Die Angehörigen eines Todesopfers haben nicht nur einen schweren Schicksalsschlag zu bewältigen, sondern sind zudem mit enormen Kosten konfrontiert. In Berlin ist schnell finanzielle Unterstützung angelaufen.
Eigentlich sollte gestern ein unbeschwerter Abend für das Berliner Taxigewerbe werden. Im Cinéma Paris am Kurfürstendamm lief ein Preview, eine Vor-Aufführung des neuen Kinofilms „Im Taxi mit Madeleine“, der bereits vorab große Wellen geschlagen hatte (mehr dazu hier).
Nach den traurigen Meldungen der Ostertage war der Abend von dem tödlichen Gewaltverbrechen an dem 53-jährigen Berliner Kollegen Mustafa A. überschattet. Das Kino, in dem gestern Abend 200 Plätze für Taxigewerbe, Landespolitik und Presse reserviert war, konnte so immerhin für eine Gedenkminute und für einen öffentlichkeitswirksamen Spendenaufruf genutzt werden.
Leszek Nadolski, erster Vorsitzender der Berliner Taxi-„Innung“, und Hermann Waldner, Geschäftsführer der Funkzentrale Taxi Berlin, drückten den Angehörigen des getöteten Kollegen – zwei Nichten waren anwesend – in ihren Ansprachen nochmals ihr Mitgefühl aus und riefen die Öffentlichkeit zu Spenden auf, um die Hinterbliebenen zu unterstützen. Waldner gab außerdem bekannt, dass sowohl die TAXIstiftung Deutschland als auch der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein – in beiden Organisationen gehört Waldner dem Vorstand an – der Familie von Mustafa A. finanzielle Unterstützung leisten werden. Beide Organisationen helfen Taxifahrinnen und Taxifahrern, die Opfer einer Straftat geworden sind, bzw. deren Angehörigen.
Waldner sagte später: „Kein Geld kann den Verlust eines Menschen ausgleichen, doch oft wird vergessen, dass den Hinterbliebenen zusätzlich zu dem schweren Schicksalsschlag meist Kosten in immenser Höhe entstehen, die die Situation nochmals verschlimmern. In diesem Fall ist auch die Überführung des Leichnams in die Türkei, wo Mustafa A. beerdigt werden soll, mit sehr hohen Kosten verbunden.“
Um die Solidarität mit dem Kollegen zu betonen, hat Waldner beschlossen, dass Taxi Berlin zusätzlich 5.400 Euro an die Familie spenden wird – für jedes Berliner Taxi symbolisch einen Euro. „Mit dieser Unterstützung wollen wir nicht nur den Hinterbliebenen ein Stückweit helfen, das Geschehene zu verkraften, sondern auch die Geschlossenheit des Gewerbes demonstrieren.“
Waldner rief auch öffentlich zu Spenden an die Hinterbliebenen auf.
Spendenkonto:
Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein e. V.
Berliner Volksbank eG
IBAN: DE69 1009 0000 5416 3040 00
BIC: BEVODEBB
Wenn auf dem Überweisungsträger im Feld Verwendungszweck das Wort „Spende“ sowie Name und Adresse des Spenders stehen, so sendet der Verein eine Spendenbescheinigung zu.
Inzwischen hat der Fall aus Berlin-Grunewald die Medien weit über die Hauptstadt hinaus erreicht. Immer mehr Einzelheiten werden bekannt. Offensichtlich geriet der in Berlin getötete Fahrer durch Zufall an den Täter, der zuvor in Belgien seine Lebensgefährtin ermordet haben soll und deshalb polizeilich gesucht wurde. Anscheinend führte seine Flucht ihn unter anderem nach Berlin, wo er am Bahnhof Südkreuz in ein zufällig bereitstehendes Taxi stieg – das von Musata A. Nach der brutalen Messerattacke soll er zu dem Bahnhof zurückgekehrt sein. Da einige Medien von „Super-Recognizern“ sprechen, die in großen Menschenmengen Personen wiedererkennen können, und von visuellem Material die Rede ist, ist zu vermuten, dass der Mann, nach dem aktuell gefahndet wurde, auf Videoaufnahmen vom Bahnhof Südkreuz erkannt wurde. Er sitzt in Schleswig-Holstein in Untersuchungshaft. Gegen ihn soll wegen des Verdachts des Mordes an seiner Freundin ein Auslieferungsersuchen aus Belgien anhängig sein. ar
Beitragsfoto: Leszek Nadolski (li.) und Hermann Waldner beim Gedenken im Cinéma Paris am Kurfürstendamm. Foto: Axel Rühle