Beim Elektroauto einfach den Akku wechseln und danach mit „vollem Strom“ weiterfahren. Diese Idee ist nicht neu, nur schien die technische Umsetzung die letzten Jahre auf der Stelle zu treten. In Berlin scheint ein Batteriewechsel-Projekt jetzt aber Fahrt aufzunehmen. Und das Taxi soll von Beginn an mit eingebunden werden.
Das Unternehmen INFRADianba hat in dieser Woche zwei Modelle des Chinesischen Herstellers SAIC Motor (Shanghai Automobile Industry Corporation) präsentiert, bei denen die Batterie im Unterboden des Fahrzeugs verankert ist. Sie kann wie jedes andere Elektro-Fahrzeug auch an AC oder DC-Ladesäulen aufgeladen werden. Sie kann aber auch einfach gegen einen vollen Akku getauscht werden. Das ist die exklusive Besonderheit, die diese beiden Modelle aufweisen.
Dazu muss das Fahrzeug passgenau auf eine Wechselstation manövriert werden – erfahrene Autofahrer kennen das von der Waschanlage. Nur dass diesmal keine Schaumbürsten über die Fahrzeuge hinwegfegen, sondern am Fahrzeugboden ein Roboter aktiv wird. Er kommt aus der nebenstehenden Wechselstation, schiebt sich unter das Fahrzeug, löst die dortige Batterie, fährt sie in die Station und tauscht sie dort mit einer vollgeladenen Batterie, die dann postwendend wieder im Fahrzeugboden verankert wird. Das dauert zwischen 45 Sekunden und drei Minuten.
Am vergangenen Dienstag wurde der Batteriewechsel vorgeführt. Mit dabei waren auch Bernd Stumpf von der Berliner Taxivereinigung, der dieses Projekt schon seit einigen Jahren aktiv begleitet und Hayrettin Simsek als Vertreter der Taxi-Innung. Er hat den Wechselvorgang gefilmt und Taxi Times für dessen YouTube-Kanal zur Verfügung gestellt.
„Wenn es mit der Genehmigung keine Probleme gibt, könnte eines der beiden Wechselakku-Fahrzeuge über unsere Innung den Berliner Taxiunternehmern zum Testen zur Verfügung gestellt werden“, hofft Simsek.
Alexander Yu Li, CEO des deutsch-chinesischen Joint-Venture Unternehmens INFRADianba, nutzte den Präsentationstermin, um sich bei den Taxivertretern über die typischen Taxi-Rahmenbedingungen zu informieren. Wie lange dauert eine Schicht, wie viele Kilometer werden zurückgelegt etc. Für ihn und seine Mitarbeiter liegen die Vorteile klar auf der Hand. Neben der schon angesprochenen kurzen Wechselzeit ist durch das Geschäftsmodell des „Batterieleasing“ das Risiko minimiert und es werden Kosten gespart – auch weil sich die Batterielebensdauer um den Faktor 2-3,5 verlängert.
Für den Betrieb der Wechselstationen müsse zudem keine zusätzliche Infrastruktur geschaffen werden – vorhandene Tankstellen könnten problemlos angepasst werden.
Realisiert werden soll das demnächst am neuen Berliner Flughafen BER als einem von insgesamt vier Standorten, inklusive der bereits bestehenden Station am Westhafen. Und für die mittelfristige Zukunft hat man dann sogar ganz große Pläne: Bis 2027 /28 sollen „für die Elektrifizierung des Berliner Taxigewerbes“ 30 Batteriewechselstationen in der Hauptstadt stehen. red
Beitragsfoto: Simi