Mit der vergangenen Anpassung der Taxitarifordnung hatte man in Hamburg den Weg für einen Taxi-Festpreis geschaffen – allerdings ohne Tarifkorridor. Das kreiden jetzt einige Fahrtenvermittler an und die Behörde hat reagiert.
In Hamburg hat die Genehmigungsbehörde seit dem 1.2.2025 den Weg für einen Taxi-Festpreis geebnet. Anders als in München oder Berlin hatte man aber zunächst einen Tarifkorridor ausgeschlossen. Die Argumentation, dass das Taxi immer in der Gewinnzone fahren muss, was nur zum Taxitarif möglich ist, hat durchaus ihre Befürworter.
Wie die Hamburger Morgenpost bereits Mitte Juli in einem Artikel bemängelte, wären die Fahrten zu Festpreisen in der Regel teurer als die Fahrten mit dem Taxameter. Das liegt an der Berechnung des Festpreises. Im Artikel werden auch Free Now und andere Fahrtenvermittlungs-Apps genannt, die gerne den Anteil an Fahrten zum Festpreis erhöhen möchten. Während Uber und Free Now einen möglichst breiten Tarifkorridor fordern, sieht es Jan Weber, Vorstand des Hansafunks, gelassen.
Das Hamburger Abendblatt zitiert Weber mit den Worten: „Die Aufträge von Geschäftskunden nehmen zu, und die Akzeptanz bei jüngeren Kunden an den Wochenenden wächst. Die Entwicklung ist so, wie wir es erwartet haben.“ Bei Free Now ist man sich hingegen sicher, dass ein Tarifkorridor, der einen Preisrahmen von zehn Prozent nach unten zulässt, ein Garant für mehr Fahrten sei und einen spürbaren Effekt habe. Als Beispiel werden die Zahlen aus anderen deutschen Städten genannt, die einen Festpreis mit Tarifkorridor anbieten. Während nur rund ein Viertel aller über Free Now gebuchter Hamburger Fahrten die Festpreis-Option nutzen, verzeichne man in München und Berlin einen Anteil von rund 60 Prozent Festpreisfahrten.
Jetzt hat es bei der Genehmigungsbehörde ein kleines Einlenken gegeben. Man will gemeinsam mit Partnern des Bundesverbands Taxi (BVTM), den Plattformvermittlern, der Sozialbehörde, der Polizei und auch dem HVV untersuchen, ob ein Tarifkorridor einen Einfluss auf die Nachfrage, Umsätze und auf die Auslastung der Hamburger Taxis hat. Bereits ab diesem Herbst will man im Zeitrahmen von drei bis vier Monaten prüfen, ob ein Tarifkorridor, der 20 Prozent nach unten abweichen darf, mehr Umsatz in die Kassen spült. Direkt im Anschluss will man einen Tarifkorridor prüfen, der eine Erhöhung des Fahrtentgeltes von 20 Prozent zulässt.
Alle Taxizentralen und Fahrtenvermittler verpflichten sich, diese Korridore entsprechend auszuschöpfen. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass alle Tourendaten und die Gesamtdaten aus den Taxametern von einem Expertenteam gesammelt und untersucht werden. Hierfür konnte die BVM das Statistikamt Nord, den Soziologen Prof. Andreas Knie und Nuts One gewinnen. Gemeinsam werden die Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und ausgewertet. Ziel der Untersuchung wird es sein, Zusammenhänge herzustellen und Fakten für oder gegen ein zukünftiges Tarifmodell sprechen zu lassen. Wie die Neuerungen im Detail aussehen werden, wird die Hamburger Genehmigungsbehörde am 26. August den Vertretern des Hamburger Taxigewerbes erklären. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Tarifkorridor









Die Perspektive aus Kundensicht in Form von Rückmeldungen durch Kritik sollte uns mal wieder die Augen öffnen für unsere Interessen.
Mit Fahrtbeginn den Preis zu wissen, beruhigt und entspannt mich als Kunde.
Das Gefühl, über die Höhe eines Fest(?)-Preises feilschen zu müssen, schreckt ab. Nicht Jeder hat dafür die Nerven.
Spontan als Aufhalter wiederum schätze ich es sehr, mit dem Taxameter ein seriöses Messinstrument für einen fairen Fahrpreis auf meiner Seite zu haben.
Wenn wiederum der Fahrer freundlich und seriös ist und zur Zufriedenheit am Fahrtende beiträgt.
Mischkalution in Form von mal mehr oder weniger ertragreichen Betriebszeiten und mal mehr oder weniger ertragreichen Fahrten ist normal. Ob das noch durch variable Festpreisoption ausgeglichen werden sollte, kann ja mal diskutiert werden.
Daten, Fakten werden uns sehr helfen, gerechte, faire Lösungen zu finden.
