Münchens neuer Zweiter Bürgermeister verzichtet auf den BMW mit Fahrer, der ihm dienstlich zusteht. Er will lieber sein Fahrrad und die U-Bahn nutzen – und bei Bedarf auch mal ein Taxi.
Katrin Habenschaden ist letzten Samstag überraschend zurückgetreten. Sie war seit 2020 quasi das Gesicht der Münchner E-Taxi-Mobilität und auch im Taxigewerbe bekannt. Nun kehrt sie in die Privatwirtschaft zurück.
Ihr Nachfolger ist ihr Parteifreund Dominik Krause, ein 33-jähriger Politiker, Vorsitzender der Stadtratsfraktion Die Grünen – Rosa Liste, der seit 2014 im Stadtrat sitzt und Mitglied im Umwelt-, Wirtschafts- und Planungs- und Kreisverwaltungsausschuss ist, und über den es noch keinen Wikipedia-Eintrag gibt. Dafür einen Artikel in der „Abendzeitung“, die gestern, zwei Tage nach seiner Vereidigung, mit ihm sprach.
„Ich nutze die Öffentlichen Verkehrsmittel und das Fahrrad, so wie die meisten Münchnerinnen und Münchner. Das geht in der Regel einfach am schnellsten“, zitiert die AZ den Physiker. „Wenn ich mal ein Auto brauche, dann nehme ich ein Taxi oder nutze Carsharing-Angebote.“
Man kennt das Klischeebild des Managers oder Politikers, der in seinem Dienstwagen jede Sekunde die Nase in Akten und/oder das Ohr am Smartphone hat. Auch „Ober- und andere Bürgermeister“ würden ihren Job laut AZ ungern ohne Dienstwagen und eigenen Fahrer machen. Doch nun trete mit Krause einer an, das Gegenteil zu beweisen.
Krauses Vorgängerin Katrin Habenschaden wohnt am westlichen Stadtrand in Aubing. Sie nutzte einen BMW i3 inklusive persönlichem Fahrer als Dienstwagen. Krause wohnt etwas zentraler in Obergiesing und setzt anstelle eines Dienstwagens auf „U-Bahn und das Radl“, obwohl ihm die Nutzung des Autos zustehen würde, das seine Vorgängerin bis Ende letzter Woche nutzte. Erst nach Ablauf des Leasingvertrages könnte er dann ein neues Fahrzeug wählen .
„Möglicherweise kommt Krause so Kritik zuvor“, mutmaßt die AZ. Dabei ist bislang weder an den luxuriösen Dienstlimousinen von Oberbürgermeister Dieter Reiter (er fährt laut ADAC „eine der längsten und größten Luxuslimousinen der Welt“, einen BMW i7 mit Blaulicht) noch am 5er-BMW der Dritten Bürgermeisterin Verena Dietl nennenswerte Kritik laut geworden. Die Stadt habe für die Dienstwagenflotte sehr gute Konditionen mit BMW, und für den bayerischen Autobauer sei die Münchner Stadtspitze auch ein Werbeträger.
Doch Krause will offenbar mit gutem Beispiel vorangehen. Sein politisches Ziel sei, „das Angebot bei Bus, Tram und U-Bahn zu verbessern und gute Radwege zu bauen“, so dass die Münchner selbst entscheiden können, welche Verkehrsmittel sie nutzen. Er selbst wird also künftig auch gelegentlich in manchem hellelfenbeinfarbenen Auto auf der Rückbank Akten lesen und telefonieren. ar
Beitragsbild: Oberbürgermeister Dieter Reiter und Zweiter Bürgermeister Dominik Krause; Foto: muenchen.de
Ich finde dies ganz erstaunlich UND GUT ! Herr Krause hält dies sicherlich auch deswegen durch, denn er ist ja kein politischer Neuling, sondern schon seit 10 Jahren im Stadtrat.
Bruno, der auch viel Radler nicht nur Taxler (wer weiß, wer weiß, evtl. auch mal mit Herrn Krause)