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Maskenpflicht im Taxi: Konflikte vorprogrammiert

von Remmer Witte
25. Oktober 2021
Lesedauer ca. 3 Minuten.
4
Maskenpflicht im Taxi
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Weihnachtsmärkte, 2G, 3G, Schulen: Überall fällt die Maskenpflicht oder es wird zumindest darüber diskutiert. Im öffentlichen Verkehr, dem auch Taxi und Mietwagen zugeordnet sind, scheint sie allerdings in Stein gemeißelt zu sein.

Im ÖPNV und den angrenzenden Gewerben gilt nach wie vor strikt die Vorgabe der Maskenpflicht für Fahrgäste. Verstöße sind meistens bußgeldbewehrt. Teilweise droht den Betreibern sogar ein Extra-Bußgeld in Höhe von 500 Euro, wenn sie die Pflicht zum Tragen eines Mundnasenschutzes nicht in ihren Fahrzeugen umsetzen (lassen).

Im Branchenalltag bedeutet dies beispielsweise für Nachtfahrer, dass sie ihre Fahrgäste von feucht-fröhlichen 2G-Partys abholen, wo Abstand wieder ein Fremdwort ist, und sie müssen diese dann zur Maskennutzung zwingen. Konflikte sind dabei vorprogrammiert. Hier ist es höchste Zeit, den Sinn oder Unsinn dieser Regelung zur prüfen.

Die Einführung der Maskenpflicht im Jahr 2020 war sinnvoll, weil es noch keine Impfstoffe gab und jeder vor jedem geschützt werden musste. Besonders gefährdet waren dabei die Orte, wo sich Menschen auf weniger als 1,5 Meter näherten. Da erschien es logisch und sinnvoll, für den ÖPNV sowie für Taxi und Mietwagen klare Regelungen zum Infektionsschutz zu treffen. Auch wenn die Maskenpflicht meist gar nicht für das Fahrpersonal galt, wurde diese betriebsintern angeordnet.

Inzwischen sind ca. 2/3 der Bevölkerung geimpft und Geschäfte und Gastronomie wieder geöffnet. Überall dort, wo ungeimpfte Menschen ein Infektionsrisiko eingehen müssen, wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, herrscht nach wie vor die Maskenpflicht und das ist auch gut so. Dies ist auch der Grund, warum gerade der ÖPNV mit Bussen und Bahnen voraussichtlich der letzte Bereich sein wird, in dem die Maskenpflicht fällt.

Infografik: So teuer ist Bus- und Bahnfahren ohne Maske | Statista

Inzwischen kommt aber ein gravierender Unterschied zwischen den einstmals vergleichbaren Sammelverkehren des ÖPNV und dem Gelegenheitsverkehr mit Taxi und Mietwagen zum Tragen. In den Sammelverkehren treffen Fahrgäste aufeinander, die nichts miteinander zu tun haben und die tatsächlich bestmöglich voreinander geschützt werden müssen. Im Gelegenheitsverkehr mit Taxi und Mietwagen reduziert sich dieses Risiko auf das Zusammentreffen des Fahrpersonals mit den Fahrgästen. Nach jeder Fahrt wird das Fahrzeug gelüftet und kann im Corona-Sinn wieder als keimfrei gelten. Die Fürsorgepflicht des Fahrpersonals für den Kontakt der Fahrgäste untereinander entfällt im Gegensatz zum ÖPNV oder gebündelten Bedarfsverkehr.

Es verbleibt natürlich zunächst die Frage, inwieweit sich die Fahrgäste darauf verlassen können, dass nicht das Fahrpersonal selbst ihnen gegenüber Infektionen verbreitet. Dieses Risiko ließe sich damit eindämmen, dass das Fahrpersonal ohne Wenn und Aber Maske trägt. Darüber hinaus sind auch Trennwände imme rnoch sehr gefragt. Auch Raumklimageräte sind durchaus taxi-geeignet. Im Gegensatz zum Dilemma vieler Gastronomen, die bei 2G-Partys oder auf Weihnachtsmärkten nur geimpftes Personal einsetzen sollen, aber nicht nach deren Impfstatus fragen dürfen, wäre bei Taxifahrern den Persönlichkeitsrechten Genüge getan, wenn Taxler und Taxlerinnen eine Maske tragen würden: Dann müsste kein Chef sie nach dem Impfstatus befragen, um sie als Superspreader auszuschließen.

