In Hamburg wurde die zweite Wechselstation für Akkubatterien von Nio eröffnet. Beim symbolischen Zerschneiden des Einweihungsbandes war auch ein Hamburger Taxiunternehmer dabei – ebenso wie Vertreter von Free Now by Lyft, die künftig auch Premium-Taxis vermitteln.
Elektrofahrzeuge des Typs ET7 vom chinesischen Hersteller Nio haben zwei Besonderheiten. Zum einen versprüht das Modell im Innenraum das Flair einer S-Klasse, zum anderen kann man den leer gefahrenen Akku innerhalb weniger Sekunden mit einem Vollen tauschen.

Der Hamburger Taxiunternehmer Fezan Rana profitiert von beiden Besonderheiten gleich in mehrfacher Hinsicht. Er lässt beispielsweise seine Kunden bei jeder Fahrt zum König werden – indem er ihnen die Massagefunktion im Sitz aktiviert oder einen angenehmen Duft ausströmen lässt. Solche Fahrzeuge wecken dann natürlich Begehrlichkeiten beim Kunden, der am liebsten immer mit solchen Fahrzeugen fahren will. Doch Fezan Rana möchte keine firmeneigene Taxivermittlung aufbauen. Er setzt stattdessen auf die Zusammenarbeit mit dem App-Anbieter Free Now. Und die wiederum haben letzte Woche eine Kooperation mit Nio verkündet:
Das Ergebnis: Kunden können in Hamburg über die App künftig einen Premium-Service auswählen, dann wird ihnen das nächst verfügbare Nio-Taxi geschickt. 40 Nio-Modelle stehen in der App für Hamburg zur Verfügung, die somit vom Kunden ad hoc oder auch per Vorbestellung gezielt gebucht werden können. Rana gehören davon 22.

Fezan Rana startete 2019 als Jungunternehmer mit einem Taxi und hat dann das Hamburger Projekt Zukunftstaxi zum Durchstarten genutzt. Der heute 33-jährige Jungunternehmer zählte damals zu den ersten Hamburgern, die auf ein Tesla-Taxi gesetzt hatten. Später ist er dann auf Nio umgestiegen. Dank der Förderung innerhalb des Projekts sind mittlerweile fast alle Taxis seiner Flotte vollelektrische Nio ET7. Mit Verbrenner-Fahrzeugen hätte Rana nicht so schnell expandieren können, nicht nur wegen der finanziellen E-Taxi-Förderung durch die Stadt Hamburg oder der geringen Kfz-Steuer, sondern auch aufgrund der Kostenersparnis bei Verschleißteilen, Inspektionen und Wartung. „Wenn ich die Kosten zwischen einem Verbrenner und einem Elektrofahrzeug vergleiche, sind das enorme Unterschiede“, berichtet Rana gegenüber Taxi Times. „Wenn ich es hochrechne, lohnt sich ein Elektrotaxi viel mehr als ein Verbrenner. Und deshalb stellen wir jetzt auch komplett um.“

Gekauft werden die Fahrzeuge direkt bei Nio, allerdings ohne Batterie, diese wird lediglich gemietet. „Dadurch haben wir kein Problem, falls irgendwann einmal die Batterie kaputtgehen sollte.“ Zwar lädt er meist an den Hamburger Schnellladesäulen, die exklusiv den Taxis vorbehalten sind und deren Anzahl künftig dank des Engagements von Vattenfall verdreifacht werden soll.
Bei Bedarf und wenn es standortmäßig gerade passt, können Rana bzw. seine Fahrer aber auch eine Wechselstation aufsuchen und den leeren Akku innerhalb weniger Minuten wieder auf mindestens 80 Prozent befüllen – indem sie die Akkus einfach tauschen. Möglich wird dies an den Nio-eigenen Power Swap Stationen (PSS). Dieses Netz an Wechselstationen baut Nio gerade nach und nach aus. 22 sind es deutschlandweit und in Hamburg wurde jetzt sogar schon die zweite dieser Art eingeweiht (Standort: Kamerbalken 17 in Hamburg-Stellingen). Die Hansestadt ist aufgrund der hohen Anzahl an den dort vertretenen Taxis ein besonders attraktiver Standort für solche Stationen. Und so nutzte man die Einweihung auch gleich und lud zur Eröffnung Fezan Rana ein. Er durfte ebenfalls am Band stehen, das als Startschuss symbolisch zerschnitten wurde.

Die Schere in der Hand hielten bei diesem Einweihungsakt auch Dr. Anjes Tjarks, Hamburger Verkehrssenator und Vater des Projekts Zukunftstaxi, David Sultzer, General Manager NIO Deutschland und Volker Rimpler, Chief Technology Officer bei der EnBW mobility+, an dessen Standort die PSS errichtet wurden.

Rana will die neu eingeweihte Wechselstation auf jeden Fall nutzen. „Wenn andere 39 Minuten laden, benötige ich nur drei Minuten für den Wechsel des Akkus“, freut er sich auf den Zeitgewinn. Für den Verkehrssenator Tjarks sind solche Wechselstationen echte Innovationen. „In Hamburg fahren bereits 25 Prozent der Taxis elektrisch, das ist bundesweit Spitze. Dabei zeigt sich, dass Elektromobilität umweltfreundlich und ökonomisch zugleich sein kann. Wir brauchen deshalb weiterhin innovative Lösungen und die Zusammenarbeit von Taxigewerbe, Energiewirtschaft und der Stadt. Die Entwicklung der Lade-Infrastruktur ist dabei ein bedeutender Teil der Mobilitätswende.“ Und solange mutige Jungunternehmer wie Fezan Rana diese Mobilitätswende mitgehen, dürfte Hamburg auch weiterhin Spitzenreiter bei den E-Taxis bleiben. jh
Beitragsfoto: Nio








