Bei den vom ARD-Magazin Kontraste aufgedeckten Fehlern im „System Uber“ waren es vor allen Dingen Berliner Mietwagenunternehmen, denen organisierte Schwarzarbeit nachgewiesen wurde. Sowohl die Berliner Aufsichtsbehörde als auch die Plattformvermittler wollen nun zusammenarbeiten, um die schlimmsten Auswüchse einzudämmen. Es ändert jedoch nichts daran, dass der eigentliche Fehler im Geschäftsmodell von Uber & Co. liegt.
Nur wenige Tage, bevor die ARD-Sendung Kontraste am 17.8.23 die fatalen Missstände im System Uber aufdeckte, hatten die Berliner Aufsichtsbehörde LABO und die Berliner Plattformvermittler Bolt, Free Now und Uber eine gemeinsame Kooperation bekanntgegeben. Vermutlich waren sie durch die Recherchen des Berliner Senders RBB, zu denen auch der freie Taxi Times-Redakteur Wim Faber beigetragen hatte, bereits über den Beitrag und dessen Sprengkraft informiert und wollten schon im Vorfeld entgegenwirken.
Sie taten dies in Form einer Pressemeldung des LABO, in der die Vereinbarung einer Zusammenarbeit mitgeteilt wurde. „Aufgrund eigener Kontrollen sowie aufgrund Feststellungen anderer Behörden, insbesondere der Polizei Berlin, ist bekannt, dass es auch eine große Zahl an Mietwagen von Unternehmen gibt, die über keine Genehmigung verfügen und dennoch über die genannten Apps vermittelt werden“, teilte dazu das LABO mit. Oftmals hätten diese Unternehmen bei den Vermittlungsdiensten gefälschte Unterlagen vorgelegt, ohne dass dies im Registrierungsprozess entdeckt wurde. Diese Unternehmen würden sich dadurch einen unzulässigen Vorteil zu Lasten der ordnungsgemäß angemeldeten und genehmigten Mietwagen- und Taxi-Unternehmen verschaffen.
Als LABO stehe man daher seit geraumer Zeit in regelmäßigen Austausch mit den Vermittlungsdiensten, um diesem Problem entgegenzuwirken. „In dieser Zeit konnte bereits eine Vielzahl solcher illegal operierender Mietwagen-Unternehmen identifiziert werden“ gibt das LABO einen Einblick und lässt wissen, dass gegen die Verantwortlichen dieser Unternehmen Bußgeldverfahren wegen Verstoßes gegen das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) – Tatbestand ungenehmigte Personenbeförderung – durchgeführt wurden und werden. Man habe dabei im Einzelfall Bußgelder zwischen 90.000 und 550.000 EUR festgesetzt. (Anmerkung der Redaktion: Ein Bußgeld über mehr als eine halbe Million Euro ist allerdings bis heute vom betroffenen Unternehmer nicht bezahlt worden).
Um den Zugang solcher illegalen Unternehmen zu den Vermittlungsplattformen zukünftig auszuschließen, hat das LABO eine künftige Zusammenarbeit mit den in Berlin tätigen Vermittlungsdiensten Bolt Free Now und Uber bekanntgegeben. Die Kooperation sieht vor, dass jedes Unternehmen und jedes Fahrzeug, das bei den Vermittlungsdiensten registriert wird, vorab durch das LABO überprüft wird. Damit soll gewährleistet werden, dass tatsächlich nur noch an solche Unternehmen und Fahrzeuge Aufträge vermittelt werden, die über eine Genehmigung des LABO nach dem PBefG verfügen.
„Diese Vereinbarung ist ein weiterer wichtiger Schritt, um den Kontrolldruck gegen illegal agierende Unternehmen im Mietwagen-Gewerbe zu erhöhen“, schreibt das LABO. Die Behörde verspricht, dass man sich weiterhin an regelmäßigen Kontrollen von Taxis und Mietwagen im Straßenverkehr beteiligen werde und man somit seiner Aufgabe als Verkehrsgewerbeaufsicht nachkomme.
In der Tat ist dies eine erfolgversprechende Maßnahme, um die schlimmsten Auswüchse des Systems der Plattformvermittler einzudämmen. Es ist beileibe kein Ruhmesblatt für Bolt, Free Now und Uber, dass man ihr System so leicht austricksen konnte und es hinterlässt den faden Beigeschmack, dass sowohl die Vermittler selbst als auch Uber-Generalbevollmächtigte Thomas Mohnke längst über diese Machenschaften Bescheid wussten und sie stillschweigend tolerierten. Schließlich geht es für Uber inklusive Mohnke, für Bolt und natürlich auch für Free Now darum, mit einer möglichst großen Anzahl an Fahrzeugen am (Berliner) Markt präsent zu sein.
Der organisierte Betrug durch die Mietwagenunternehmer ist die unmittelbare Folge des Geschäftsmodells von Bolt, Free Now und Uber: Je mehr Fahrzeuge und Fahrer unterwegs sind, umso schneller können die App-Dienste die Kundschaft bedienen und umso öfter können sie die Provision pro vermittelter Fahrt kassieren.
