Die Durststrecke nähert sich dem Ende und das Taxigeschäft beginnt wieder anzulaufen – mit einem Newsletter hat Taxi Berlin seine angeschlossenen Teilnehmer dazu aufgerufen, nach vorne zu blicken und aus der derzeitigen Beliebtheit des Gewerbes etwas zu machen.
Das Wiederanlaufen des Taxigeschäfts sei in greifbare Nähe gerückt, was an Restaurantgästen im Außenbereich, Treffen von privaten Gruppen und der Wiederaufnahme des touristischen Betriebs in Hotels abzulesen sei.
Auch beim kulturellen Leben habe eine schrittweise Wiederkehr eingesetzt, zu sehen an geöffneten Museen und Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen. Die großen Messen ließen noch auf sich warten, doch seien die gemeldeten Inzidenzzahlen niedrig und viele Menschen bereits geimpft. Das lasse darauf hoffen, dass die Großkunden in absehbarer Zeit ihren Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen können.
Der Rückkehrprozess zur Normalität brauche Zeit, habe aber deutlich sichtbar begonnen. Erste Auswirkungen seien im Taxigewerbe bereits zu verzeichnen. Mit etwas Durchhaltevermögen auf allen Seiten werde es hoffentlich demnächst spürbar aufwärts gehen.
Geschäftsführer Hermann Waldner bedauert im Newsletter, dass viele Taxibetriebe die Umsatzeinbrüche nicht aus eigener Kraft oder mit staatlichen Hilfszahlungen abfangen konnten und trotz des Großauftrags mit den Impffahrten aufgeben mussten. Im Sommer vor Beginn der Corona-Krise, vor genau zwei Jahren, habe es in Berlin knapp 3.100 Taxibetriebe mit über 8.100 Autos gegeben. Heute seien es 2.380 Betriebe mit rund 6.600 Autos – ein Rückgang um rund 20 Prozent. Dadurch gebe es im Vermittlungssystem wiederum weniger Konkurrenz, so dass die Aufträge sich nun auf weniger Taxen verteilen.
Die Funkgesellschaft Taxi Berlin sei trotz des Rückgangs der Funkverträge mit einem deutlich erhöhten Arbeitsaufkommen in allen Abteilungen durch die Impffahrten konfrontiert gewesen, bei denen der Senat die Taxikosten übernommen hatte. Dieser extreme Auftragsboom mit manchmal bis zu 20.000 Impffahrten pro Tag werde in den nächsten Wochen auslaufen, da ein Großteil der impfwilligen Bevölkerung über 70 Jahre dann zweimal geimpft sein wird. Waldner dankt den angeschlossenen Unternehmern und Fahrern für deren Geduld und Verständnis bei der massenhaften Abrechnung der Fahrpreis-Coupons, die derzeit noch auf Hochtouren laufe, deren durchschnittliche Bearbeitungszeit aber bereits sinke.
Zugleich hofft der Taxi-Berlin-Geschäftsführer, dass ein Teil der jüngeren Impflinge „die Sicherheit und Bequemlichkeit unserer Dienstleistung trotzdem zu schätzen weiß und sich auf eigene Kosten von Ihnen zum Impfzentrum bzw. zum Arzt und zurück fahren lässt.“
Als Vorbreitung auf die nächsten Wochen und Monate nutze man den in Kürze abklingenden Aufwand mit den Impf-Coupons für Schritte, um zur Normalität zurückzukehren. Bestellsysteme wie die sogenannten Autobooker großer Hotels werden wieder angeschaltet, zudem habe man in letzter Zeit neue Kunden gewinnen können, beispielsweise das Regierungsterminal am Flughafen BER. Auch durch den Wahlkampf auf Bundes- wie auf Landesebene hofft Waldner auf viele zusätzliche Fahrten.
Waldner dankt den Adressaten nochmals für ihr Durchhaltevermögen in dieser besonders herausfordernden Zeit. Er hofft, dass jetzt mehr und mehr Unternehmer vorsichtig beginnen können, wieder nach vorne zu blicken. „Wir alle müssen krisensichere Geschäftsfelder für die Zukunft erschließen, und hier steht die Inklusion ganz oben auf der Agenda.“ Die Impffahrten hätten vielen einen Vorgeschmack darauf gegeben, was für Nachfragen entstehen, wenn die Bevölkerung älter und gebrechlicher wird. So mancher Fahrer mit behindertenfreundlichem oder gar barrierefreiem Taxi sei die letzten drei Monate ein sehr gefragter Dienstleister gewesen. Weder die Nachfrage noch die Förderung durch den Senat werde in absehbarer Zeit sinken – ganz im Gegenteil: In Berlin haben alle Parteien, die im Abgeordnetenhaus präsent sind, die Inklusion in ihren Wahlprogrammen verbrieft.
Eine zweite positive Veränderung, die bereits begonnen habe, sei der Umstieg vom Verbrennungsmotor mit seiner Abhängigkeit vom Ölpreis hin zur Elektromobilität, wofür es bereits vielversprechende Beispiele gebe. Erfahren Interessenten vom Fahrkomfort und den Betriebskosten elektrisch angetriebener Autos, so könne es gut passieren, dass mögliche Vorbehalte gegenüber dieser Technologie sich in Interesse verwandeln. Auch lege der Senat in Kürze ein neues Förderprogramm für E-Autos auf.
Abschließend ruft Waldner dazu auf, das letzte Stück der Durststrecke noch durchzuhalten und die gestiegene Beliebtheit des Taxis zu nutzen. Mit den Impffahrten habe das Berliner Taxigewerbe beim Kundenzuspruch deutlich punkten können. Viele der älteren Menschen hätten sich begeistert und zufrieden über das Personal und die Organisation in den Impfzentren und bei der An- und Abfahrt geäußert. Jetzt bestehe die Chance, gemeinsam unter Beweis zu stellen, dass die Taxibranche der perfekte Partner für eine verlässliche, sichere und an den Kundenbedürfnissen orientierte Dienstleistung ist und bleibt. ar
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