Rund sechs Monate nach dem Start des Projekts Zukunftstaxi haben die Stadt Hamburg und zwei Taxivermittler ein positives Fazit gezogen und weitere unterstützende Maßnahmen bekanntgegeben.
Rund 50 Taxis sind in Hamburg bereits elektrisch unterwegs, 33 davon haben sich am heutigen Dienstag zu einem Fototermin im Innenhof der Hamburger Taxenbehörde zusammengefunden. Wenig später waren dann drei E-Taxis vor dem Hamburger Rathaus postiert – zum offiziellen Pressetermin mit der 2. Bürgermeisterin und Senatorin für Gleichstellung, Katharina Fegebank, und Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende sowie mit Thomas Lohse, Vorstand der Hansa Funktaxi eG und Alexander Mönch, General Manager von Free Now.
Die Dame und die drei Herren präsentierten anschließend in einer live übertragenen Landespressekonferenz ihre Bilanz des Projekts Zukunftstaxi, bei dem Hamburger Taxiunternehmer mit bis zu 10.000 Euro gefördert werden, wenn sie sich ein Elektro-Taxi anschaffen und mit weiteren 10.000 Euro, wenn dieses Fahrzeug zudem mit einer Möglichkeit für die Rollstuhlbeförderung ausgestattet wird. Von letzteren fahren aktuell fünf Taxis durch Hamburg, bis Mitte 2022 sollen es 50 werden. Das wäre dann ein echter Sprung, freut sich Katharina Fegebank: „Ich bin sehr froh, dass Inklusion, Klimaschutz und zeitgemäße Mobilitätskonzepte nicht mehr im Widerspruch zueinander stehen, sondern sich mittlerweile ergänzen.“
Das Dilemma, dass Rollstuhlfahrten im Vergleich zu klassischen Taxibeförderungen beim Ein- und Ausstieg einen höheren zeitlichen Aufwand bei identischem Beförderungspreis haben, man diese Zusatzkosten aber nicht auf den betroffenen Fahrgast abwälzen kann, sei ihr bewusst, betonte die zweite Bürgermeisterin auf Nachfrage von Taxi Times. Zunächst gelte es allerdings, eine ausreichend große Anzahl an Inklusionstaxis auf Hamburgs Straßen zu bringen. „Ein Schritt nach dem anderen“ lautete ihre Devise.
Von 5 auf 50: Mit diesem Sprung konnte auch Senator Anjes Tjarks vor die Presse treten. Fuhren vor Beginn des Projektes im April 2021 lediglich fünf E-Taxis auf Hamburgs Straßen, sind es jetzt schon 50. „Betankt“ werden Sie mit 100 Prozent Elektrostrom, wie Thomas Sell vom Hauptpartner Telekom während der Pressekonferenz bestätigte. Die Telekom-Tochter Comfort Charge sorgt ebenso wie Hamburg Energie im Verbund mit Stromnetz Hamburg für die Stromversorgung in der Hansestadt, bei der auch exklusive Ladesäulen nur für die Taxibranche vorgesehen sind.
Für Tjarks ist das Projekt Zukunftstaxi ein echtes Erfolgsmodell: „Wir können anhand der großen Nachfrage sagen, dass wir damit den Nerv der Branche getroffen haben. Ich freue mich sehr, dass wir hier gemeinsam mit den Unternehmen und Vermittlern die Antriebswende bei den Hamburger Taxis anpacken und schon jetzt mehr E-Taxis auf der Straße haben als in jeder anderen Stadt Deutschlands.“
Tjarks verwies in diesem Zusammenhang auf den Start der von Anfang an geplanten zweiten Förderrunde. Ab 1. Oktober wird die Stadt weitere 170 E-Taxis mit bis zu 5.000 Euro und 30 für die Rollstuhlbeförderung geeignete E-Taxis mit bis zu 10.000 Euro fördern. Die Anträge hierfür können ab dem 15. September über www.hamburg.de/zukunftstaxi abgerufen werden. Bei der ersten Förderstufe im April war mit 150 eingereichten Förderanträgen bereits nach wenigen Tagen die zugelassene Höchstzahl erreicht worden. Spätestens bis Jahresende müssen diese Fahrzeuge als Taxis konzessioniert sein. Wird auch die zweite Förderstufe voll ausgeschöpft, werden bis Mitte nächsten Jahres 350 Elektro-Taxis durch Hamburg fahren.
