Das größte On-Demand-Verkehr-System Deutschlands, Sprinti, weitet sein Angebot um die Region Hannover erheblich aus. Die Fachvereinigung Taxi und Mietwagen im Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e. V. sieht dies mehr als kritisch und befürchtet gravierende Folgen für das Taxigewerbe
Der On-Demand-Service Sprinti von der Region Hannover, dem GVH und Via, ist per App seit Mitte 2021 individuell und flexibel buchbar. Über einen Algorithmus werden mehrere Fahrgäste mit demselben Ziel gebündelt und in ein gemeinsames Fahrzeug gebucht. Zudem ersetzt Sprinti Linienbusfahrten. Das Angebot kann man mittlerweile in 12 Kommunen nutzen. Seit Beginn des Pilotprojekts im Juni 2021 wurden, laut einem Pressebericht der Region Hannover, mehr als 850.000 Fahrten durchgeführt. Das Fahrtvolumen hat sich seitdem fast verfünffacht – von rund 10.000 Fahrten pro Monat auf rund 47.000 Fahrten. Durch den Anschluss neuer Regionen stetig steigend. „Sprinti bringt eine neue Qualität des Nahverkehrs in den ländlichen Raum.“, wird Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover zitiert.
Während die Landeshauptstadt und Region Hannover ihr „Vorzeigeprojekt“ in der Presse in höchsten Tönen lobt, zeigt der GVN alarmiert die Negativfolgen auf. „Diese Mobilitätsform birgt zukünftig mehr Gefahren, als dass sie einen tatsächlichen Nutzen darstellt.“, heißt es in der Pressemeldung. Sprinti sorge für eine konsequente Ausdünnung des Taximarktes in der Region. Verträge, welche zwischen kommunalen Unternehmen und Taxibetrieben bestanden haben, würden aufgekündigt. Das Fahrgastaufkommen damit drastisch reduziert. Ein weiterer Kritikpunkt: sollte die Förderung des Bundes für On-Demand-Verkehr Ende 2024 auslaufen, könne es zu großen Risiken in der Mobilitätsversorgung der Bevölkerung kommen. Das niedersächsische Taxi- und Mietwagengewerbe distanziere sich von dem Vorgehen der Region Hannover und weiteren Regionen in Niedersachsen ausdrücklich.
Aus GVN-Sicht wäre der richtige Ansatz, die etablierten Unternehmen vor Ort in den Regionen mitzunehmen, die Fahrzeuge besser auszulasten und dadurch eine erhöhte Nachhaltigkeit gewährleisten zu können. „Letztlich sollte uns daran gelegen sein, auch zukünftig mit dem Auslaufen von Förderprogrammen etc. eine starke und für den Steuerzahler möglichst günstige Mobilität in Niedersachsen zu gewährleisten. Hier bewegen wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider in die falsche Richtung“, so GVN-Landesgeschäftsführer Stephen Schubert, „Nun ist es an der Politik, die Augen zu öffnen, da die Unternehmer, die Fahrzeuge und das Know-how bereits vorhanden sind und keiner Neuerfindung bedürfen.“ nu
Beitragsfoto: Symbolbild Sprinti. Quelle GVH