Ungeimpfte Fahrgäste bleiben so im Fahrzeug auch ohne Maske ungefährdet. Und im Umkehrschluss werden die allermeisten Fahrer*Innen inzwischen geimpft sein und diejenigen, die es nicht sind, können trotzdem auf eine Maske bei ihren Fahrgästen bestehen. Im Regelfall aber wird das Fahrpersonal im Taxi und Mietwagen sehr entspannt mit der Maskenpflicht der Fahrgäste umgehen wollen, ist aber rechtlich nach wie vor dazu gezwungen, diese ohne Wenn und Aber durchzusetzen.

Der Staat sollte deshalb zeitnah die Gesetzeslage anpassen. Dabei ist es auch an den Verbänden, den Staat in Bund und Land auf dieses Dilemma aufmerksam zu machen, damit die Kriminalisierung der Taxler*Innen vor allem im Abend/Freizeit-Geschäft zeitnah Einhalt geboten wird. rw

Beitragsfoto (Collage): Remmer Witte

Tags: BußgeldMaskenpflichtÖPNV
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Remmer Witte

Nach über 40 Jahren als Fahrer, Disponent und Chef im Taxi- und Mietwagengewerbe ist der Niedersachse heute unter anderem für einen taxinahen Dienstleister aktiv. Seine Themen sind die Branchenzukunft und -politik und die kleinen Dinge im Alltag des Gewerbes.

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Kommentare 4

  1. Tom Buntrock says:
    4 Jahren her

    Das Fahrpersonal soll zum Schutz der Fahrgäste Maske tragen, der Fahrgast zum Schutz des Fahrpersonals aber nicht? Der Fahrer soll während aller Besetztfahrten Maske tragen, weil es dem Kunden bei einer Fahrt nicht zumutbar oder vermittelbar ist?

    Ich trage als Taxifahrer tatsächlich bei allen Besetzfahrten eine FFP2-Maske. Im Taxi gibt es eine Trennscheibe – Fahrgäste sitzen fast ausnahmslos hinten. Nach jeder Fahrt desinfiziere ich die benutzten Sitze und lüfte durch. Ich trage damit aktiv zur Eindämmung der Pandemie bei. Der Kunde muss nur eines: Maske tragen. Da das in vielen Bereichen des Alltags bereits Usus ist gibt es keinen vernünftigen Grund das während einer vergleichsweise kurzen Taxifahrt zu unterlassen.

    Es mag sein, dass es keine reelle oder nur eine geringe Gefahr gibt, dass sich Fahrgäste untereinander anstecken. Es gibt aber die reelle Gefahr, dass sie den Fahrer anstecken. Fällt die Maskenpflicht im Taxi, dann steigt das Risiko für das Fahrpersonal drastisch an. Ob Sie es glauben oder nicht: auch ich als Taxifahrer möchte diese Pandemie überleben. Am liebsten ohne eine Covid-19-Infektion durchgemacht zu haben. Ich trinke gerne Kaffee und möchte gerne wissen, wie er schmeckt.

    Aus meiner Sicht wäre die Abschaffung der Maskenpflicht im Taxi, nur um möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, ein Schritt in die falsche. Zumindest so lange die Gesundheit des Fahrpersonals wichtig ist.

    Antworten
    • Detlef Hechler says:
      4 Jahren her

      Ihre Antwort auf diesen Artikel hat meine volle Zustimmung. Warum sollen die Fahrgäste nicht zum Schutz auf engem Raum beitragen? Fällt die Pflicht, gibt es ein Argument weniger bei den meist jungen Maskenmüden. Und das bei nun wieder steigenden Zahlen!

      Antworten
  2. Julius says:
    4 Jahren her

    Kurios: kürzlich sprach ich mit Kollegen, die das Tragen einer Maske beim Fahren als „unmännlich“ ansahen und darauf verzichteten. Ebendiese Kollegen sah ich dann auch bei Touren im Stadtverkehr, ohne dass sie ihre Fahrgäste auf das Tragen einer Maske hingewiesen hätten. So richtig vorbildlich den Gesetzen zu folgen und damit ein Beispiel zu geben ist das ja irgendwie nicht. Wenn ein Fahrgast mal keine Maske dabei hat, was bei mir die absolute Ausnahme ist, dann verkaufe ich ihm eben eine FFP2 – Maske für 2 € Cash

    Antworten
  3. Wilhelm Rumpel says:
    4 Jahren her

    Auch hier in Celle erachten Taxifahrer die Maskenpflicht nicht. Selbst keine Maske auf der Fahrgast sitzt vorne auch ohne Maske. Habe einen solchen Fahrer angesprochen. „Nein, es muss keine Maske getragen werden.“Von der Funktentrale gibt es aber in gewissen Abständen den Hinweis dazu. Wenn Fahrgäste sagen er brauchte keine Maske, dann ich: rufen Sie den Fahrer an. Auf widersehen“. Nein , bleiben Sie da so geht das fast jeden Tag

    Antworten

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