Fast täglich protestierten Londons Taxifahrer in der vergangenen Woche gegen unfairen Wettbewerb durch Uber und forderten den sofortigen Entzug der Lizenz. Die Presse berichtete jedoch hauptsächlich negativ über ein „Verkehrschaos“, dass dadurch verursacht worden wäre.
Fünf mal versammelten sich Taxifahrer bei genehmigten Demonstrationen in der britischen Hauptstadt, um gegen unfairen Wettbewerb zu demonstrieren und den sofortigen Entzug der Lizenz für Uber zu fordern. Am Donnerstagnachmittag versammelten sich mehrere hundert Taxifahrer mit ihren Taxis auf der London Bridge im Zentrum der Millionenstadt und verursachten Verkehrsbehinderungen, da die Brücke mehrere Stunden lang für PKW und Busse nicht passierbar war. An anderen Versammlungsorten sperrte die Polizei den Verkehr, um die Demonstrationen zu ermöglichen. Die Presse berichtete zum Teil negativ über angeblich verärgerte Londoner, die sich in sozialen Medien geäußert hätten. Die Anzahl der Mietwagen auf Londons verstopften Straßen hat sich durch das Angebot von Uber seit 2013 mehr als verdoppelt, inzwischen bieten über 100.000 lizensierte Mietwagen ihre Dienste an.
Ubers Lizenz wurde im September letzten Jahres nicht mehr verlängert, jedoch darf der Fahrdienstanbieter bis zur endgültigen Gerichtsentscheidung weiter operieren. Uber hatte die Entscheidung der Behörde „Transport for London“ (TfL) angefochten und zog vor Gericht. Das Verfahren verzögert sich nun offenbar und könnte erst in einigen Monaten abgeschlossen werden, befürchten die Taxifahrer. Sie fordern die TfL auf, die Betriebserlaubnis mit sofortiger Wirkung zu entziehen. Laut Gesetz ist das möglich, wenn ein Lizenzinhaber die „öffentliche Sicherheit“ gefährdet. Die Taxifahrer verweisen auf erhebliche Probleme bei der Sicherheitsüberprüfung der von Uber angestellten Laien-Fahrern.
Die „Independent Taxi Alliance“ (ITA) kritisiert die Berichterstattung und weist darauf hin, dass Uber weniger gesetzlichen Beschränkungen unterliegt, als die professionellen Taxis und Mietwagen. Ihre Fahrer müssen eine teure Schulung und medizinische Untersuchungen durchlaufen, und die Fahrzeuge unterliegen strengen gesetzlichen Standards. Das erzeuge Kosten, die ein Laien-Fahrer bei Uber nicht habe. Außerdem gingen durch die Konkurrenz im Taxigewerbe tausende Vollzeit-Arbeitsplätze verloren und mussten Betriebe aufgeben.
Uber wurde in mehreren Instanzen gerichtlich verurteilt, den Fahrern arbeitsrechtliche Standards, wie sie Angestellten zustehen, zu gewähren. Uber müsse, so die Richter, den Fahrern z.B. Mindestlohn, bezahlten Urlaub und Krankengeld gewähren sowie für sie Abgaben zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung abführen. Uber weigert sich, die Auflagen zu akzeptieren und klagt weiter. Nach eigenen Angaben arbeiten in London 40.000 Menschen als Fahrer für den amerikanischen Fahrdienstleister.
Anmerkung der Redaktion: Es stellt sich die Frage, was Dara Khosrowshahi meint, wenn er von einer „Änderung der Unternehmenskultur“ spricht. Das Akzeptieren einschlägiger Gesetze, sozialer Standards, Behördenentscheidungen oder von Gerichtsurteilen scheint nicht gemeint zu sein. prh
Symbolfoto: Taxi Times