG 170 Millionen pro Jahr bekommt! Vom Senat.Die sollen in Bus und Bahn investieren.