Unter Federführung der Hamburger Behörde wird derzeit die Einführung der Kleinen Fachkunde vorbereitet. Ein finaler Abschluss wird Ende Mai erwartet.
Seit Sommer 2021 ist die ‘Kleine Fachkundeprüfung’ im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) vorgesehen. Sie soll die zuvor vorgeschriebene Ortskundeprüfung für Taxifahrer ersetzen. Für die Ausarbeitung der Inhalte und der Prüfungsregularien war das Bundesverkehrsministerium zuständig, doch die haben in mehr als vier Jahren kein finales Ergebnis zustande bekommen.
Der Stadtstaat Hamburg (und somit eines von 16 Bundesländern) hat diesem Trauerspiel bereits letztes Jahr entgegengewirkt und die Ausarbeitung einer eigenen Kleinen Fachkunde für die Hansestadt angekündigt.
Doch damit nicht genug: Parallel dazu wurde zu diesem Thema eine Länderarbeitsgruppe unter der Federführung von Hamburg eingerichtet. Seitdem, so berichten Insider, komme man endlich spürbar weiter. Wie der Bundesverband Taxi und Mietwagen (BVTM) auf Nachfrage von Taxi Times bestätigte, müssten derzeit nur noch letzte Rahmenbedingungen abgestimmt werden. Dies solle bis Ende Mai abgeschlossen sein. Erste Details zu den Inhalten wie auch zu den Prüfungsabläufen hatte Dirk Ritter bereits im Februar bei der Taxitagung (Glückstädter Kreis) bekanntgegeben (Taxi Times berichtete). So wolle man bei den zu stellenden Fragen auf den Fragenkatalog zurückgreifen, den die Länder bereits ausgearbeitet haben. „Der Fragenkatalog steht“ sagte Dirk Ritter in Glückstadt im Februar. „Er wird allen Bundesländern zur Verfügung gestellt und über die TÜV-Dachorganisationen veröffentlicht.“
Die Prüfungen werden die technischen Prüfstellen TÜV und Dekra übernehmen. Sie sind laut übereinstimmenden Insiderberichten bereits in den Prozess eingebunden und treffen ihrerseits bereits Vorbereitungen für eine reibungslose Umsetzung der organisatorischen Dinge. Dazu zählen beispielsweise die Anmeldung zur Prüfung, deren Durchführung und der bei bestandener Prüfung auszugebende fälschungssichere Nachweis.
Innerhalb der Länderarbeitsgruppe hatte sich zuletzt Verunsicherung breitgemacht, ob die Taxibranche eigentlich noch hinter der Kleinen Fachkunde stehe. Genährt wurde dies durch den Dachverband TMV und dessen angeschlossener Landesverbände in Bayern, Niedersachsen und 2 von 3 in Nordrhein-Westfalen, die jahrelang mehr Tempo bei der Umsetzung der Kleinen Fachkunde gefordert hatten, sich seit kurzem aber für einen Stopp sämtlicher Bemühungen zur Kleinen Fachkunde aussprechen. Bei öffentlichen Veranstaltungen sprach TMV-Geschäftsführer Patrick Meinhardt bereits davon, dass die Kleine Fachkunde „faktisch tot“ sei.
Dem widerspricht nun der BVTM ganz entschieden und bekräftige in einer gestern veröffentlichen Meldung, dass es allerhöchste Zeit für die Einführung der Kleinen Fachkunde sei: „Die Taxifahrer-Prüfung muss jetzt kommen. Wir begrüßen, dass die Länder sich nun endlich auf ein Vorgehen verständigen.“
Der Bundesverband Taxi und Mietwagen hatte sich im Vorfeld zur im Jahr 2021 in Kraft getretenen Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) für die Einführung einer einheitlichen Fahrerqualifikation eingesetzt. Besonderes Augenmerk legt man seit jeher darauf, die gleichen Anforderungen für Taxifahrer genauso wie für Fahrer und Fahrerinnen von Fahrdiensten wie Uber & Co. gelten zu lassen.

Für den Verband geht es um mehr als um das reine Autofahren. „Wer ein Taxi lenkt, der hat eine besondere Verantwortung für seine Fahrgäste. Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass ausnahmslos jede Fahrerin und jeder Fahrer die Regeln der Personenbeförderung und des Straßenverkehrs kennt und sich seiner besonderen Verantwortung bewusst ist“, bekräftigt der BVTM-Geschäftsführer Michael Oppermann in einer Pressemitteilung des Verbands.