Ein Tarifkorridor kommt m.E. einer „Preisspanne“ in der freien Wirtschaft gleich. Dieser Rahmen reguliert sich entweder selbst – branchenüblicher Preis wäre wohl die Bezeichnung – oder wird bei großindustriellen Anbietern kartellrechtlich überwacht. Soll das im Taxigewerbe auch so ähnlich laufen, müssten dann aber auch andere regulatorische Hemmnisse wegfallen. Dann aber wäre – so zumindest scheinbar die Befürchtung der Ordnungsbehörde – das Wild-West-Taxi geboren und eine verlässliche „Verdichtung des öffentlichen Personenen Nahverkehrs“ (der eigentliche Auftrag von TAXI) nicht mehr gewährleistet.
Wenn sich eine Taxifahrt in einem zeitlich ungebundenen preislich variablen Rahmen bewegen darf, ist sie doch noch unsicherer zu kalkulieren als heute (?), wo ich feste Preise zu festen Zeiten habe.
Seien wir doch mal ehrlich: die Kunden, die angeblich Preissicherheit vor Fahrtantritt wollen, unterstellen dem Fahrer mangelhafte Ortskenntnis oder bewußtes Fahren von Umwegen. Deren Mißtrauen kommt also aus ihrer Unkenntnis der Streckenlänge. Die Plattformanbieter hingegen gründen ihre Berechnung eines Preiskorridors auf den Zeitpunkt des Eingangs der Fahrtbestellung. Dem Kunden wird durch Vorabnennung eines Preises kalkulatorische Sicherheit suggeriert. Das die Fahrtpreise zu unterschiedlichen Bestellzeiten unterschiedlich hoch ausfallen, scheint diesen Kunden eine höhere Sicherheit zu geben….
Ist es eigentlich schwer, dem Kunden/Fahrgast in einfachen Worten zu vermitteln, wie sich ein Taxifahrpreis zusammensetzt?
Bei Plattformbestellern – nur um diese Kunden geht es den Verfechtern für Tarifkorridore – ist unabdingbar ein Smartie, Tab oder ähnliches vorhanden. Wird also eine Taxifahrt bestellt oder angefragt, wird auf dem Gerät die Strecke angezeigt nebst km und vorraussichtlicher verkehrsbedingter Wartezeit. Dazu der zu erwartende Endpreis, vorausgesetzt keiner Streckenabweichung oder Halt durch Kundenwunsch. Mit Klick auf den Fahrpreis erscheint die. Zusammensetzung desselben. Voll kalkulierbar: der Streckenpreis steht fest, der Wartepreis steht fest, die Route – verbindlich für den Fahrer bei Tourenannahme – steht fest. Das Gute daran – zu jeder Zeit gleicher Preis für gleiche Strecke. Leicht variabel nur Wartepreis. Preissicherheit von Anfang an
Die 20 Prozent sind ein guter Anfang, um das System durchzusetzen.
Letztlich müssen aber die Korridore noch größer und weiter werden.
Denn:
Bei einem insgesamt schrumpfenden Markt (siehe Robotaxi) gibt es zwei Prinzipien:
* Bei hoher Nachfrage (Gewitter, Event, Messe, Silvester, Weihnachtsfeiern, U-Bahn Ausfall) muss das Publikum geschöpft werden. Es ist ja glücklich, unser Produkt zu erhalten und zahlt gerne.
* Bei Totentanz müssen die Toten zum Tanzen gebracht werden. Hat man Dienstag um 2 Uhr in der Früh eine Tour in Randlagen, sind doch 15 Euro für 15 Kilometer zurück ins Zentrum ein Gewinn, oder?
Allerdings stört das Taxameter. Denn es ist ein Messinstrument und kein Algorithmus. Wer 20 km von der Messe entfernt seine Einkäufe nach Hause bringen will, wird schwerlich verstehen, warum er oder sie Messepreise zahlen soll.
Je lokaler und kleinteiliger die Preise sind, desto besser bilden sie die Realität ab. Das gilt übrigens auch beim Strompreis.
Aber so lange wir das Messinstrument noch haben, sind die 20 Prozent ein guter Anfang.
Ich selbst werde, sobald die rechtlichen Voraussetzungen dafür vorliegen, für eine Flughafen Abholung in die Hamburger City (10 km) 75 Euro nehmen. Ein Termin, der 100 prozentig verlässlich sein soll, benötigt 2 Stunden Vorbereitung plus eine halbe Stunde Fahrt. Wer so ein Produkt bucht, bucht etwas Anderes als eine normale Taxifahrt.
Aber ich bin auch bereit, über Plattformen zum halben Preis zu fahren, sofern es schnell geht. Mal kurz nachts 5 km über die Schnellstraße für nen Zehner, warum nicht?
Taxen müssen mietwagenähnlicher werden, sonst verschwinden sie völlig – allerdings ohne die Preisfestsetzungsmacht von Uber oder FreeNow oder Anderen. Das sollte alles schön in kommunaler Hand bleiben und zusätzlich sollten Taxen in ÖPNV Apps vermittelt werden. Denn die Plattformen sind einfach vermittlungsgeil und wollen auch die unrentabelste Fahrt nicht absagen. Diese bringt Ihnen ja auch 2 Euro. Dem Fahrer aber vielleicht 20 Euro Verlust.
Also her mit den kommunalen Algorithmen und weg mit dem Taxameter.