Der Rheinland-Pfälzische Dachverband „MoLo“ hat die aktuellen Überlegungen der Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Senioren mit Bürgerbussen in die Impfzentren zu fahren, scharf kritisiert. Solche Fahrten mit Taxis durchzuführen, sei eine weitaus bessere Alternative.
Der Verband „Mobilität und Logistik Rheinland Pfalz e.V.“ (MoLo), der auch die Taxi- und Mietwagenunternehmer vertritt, untermauert damit sein Angebot, das man gegenüber der Politik bereits vor Weihnachten gemacht hat: Man könne über die angeschlossenen Taxi- und Mietwagenunternehmen „Corona-Taxis“ koordinieren, damit auch diejenigen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer physischen Einschränkungen nicht mehr selbst die Impfzentren aufsuchen können, zuverlässigen Zugriff auf den Schutz durch die Impfung bekämen.
„Leider ist die Politik auf unser Angebot bislang nicht eingegangen“, beklagen die beiden Geschäftsführer von MOLO, Guido Borning und Heiko Nagel. Was den Dachverband hierbei maßlos ärgert, ist die Tatsache, dass bereits mehrfach die Unterstützung der ca. 800 Taxi- und Mietwagenunternehmen in Rheinland-Pfalz angeboten wurde.
Seit gestern sind in ganz Rheinland-Pfalz 31 Impfzentren im Betrieb. Doch damit stellt sich nun die Frage, wie all jene, die kein eigenes Auto haben, zu den Impfzentren gelangen. „Die Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler verweist aktuell diejenigen, die nach einer Fahrgelegenheit suchen, um in die oftmals 30 bis 40 km vom Wohnort entfernten Impfzentren zu kommen, konkret auf die Unterstützung von Nachbarn oder den Einsatz von Bürgerbussen“, berichtet der MoLo in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung. Was er von diesem Vorschlag hält, macht Heiko Nagel deutlich: „Diese Aussage passt in das desolate Bild, das das Land Rheinland-Pfalz seit dem Impfstart abgibt.“
„Die Kinder und Nachbarn der aktuell priorisiert zu impfenden über 80-Jährigen gingen in der Regel tagsüber ihrer Arbeit nach, oder seien selbst schon in einem Alter, in dem sie auf die Unterstützung anderer angewiesen sind, so dass dieser Vorschlag der Ministerien wohl nur vereinzelt zur Lösung des Problems beitragen könne“, glaubt der Verband nicht an eine praktikable Umsetzung dieser Idee.
Noch deutlicher wird der MoLo beim Thema Bürgerbusse: „Nunmehr Bürgerbusse zur Beförderung ins Spiel zu bringen, mutet fast schon grotesk an, wenn man bedenkt, dass in diesen Fahrzeugen kein Mindestabstand gewahrt und die ehrenamtlichen Fahrer im Umgang mit Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen in keinster Weise „ausgebildet“ sind“, so Heiko Nagel. „Genau aus diesen Gründen sind deshalb aktuell die Fahrten der Bürgerbusse nahezu in ganz Rheinland-Pfalz eingestellt worden“, pflichtet ihm sein Kollege Borning bei und blendet hierbei auch nicht die logistischen Probleme und den logistischen Aufwand der Kommunen für die Organisation derartiger Fahrten aus. Außerdem würden die ehrenamtlichen Fahrer aufgrund ihres Alters in vielen Fällen zu den Risikogruppen zählen.
Die Verbandsvertreter haben kein Verständnis, weshalb die Politik nicht vorrangig daran denkt, auf bestehende Strukturen zurück zu greifen. Geschäftsführer Guido Borning betont: „Im Ergebnis sprechen wir hierbei von einer echten WIN-WIN Situation, denn der Taxi- und Mietwagenverkehr ist zum Erliegen gekommen. Unsere Betriebe werden zwar durch den Lockdown nicht direkt geschlossen, aber mit dem Lockdown und insbesondere der Schließung von Restaurants und Bars sowie dem gesamten kulturellen Leben, der Absage von Messen, Kongressen, dem Wegfall von Geschäftskreisen fallen unseren Mitgliedsunternehmen komplett die Kunden weg. Auf der anderen Seite sichert das Taxi- und Mietwagengewerbe auch in der Krisenzeit die verlässliche Mobilität der Bevölkerung, auch und gerade für kranke, alte und in der Mobilität eingeschränkte Menschen.“
Das Taxi- und Mietwagengewerbe habe schon im Frühjahr je nach Region Umsatzeinbrüche zwischen 60 und 90 Prozent verkraften müssen, blickt Borning zurück. „Die Hilfsprogramme der Bundesregierung kommen bei den Unternehmen nicht an. Die Forderung des Gewerbes nach passgenauen Hilfen des Taxi- und Mietwagengewerbes durch die rheinland-pfälzische Politik werden sowohl vom Verkehrsminister Dr. Volkert Wissing als auch von der Ministerpräsidentin Malu Dreyer gänzlich ignoriert. Viele Unternehmen sind deshalb wirtschaftlich am Ende und in ihrer Existenz bedroht. Die Einbeziehung des Taxi- und Mietwagengewerbes bei der Beförderung älterer, mobilitätseingeschränkter Personen zu den Impfzentren könnte bewirken, dass eine gewisse Kompensation der massiven Umsatzausfälle eintritt.“
Bornings Kollege Heiko Nagel ergänzt: „Die Fahrzeuge unserer Mitgliedsunternehmen erfüllen die hygienischen Bedingungen, die für Transport und Sicherheit sorgen können, alleine schon aus der täglichen Beförderung von kranken Menschen zu Dialyse-, Strahlen-, Chemotherapiebehandlungen. Die Abrechnung dieser Fahrten könnte, wie zum Beispiel bei den Fahrten von Asylbewerbern, über Fahrgutscheine unbürokratisch und schnell organisiert und durchgeführt werden. Der zu impfende Mensch bekäme zum Beispiel bei der Terminvergabe, wenn erforderlich, ein entsprechendes Dokument, das dann zur Abrechnung der Fahrtkosten benutzt werden könnte. Eine andere Form der Finanzierung könnte über die Krankenkassen erfolgen, indem eine genehmigungsfreie Übernahme der Fahrtkosten zu und von der Impfung nach ärztlicher Verordnung – ggf. des Impfzentrums – ermöglicht wird.“
Die Verbandsvertreter betonen, dass andere Bundesländer bereits auf das Modell des Corona-Taxis setzen würden. In Berlin beispielsweise werden kostenlose Taxifahrten aktuell für Menschen über 80 Jahre angeboten und über Coupons abgerechnet. „Schnörkellos und kurzfristig umsetzbar“, so die beiden Geschäftsführer abschließend. jh
Beitrags-Symbolfoto: Taxi Times