Der frühere CEO von Uber, Travis Kalanick, hat ohne Rücksprache zwei weitere Mitglieder im „Board of Directors“, dem höchsten Leitungsgremium der Firma, eingesetzt. Es geht um nichts Geringeres als um Stimmanteile, denn im Gespräch ist eine Maßnahme, die Kalanicks Stimmgewicht erheblich schwächen könnte. Sein Nachfolger Dara Khosrowshahi zeigte sich „enttäuscht“. Jetzt stehen Milliarden auf dem Spiel.
Überraschend und im Alleingang ernannte Kalanick die frühere Xerox-Chefin Ursula Burns und den ehemaligen Boss der Investmentbank Merrill Lynch, John Thain als Vorstandsmitglieder. Der Schachzug ist in mehrfacher Hinsicht heikel.
Kalanick hatte sich das Recht, zwei Posten in dem elfköpfigen Gremium selber zu ernennen, in einem Vertrag Ende 2016 gesichert; eine Klausel, die dem Uber-Gründer erhebliche Macht einräumt. Gegen diesen Vertrag geht Benchmark Capital derzeit vor und der Rechtsstreit befindet sich in der Schlichtung. Benchmark hätte dieser Vereinbarung nicht zugestimmt, wenn sie über den wahren Zustand der Firma Bescheid gewusst hätte. Benchmarks Klage zielte darauf ab, Kalanicks Rückkehr auszuschließen sowie seinen „schädlichen“ Einfluss auf Uber zu minimieren. Kalanick habe durch sein Verhalten dem Unternehmen geschadet und die Risiken verschwiegen, hieß es in der Begründung. Einzelheiten über den Stand der Schlichtung wurden noch nicht bekannt. Kalanick hatte bisher auf die Besetzung der Posten verzichtet.
Außerdem bereitete das Gremium die Entwertung von Kalanicks Stimmanteilen vor. Investoren der früheren Finanzierungsrunden sicherten sich größere Stimmanteile als sie späteren Geldgebern zubilligten. So konnten die Gründer, allen voran Kalanick, wesentliches Stimmgewicht behalten, obwohl ihre Einlagen gegenüber denen der späteren Investoren einen verschwindend geringen Wert hatten. Nun will man diese Stimmgewichtung korrigieren.
Hintergrund ist der Einstieg des japanischen Internetgiganten Soft Bank. Dieser sagte zu, weitere zehn Milliarden Dollar zu investieren. Voraussetzung dafür war eine Einigung mit Benchmark Capital und anderen Mitgliedern des Vorstandes, dass die Stimmanteile in Zukunft neu gewichtet werden. Das würde für Kalanick eine erhebliche Machteinbuße bedeuten. Eine Milliarde werden als Anteile zu einem Unternehmenswert von 69 Milliarde Dollar von Uber neu ausgegeben. Für insgesamt neun Milliarden möchte man Anteile anderen Investoren abkaufen – in Form einer Auktion, wobei die Gebote bei einem Unternehmenswert von 45 Milliarden starten. prh
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Foto: Dan Taylor, cc-by-sa 4.0