New York im Jahr 2011: Eine ganz neue Generation Taxi soll in Manhattan und den anderen Bezirken der US-Metropole rollen. Der Nissan NV200 setzte sich nach einem großen Auswahlverfahren durch und erhielt vom damaligen Bürgermeister, Michael Bloomberg, quasi den Mayor-Segen. Nach dem betulichen (und ziemlich viel Abgase verbreitenden) Ford Crown Victoria sollte der in Mexiko gebaute Nissan das `Taxi of Tomorrow` der Stadt werden. Doch das „morgen“ könnte schon bald wieder „gestern“ sein. So mutmaßt es jedenfalls die New York Times.
2011 war der Nissan NV200 tatsächlich ganz weit vorn, daher entschied sich die New York Taxi and Limousine Commission (TLC) auch für das Modell als Standardtaxi. Die Pläne waren hochtrabend. 80 Prozent Marktanteil sollte der Wagen erreichen, in den folgenden Jahren sollten insgesamt 13.000 Wagen auf die Straße gebracht werden. Doch inzwischen ist die Empfehlungsliste überarbeitet, insgesamt rund 30 Wagen finden sich auf der Liste – darunter auch der in Amerika sehr beliebte Toyota Camry. Apropos Toyota. So ganz scheint sich „America First“ von Präsident Trump noch nicht auf der Liste durchzusetzen. Drei Chevrolet, zwei Dogde, fünf Ford und zwei Lincoln finden sich da, der Rest stammt von den Bändern von Hyundai, 13 (!) Toyota-Modelle und eben drei Nissan (neben zwei Varianten des NV200 noch der Altima). Durchmarsch sieht anders aus.
Liebe der New Yorker Fahrer zu Nissan erkaltet
Taxi Times war kürzlich mit der Kamera in den Straßenschluchten Manhattans unterwegs. Auch im Straßenbild kann man nicht gerade behaupten, dass der NV200 an jeder Ecke zu haben ist. Offiziellen Angaben zufolge fahren derzeit 2.671 dieser Nissan als Taxi in New York. Die Anschaffungspreise liegen übrigens bei rund 39.000 Dollar. Für eine behindertenfreundliche Version mit Zugang für Rollstuhlfahrer werden noch einmal 10.000 Dollar mehr fällig. Während Fans des NV200 unter anderem loben, dass der Fahrer seine eigene Musik hören könne und die Fahrgäste auf der Rückband davon nicht behelligt werden, kritisieren andere, dass die Mechanik den Ansprüchen nicht gewachsen sei.
Die New York Times zitiert den 60-jährigen Sergio Cabrera, der alle vier Monate für die vorgeschriebene Inspektion mit seinem Wagen rund 1.500 Dollar bezahlt. Sein nächster Wagen werde ein Toyota Highlander oder Toyota Sienna, plant er. Seinen legendären Crown hatte er nach 200.000 Meilen auf dem Tacho noch für 500 Dollar verkaufen können. Beim NV200 werde das wohl weniger, so seine Schätzung.
Was ist geschehen?
Kommissionssprecher Allan Fromberg sagte der New York Times, man wolle mit der Erweiterung der Liste den Fahrern mehr Auswahl bieten. Denn die Kritikpunkte sind heftig: Es hakt und ruckelt in der Mechanik, der Einstieg entpuppte sich als gar nicht so seniorenfreundlich wie erhofft und zudem passten nur vier Fahrgäste in den Wagen. Gerade jetzt, da Uber und Lyft mit geschätzt 60.000 Autos der Taxibranche das Leben schwer machen, sollte auch die Technik stimmen.
Zum Vergleich: Uber hat ebenfalls Zulassungslisten für die Fahrzeuge zu seinen Diensten veröffentlicht. Und die umfassen deutlich mehr Modelle, beispielsweise auch Audi ab A3 und größer, Mercedes-Benz ab der C-Klasse oder Volvo ab S60. Mit der erweiterten Liste kann die Taxibranche mehr Modelle anbieten. Das könnte sich positiv auf die Attraktivität der Yellow Cabs auswirken. Zugleich könnte so den Urängsten der Amerikaner vor einem Monopol einer Marke offensiv entgegen getreten werden.
„Das ´Taxi of Tomorrow’ stand von Anfang an unter keinem guten Stern“, zitiert die NYT Michael Woloz, einen Lobbyisten des Metropolitan Taxi Board of Trade. Darin sind die Inhaber von 5.500 Medallions zusammengeschlossen. Diese Medallions sind vergleichbar mit Konzessionen hierzulande. Früher kosteten sie oftmals siebenstellige Summen, mittlerweile schmilzt ihr Wert wie Schnee in der Frühlingssonne. Oder die Anzahl der Nissan NV200 auf New Yorker Straßen. tm
Foto: Taxi Times
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