Dafür, dass zwei Drittel entweder völlig schwarz agieren bzw. durch falsche Angaben Sozialversicherungsbetrug begehen, fühlen sich die Plattformvermittler nicht verantwortlich. Als Vermittler verweisen sie dann auf vertragliche Regelungen, wonach solches Verhalten natürlich verboten sei. So auch Uber gegenüber der ARD in dem angesprochenen Kontraste-Beitrag. Man gibt sich dabei nicht einmal den Anschein, als hätte man von den schwarzen Schafen nichts gewusst. Thomas Mohnke, Uber-Generalunternehmer, über den sämtliche Uber-Fahrten – auch die der Kriminellen – abgerechnet werden, gibt im Kontraste-Beitrag unumwunden zu, von deren Existenz zu wissen. Die Frage allerdings, ob er diese dann zur Anzeige gebracht habe, verneint Mohnke. In seinen Augen sei das Sache des Staates, hier genau hinzusehen. Auch für Mohnke gilt das gleiche Prinzip: Müsste er auf zwei Drittel der Uber-Flotte verzichten, würde das den Erlös massiv schmälern.
Da die Plattformanbieter allesamt mit Dumpingpreisen weit unterhalb des Taxitarifs agieren, ist es den angeschlossenen Mietwagenbetrieben nicht möglich, auf legale Weise wirtschaftlich gewinnbringend zu fahren. Solange Bolt, Free Now und Uber weiterhin an ihrem jetzigen Geschäftsmodell festhalten, werden die zwielichtigen und hochkriminellen Mietwagenunternehmer schnell neue Wege zum Betrug finden.
Oder aber: Es wird – wie in Hamburg – irgendwann nur mehr wenige Mietwagen geben, die für Uber & Co fahren. Herr Mohnke müsste dann wahrscheinlich Insolvenz anmelden (es wäre nicht die erste) und Bolt, Free Now und Uber hätten ein Investorenproblem, wenn man in Europa ausgerechnet einen der wichtigsten Märkte verlieren würde.
Man darf gespannt sein, in welche Richtung das Pendel nach der nun getroffenen Zusammenarbeit zwischen LABO, Bolt, Free Now und Uber in Berlin ausschlägt. jh
Beitragsfoto: Axel Rühle / Taxi Times
Durch die sogenannte Zusammenarbeit vom Labo mit Uber & Co, entsteht zu mindest bei mir der Eindruck, ansonsten ist alles okay bei Uber & Co. Was wäre denn so schwer, dass Hamburger System zu übernehmen?? Oder gehen im Labo auch die Lobbyisten ein und aus?? (Dies soll keine Unterstellung sein, nur ein geschriebener Gedanke)
Hinweis auf eine Taxi-Times-Meldung vom 28.6.23: https://taxi-times.com/berlins-neue-verkehrssenatorin-will-hamburger-modell-fuer-taxis-und-mietwagen/
Sehr geehrte Taxi times Redaktion, das Hamburger Modell sowie ich es gelesen habe gilt nur für Neuanmeldungen nicht für die anderen Autos. Das bedeutet, dass die sich hüten werden, neue Autos anzumelden und fahren mit den alten Autos so lange weiter bis die schrottreif sind. Und gefährden damit das Leben ihrer Fahrgäste.Das Labo das angekündigt hat die Neuverträge zu überprüfen, gilt auch nur für neue Verträge, nicht für die alten Verträge, damit versucht man natürlich Zeit zu gewinnen und der Verdacht der Korruption lässt sich nicht weiter verheimlichen und die einzige Behörde, die den Taxifahrern noch helfen kann, ist der Zoll,denn die wundern sich auch wie es sein kann, dass so organisiert schwarz gearbeitet werden kann obwohl klar ist, dass man mit der Umsatz Provision von 25 % +19 % Umsatzsteuer keine wirklichen Gewinne zu erzielen sind.
Ja wohin wird es wohl ausschlagen, wenn man den Bock zum Gärtner macht?
Der Berliner Labo arbeitet auch mit Uber zusammen weil wenn jemanden ein Konzession Für taxi bestellt Sie empfehlen ihm eine Konzession Für Mietwagen zu haben sonst von wo gibt’s in Berlin ungefähr 4700 Mietwagen außer die schwarze private Auto die arbeiten komplett schwarz ohne Konzession Nummer einfach Uber app und Bolt APP Und Free Now app Runter laden und los fahren
Anmerkung der Taxi-Times-Redaktion: Von solch einer „Empfehlung“ ist uns nichts bekannt.
Die „Empfehlung“ bekam ich schon bei der Konzessionsverlängerung 2016. Soweit ich mich erinnere hing damals auch das UBER-Plakat im Wartebereich in der Puttkamerstraße …
In Berlin sind es 4.500 Konzessionierte Mietwagenfahrzeuge ca. 2.500 Komplett Schwarze Mietwagens = 7.000 ca 3.000 18 Monat‘s gmbH‘s (Taxen) Also 10.000 illegal agierende Beförderer
In Hamburg sind es ca nur 18 Fahrzeuge.
Wie kann das sein? Und das seit 2016….. Soll ich laut denken? Lieber nicht.
Sehe ich genauso
Das Hamburger Modell kann lange auf sich warten. Sie wollen Zeit gewinnen beim Labo, alles bezahlte Mitarbeiter.
Warum machen die Bundesländer nicht gemeinsame Sache, wenn ein System sich bewehrt, sollen es die andern halt übernehmen ( Hamburg) und nicht das Rad neu erfinden.
Ich verstehe das alles nicht, ich bin kein Rechtsanwalt oder Staatsanwalt, Aber, sollte 3 oder mehrer Leute Zusamenkommen, um zu arbeiten um anderer zu Schaden/Betrugen heisst das nicht „Geschäftsmässige Betrug´´? 10 Jahren Knast für UBER Betrieber und Gehilfen?
KISS, Keep it simple, stupid?