Wichtig wird sein, dass diese Taxis dann auch explizit bestellt werden können, weshalb auch die Taxivermittler weiterhin das Projekt voll unterstützen. Thomas Lohse von der Hamburger Zentrale Hansafunk verkündete, dass die Hälfte der bis Jahresende zugelassenen E-Taxis in der Hansa-Funk-Flotte unterwegs sein werden. Lohse sprach von einem wahren Pioniergeist, der unter Hamburgs Taxiunternehmern zu beobachten sei.
Seine Zentrale präsentierte am heutigen Tag ein eigenes Branding, mit dem die E-Taxis auch von außen sichtbar sind. Zudem habe man ab sofort die eigene Rufnummer 211 255 freigeschaltet, unter der explizit ein E-Taxi bestellt werden kann. Bei App-Bestellungen über taxi.eu ist der Zugriff auf ein E-Taxi über den Button „green“ möglich. „Sollten alle E-Taxis im Einsatz sein, wird darauf hingewiesen, dass dann ein normales Taxi kommt“, weist Lohse auf mögliche Engpässe zu Beginn hin.
Alexander Mönch spricht von 40 E-Taxis, die man aktuell in die Free-Now-Flotte integriert habe. Der Service könne über den Button „Elektrotaxi“ in der App gebucht werden. Mönchs Bilanz: „Die erste Testphase wurde bereits erfolgreich abgeschlossen: In zehn Tagen gingen über 1.500 Buchungsanfragen für vollelektrische Fahrten über die Free-Now-App ein.“ Spätestens zum ITS-Kongress im Oktober, bei dem Experten aus der ganzen Welt zum Austausch über die Mobilität der Zukunft zusammenkommen, will Free Now bei jeder Fahrtbestellung das Merkmal Elektrotaxi automatisch priorisieren. Erst wenn kein E-Taxi in vernünftiger Entfernung in der Nähe ist, greife das System auf ein anderes Taxi zurück. Ein Inklusionstaxi wolle man in Zukunft ebenfalls als Bestelloption integrieren.
„Die Branche ist dem Klimaschutz verpflichtet“, erinnert Tjarks in seinem Schlussstatement. Eine Verpflichtung, der das Hamburger Taxigewerbe bisher eindrucksvoll nachkommt. jh
Hintergrund: am 1. April 2021 hat die Stadt Hamburg unter dem Namen „Projekt Zukunftstaxi“ eine Fördermaßnahme gestartet, bei der die Anschaffung eines Elektrotaxis sowie der Umbau eines E-Taxis zu einem Inklusionsfahrzeug (Beförderung mit mindestens einem Rollstuhlinsassen) mit jeweils 10.000 Euro bzw. 20.000 Euro pro Taxi bezuschusst werden. Die Antragstellung war ab 12.4. möglich.
Zur Verwirklichung arbeitet die Stadt dabei ganz eng mit Industriepartnern zusammen, zu denen die Fahrzeughersteller, die Anbieter der Lade-Infrastruktur sowie die Vermittlungsplattformen zählen. Taxi Times begleitet das Projekt als Medienpartner auf seiner Hamburger Website www.taxi-times.com/hamburg, auf Facebook sowie über eine WhatsApp– und eine Telegram-Gruppe.
Eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge finden Sie hier.
Einige Beispiele:
31.3.21: Ankündigung: die Förderoffensive für Hamburger Taxiunternehmer
31.3.21: Nomen est Omen: Warum dieses Projekt eine Chance (verdient) hat
9.4.21: Positive Praxis-Erfahrungen mit einem E-Taxi
12.4.21: Anträge zur Zukunftstaxi-Förderung erreichen am ersten Tag die Höchstzahl
14.4.21: Nach Run auf Förderanträge: Hamburger Senator lobt das Taxigewerbe
27.04.21: Elektro-Taxi-Webinar: Erfahrungen von Taxiunternehmen (mit Video)
28.04.21: Projektpartner Telekom: Schnellladen mit bis zu 150 kW
Beitragsfoto: Taxi Times