Der Verband ist sich an dieser Stelle bewusst, „dass Uber und kleinere Gewerbeverbände abweichende Positionen vertreten, weil das Gewerbe auch mit einem Fahrermangel zu kämpfen hat. Die Sicherheit und Ordnung der Personenbeförderung bleiben für uns aber oberste Priorität.“ Abschließend wird wohlwollend festgestellt, dass schon jetzt viele Taxiunternehmen und Zentralen ein eigenes Qualitätsmanagement betreiben, dennoch fügt Oppermann hinzu: „Das bedeutet aber nicht, dass es keine Fachkundeprüfung braucht. Die jetzige Situation ist absurd: Das Taxi muss jährlich zum TÜV, aber den Fahrer prüft keiner.“
Aufgrund der Verständigung innerhalb des Landesarbeitskreises und des zu erwartenden Abschlusses der Detailfragen geht man beim BVTM davon aus, dass die Kleine Fachkunde in diesem Jahr umgesetzt wird. jh / sg
Beitrags-Symbolfoto: Taxi Times
Dirk Ritter müsste einen Orden kriegen für sein Engagement für das Taxigewerbe. Ohne ihn wäre das Taxigewerbe nicht nur in Hamburg schon viel weiter in der Versenkung verschwunden.
Hansa Funktaxi verfügt über eine Infostunde in der man sich bewerben kann, in der Genossenschaft zu fahren. Dort wird festgestellt, ob die Bewerber in der Lage sind, eine gute Dienstleistung zu vollbringen. Danach folgt eine dreitägige Schulung, am Ende eine Prüfung, danach kann man losfahren. Die Hürden sind nicht niedrig.
Eine Fachkundeprüfung ist deshalb unerlässlich, weil man bei anderen Anbietern ohne jede Qualifikation, allenfalls nach einer viertelstündigen Schulung, sofort losfahren kann keine Garantie besteht, dass eine Qualifikation vorhanden ist.
Uber&Co haben von Anfang an Kundenbewertungen in ihre Apps eingebaut.
Das hat tatsächlich auch im Taxigewerbe einiges verändert, da wir selbst ja unsere Schwachstellen kennen. Dieses kundenfreundliche Instrument kann aber keine Fachkenntnisse ersetzen und deshalb war die Deregulierung beim P-Schein ein heftiger Schlag gegen die Qualität von Neulingen.
Dass aber jetzt keine regionalen Fachkenntnisse nachgewiesen werden müssen, bevor neue Fahrer*innen auf die Kunden losgelassen werden, ist einfach eine Zumutung für unsere Kunden!
endlich kommt eine prüfung, ich kann diese profis nicht mehr sehen. fahren 3 wochen und denken sie wären es. natürlich wäre eine kleine ortskunde am besten. aber hauptsache es kommt bewegung. uber kriegt dann auch probleme mit fahrern. mir ist das sowieso ein rätsel wie alle fahrer ihre scheine bekommen haben ohne deutschkenntnis
Schade das hier anscheinend nur Kollegen aus Großstädten Ihre Meinung abgeben. In der großen Fläche aber ist es bereits jetzt schon sehr kritisch Fahrer zu finden. Sollte dies durch eine kleine „Fachkunde“, wobei schon die Bezeichnung eine „Farce“ darstellt, weiter erschwert werden, stirbt das Taxi-und Mietwagengewerbe in der Region. Taxizentralen in Großstädten machen doch bereits eine richtige Fachkunde, teils auch mit kleiner Ortskunde, um Bewerber auszusieben. Was nicht bedacht wird, ist die Tatsache, daß es bereits eine große Anzahl von, nicht geprüften und inzwischen schon verlängerten (auf 5 Jahre), P-Schein Inhaber gibt. Sollen die alle nachgeprüft werden ? Was ist dann mit dem Bestandsschutz, sollte der bis dahin vielleicht unbescholtene Fahrer diese Prüfung nicht bestehen ?
Von mir ein ganz klares „NEIN“ zur bundesweiten kleinen Fachkunde. Hier wurde ganz klar die Umsetzung verschlafen. Wenn die Stadt Hamburg das einführt, ok. Aber man stelle sich das in Niedersachsen oder Bayern vor. Wo ist da der nächste TÜV/Dekra und was ist mit den anderen Prüforganisationen ?
Diese Betrachtungsweise hätte zur Folge, das Landärzte demnach nicht mehr studieren müssten.
Bra !!!!!vo Peter