Nachdem die Führungsriege des britisch-chinesischen Taxiherstellers LEVC bereits im Dezember große Veränderungen angekündigt hatte, wurde jetzt die Katze aus dem Sack gelassen.
Das aktuelle Taximodell, der elektrisch angetriebene TX, hat es den deutschen Taxiunternehmern nicht gerade leicht gemacht. Wegen vieler Veränderungen bei den Ansprechpartnern in Deutschland, einem lückenhaften Servicenetz und technischen Schwierigkeiten hatte das ansich durchdachte (London-)Taxi einen sehr schweren Start.
Immer wieder war es auch der Antriebsstrang, der dem schweren Wagen einen Strich durch die Rechnung machte. Obwohl elektrisch angetrieben, sorgte ein Range-Extender für Strom, wenn nach ungefähr 100 Kilometern der Akku leer war. Damit war der TX offiziell ein Hybrid und konnte nur in Ausnahmefällen von einer E-Taxi-Förderung profitieren.
Jetzt hat LEVC der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass man in Ansty über eine komplett neue Fahrzeugplattform nachdenkt, die auf einen reinen E-Antrieb setzt. Die sogenannte Space Oriented Architecture (SOA) will dank einer sehr flexiblen Konstruktion auf alle möglichen Belange eines Fahrzeugs vorbereitet sein. Neben der Größe, Reichweite Sicherheit und Ladedauer soll die SOA-Plattform auch über ein komplett digitales Betriebssystem verfügen und für autonomes Fahren vorbereitet sein.
Für die entsprechende Reichweite sollen verschiedene Akkuvarianten zur Wahl stehen. Sie sollen Kapazitäten zwischen 73 und 120 kWh aufweisen. Die maximal mögliche Reichweite geben die Briten aktuell mit 695 Kilometern an. Untergebracht wird die Batterie im Fahrzeugboden, der komplett eben sein soll und einen niedrigen Einstieg möglich macht.
Diese Eckdaten stellen allerdings in Frage, wie bei der Kombination von niedrigem Einstieg und einem Akku im Fahrzeugboden noch eine Rollstuhlrampe verbaut werden kann.
Und tatsächlich hält man sich in der Presseveröffentlichung auch bei den Einsatzmöglichkeiten der SOA-Plattform bedeckt. Zwar will LEVC die Mobilität der Zukunft anbieten, aber das Wort Taxi taucht im Zusammenhang mit SOA mit keiner Silbe auf. sg
Beitragsbild und Video: LEVC
Das Konzept mit Range Extender war von Beginn an eine Fehlentscheidung. Wenn man meint, unbedingt einen Verbrenner an Bord haben zu müssen, wäre das Konzept des Mitsubishi Outlander PHEV, welchen es bereits seit 2012 gibt (in Deutschland seit 2014), nach wie vor sinnvoller. Dort kann der Verbrenner bei höheren Geschwindigkeiten das Auto auch direkt antreiben. Der Outlander beherrscht also sowohl den seriellen (Verbrenner als Generator) als auch den parallelen (Verbrenner als Antriebsmaschine + Generator) Modus. Der serielle Antrieb ist bei sehr schweren Autos stets großen Belastungen ausgesetzt, was Haltbarkeitsrisiken mit sich bringt.
Ein Range Extender war vielleicht 2013, als der BMW i3 erschien, noch darstellbar. Damals kostete die 24 kWh-Batterie des i3 noch so viel wie heute die dreifache Kapazität. Aber in den 20igern noch Range Extender einzubauen, ist nicht nachvollziehbar. Wenn die vorhandene Plattform keine größeren Batterien aufnehmen kann, dann hätte man das Antriebsdesign des Outlander kopieren sollen.
Aber das Beste ist natürlich eine vernünftige Elektroplattform.