Bei einer Sonderausstellung zeigten drei Umrüster jeweils einen rollstuhltauglichen VW Caddy Maxi. Sie verfolgten dabei aber sehr unterschiedliche Ansätze.
Rollstuhlbeförderung in einem Taxi oder Mietwagen findet in Deutschland schwerpunktmäßig in einem VW Caddy statt, meist in der Maxi-Variante. Daran dürfte auch der Modellwechsel vom bisherigen Caddy 4 auf den neuen Caddy 5 nichts ändern. Das wurde auf der Nutzfahrzeugmesse „NUFAM“ in Karlsruhe Anfang Oktober bestätigt, bei der im Rahmen einer Sonderausstellung alle drei dort vertretenen Umrüstfirmen je einen Caddy 5 Maxi platziert hatten. Dank des Umbaus mit Heckausschnitt kann darin ein Rollstuhlfahrer mit bis zu vier weiteren Fahrgästen befördert werden oder aber bis zu sechs selbst einsteigende Fahrgäste. Um aus dem Rollstuhl-Caddy ein Großraum-Taxi zu machen, haben die Umrüster das Fahrzeug in der dritten Reihe mit zwei zur Seite wegklappbaren Einzelsitzen versehen. Die Rampe, die in diesem Fall nicht benötigt wird, wird dann nach innen eingeklappt und deckt bis auf 50 Zentimeter den Heckausschnitt ab, so dass zwischen dem Rampenboden und der Karosserie eine Vertiefung bleibt, in der wiederum die Füße der Fahrgäste Platz haben – was dann auch prompt zu einem deutlich besseren Sitzkomfort führt.
Soviel zu den Gemeinsamkeiten aller drei Umrüster. Bei genauerer Betrachtung wurden auch einige Unterschiede deutlich. Das Unternehmen „Die Transform GmbH“ aus Nümbrecht nahe Köln beispielsweise hat in den Heckausschnitt eine tiefergelegte Bodenwanne eingebaut, die 83 cm breit und 141 cm lang ist. Am vorderen Abschluss hinter der zweiten Sitzreihe sind Retraktoren als Rückhaltesystem befestigt. Der Rollstuhl wird sehr nah an die zweite Sitzreihe herangeschoben, so dass die meisten Rollstuhlfahrer je nach Rollstuhlgröße relativ eben im Caddy Maxi befördert werden.
In einem vom AMF umgerüsteten Caddy sitzt der Rollstuhlfahrer dagegen ganz leicht nach hinten geneigt. Das Unternehmen aus Apen in Niedersachsen zählt zu den Marktführern mit weltweiten Auslieferungen. Deshalb bekommt der Kunde standardisierte Lösungen, die allesamt eine Typengenehmigung besitzen.
Neben der Sitz-Neigung sind auch bei der Ausschnittsbreite Unterschiede festzustellen. AMF bietet hier eine standardisierte Breite von 81 Zentimetern an, Transform 83 Zentimeter. Die Firma MobiTEC aus Berkheim im Allgäu schneidet dagegen deutlich breiter und länger aus (86,5 Zentimeter bzw. 1680 mm Länge). Das hat den Vorteil, dass auch Pflegerollstühle verstaut werden können und sogar eine Fahrtrage für den unqualifizierten Krankentransport denkbar ist. Zudem können auch schwergewichtige Fahrgäste in breiten Rollstühlen in den Caddy eingeschoben werden.
Spätestens bei solchen Fahrgästen und ebenso bei denen mit einem Elektro-Rollstuhl ist es wichtig, auf die Nutzlast der Rampe zu achten. 350 Kilo sollten es schon sein, wobei diese Vorgabe meist noch deutlich Luft nach oben lässt. Soll heißen: Auch ein Fahrgast mit mehr als 350 Kilo Eigen- bzw. Rollstuhlgewicht zwingt die Rampe nicht gleich in die Knie. Ein verantwortungsbewusster Fahrer sollte in diesem Fall eher darauf achten, ob bei solchen Gewichten die herstellerseitig vorgegebene Achslast noch eingehalten wird.
Caddys mit einer Rollstuhlumrüstung erkennt man von hinten meist an der im Mittelteil versetzten Stoßstange (gut sichtbar beim obigen Foto mit dem blauen Caddy). Diese Lösung wird von AMF präferiert, während MobiTEC und Transform die „Heckklappenvariante“ anbieten, bei dem der Stoßstangenausschnitt an der Heckklappe montiert wird. Wird diese geschlossen, verläuft die Stoßstange einheitlich auf gleicher Höhe. Der Fahrer kann sich somit auch beim Rückwärtsfahren auf alle in der Stoßstange eingebauten Parksensoren verlassen. Die Heckklappe wird dadurch übrigens laut Umrüster nur geringfügig schwerer. Als positiv bewerten Umrüster wie auch Taxifahrer, dass die Schlaufe zum Schließen im neuen Caddy jetzt nicht mehr mittig, sondern am Rand angebracht ist.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass die drei hier erwähnten Hersteller nicht nur bei der Umbautechnik unterschiedlich agieren, sondern auch verschiedene Vertriebsvarianten haben. Ganz klassisch verfährt dabei MobiTEC: Der Kunde kauft das Fahrzeug selbst bei einem Händler seiner Wahl und lässt es dann in Berkheim im Allgäu umrüsten. Die Wartezeit liegt derzeit bei etwa acht Wochen, wobei es aufgrund der allgemeinen Lieferprobleme durchaus sein kann, dass eine Umrüstung dazwischengeschoben wird. Dafür hält das Berkheimer Unternehmen Modelle als Vorführer bereit.
Ähnlich lang dauert es auch bei AMF in Apen, dort allerdings stehen auch vereinzelte vorgehaltene und vorgerüstete Modelle auf dem Hof. Bei Interesse an diesen Modellen stellt der Umrüster den Kontakt zum örtlichen Händler her, über den dann der Verkauf abgewickelt wird. Diese Variante ermöglicht auch eine kurzfristige Lieferzeit.
Die Transform GmbH hat derzeit ein halbes Dutzend fertiger Caddys auf dem Hof in Nürnbrecht stehen, die in Kürze umgebaut werden sollen. Das Unternehmen tritt als Verkäufer sowohl des Fahrzeugs als auch der Umrüstung auf. jh
Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag basiert auf Beobachtungen auf der Nutzfahrzeugmesse „NUFAM“ Anfang Oktober in Karlsruhe, weshalb die dort ausstellenden Unternehmen auch namentlich erwähnt werden. Der Vollständigkeit halber weisen wir an dieser Stelle darauf hin, dass es noch zahlreiche weitere Firmen gibt, die sowohl für den Caddy 5 als auch für zahlreiche andere Fahrzeugtypen passende Rollstuhlumrüstungen anbieten. Einige von ihnen nutzen Taxi Times als Werbeplattform.
Das Beitragsfoto zeigt Maxi Schönfeld in einem Caddy 5 Maxi. Er ist Auszubildender beim Taxiunternehmen Holl in gaggenau und begleitete die Taxi Times-Redaktion bei der Besichtigung der Sonderausstellung Inklusionstaxis auf der Nufam-Messe Anfang Oktober in Karlsruhe. Über seine Eindrücke hatte Taxi Times in dieser Meldung berichtet. Foto: Taxi Times