Uber wird immer reicher. Der Chauffeurdienst steht laut übereinstimmender Medienberichte kurz davor, eine weitere Finanzierungsrunde abzuschließen, bei der eine Milliarde US-Dollar von Investoren eingesammelt werden sollen. Das Unternehmen strebt damit den Aufstieg in den erlesenen Club der Firmen an, die mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet werden. Nicht zuletzt durch solche Finanzspritzen kann Uber mit seiner Fahrtenvermittlung in Großstädte auf der ganzen Welt expandieren. Mit dem Start im chinesischen Beijing hatte man vor kurzem die einhundertste Stadt erobert.
Nicht nur wegen der schier unendlichen finanziellen Möglichkeiten tritt Uber in den meisten dieser Städte in massive Konkurrenz zum bestehende Taxigewerbe. Vor allen Dingen dort, wo man bestehende Regularien missachtet, indem man beispielsweise Fahrtaufträge an Privatfahrer vermittelt, verstärkt sich der Protest aus den Reihen der Taxifahrer. Nun soll es in mehreren europäischen Städten gleichzeitig Protest-Aktionen geben.
In London plant die einflussreiche Londoner Licensed Taxi Drivers Association (LTDA) eine groß angelegte Demo, bei der die gesamte Londoner Innenstadt mit Black Cabs blockiert werden soll.
LTDA-Generalsekretär Steve McNamara will mit 10.000 Taxis den Verkehr in London zum Erliegen bringen. Das würde bedeuten, dass annähernd die Hälfte der Londoner Taxis an der Demonstration teilnehmen. Und es wäre nicht das erste Mal: Vor einigen Wochen protestierten bereits Hunderte Taxifahrer vor einem der Neuesten Hochhäuser Londons, „The Shard“, gegen den Mangel an Taxiständen in der Umgebung.
Der von LTDA organisierte Protest richtet sich nicht direkt gegen Uber, sondern gegen die Londoner Regulierungsbehörde TfL (Transport for London), die sich weigert, gegen die „illegalen“ Aktivitäten des Startup-Unternehmens vorzugehen. McNamara wirft der Behörde vor, „gegenüber den Amerikanern nachgegeben zu haben“ und einen „App wie Hailo für Mietwagen“ geschaffen zu haben.
Der Kern des Streits zwischen der Taxifahrervereinigung und der Regulierungsbehörde liegt darin, dass die Uber-Fahrer nicht an einen Betreiber oder ein Büro gebunden sind, obwohl die Aktivitäten von Uber auf Mietwagenunternehmen abzielen und darauf, dass in der App eine Art (nicht geeichter) Taxameter den Fahrpreis berechnet. TfL entgegnet, dass es keine Regelverstöße gebe, weil „der Taxameter nicht mit dem Fahrzeug verbunden ist“. Die LTDA bereitet derzeit eine gerichtliche Überprüfung gegen die Behörde sowie Privatklagen gegen Uber-Fahrer vor.
Ebenfalls am 11. Juni wollen die Pariser Taxifahrer auf die Straße gehen. Paris und London gelten als die Urheber der internationalen Protest-Demos, wobei in Paris die Initiative eher von den Fahrern ausgeht und über die sozialen Netzwerke verbreitet wird. Über facebook und Co haben mittlerweile auch Taxifahrer und Organisationen anderer Städte eine Teilnahme angekündigt. Glaubt man den Ankündigungen, werden am 11. Juni auch Taxifahrer in Mailand, Hamburg und Köln protestieren.
Ganz sicher dabei sein wird auch Berlin. Hier rufen vier Taxiverbände zu einer Groß-Demo auf, erwartet werden 1.000 Fahrzeuge, das sind rund ein Sechstel aller Berliner Taxis. Ähnlich wie in Paris und London wird man auch hier die zuständigen Regulierungsbehörden ermahnen, gegen jegliche Gesetzesvorstöße seitens von Uber und anderen Fahrtenvermittlungsanbietern entschieden vorzugehen und damit einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. jh, wf