Im Kriegsgebiet werden Hilfsgüter benötigt und in vielen Ländern wird gesammelt. Auch mehrere Taxiunternehmer aus Deutschland haben bereits Lebensmittel und andere Güter an die Grenze gebracht, darunter einer aus Berlin.
In Berlin begann die Aktion mit einer Whatsapp-Gruppe, in der letzte Woche Montag ein ukrainisch-stämmiger Fahrer zum Sammeln von Hilfsgütern für die betroffene Bevölkerung in seiner Heimat aufrief. Die Kollegen sammelten und stellten die Waren im Taxibetrieb ab. Unternehmer Michael Klewer berichtet gegenüber Taxi Times: „Nach der Monatsabrechnung stand bei uns der Gang voll mit Kartons und Beuteln.“
Nun galt es, alles irgendwie zur Sammelstelle an der polnisch-ukrainischen Grenze zu schicken. Klewer sagte zu seinem Mitarbeiter: „Wenn ich dir da irgendwie helfen kann …“ – eine Zusage, aus der tatkräftige Hilfe wurde: Am Mittwoch machten die beiden sich gegen Mittag in Klewers völlig vollgepacktem Großraumtaxi persönlich auf den Weg.
Nach zehn Stunden Fahrt über Cottbus, Wrocław (Breslau), Katowice (Kattowitz) und Kraków (Krakau) erreichten die Taxler die Grenze zur Ukraine und steuerten einen Sammelpunkt im Grenzort Przemyśl an (gesprochen „Pschemischl“, früherer Name: Prömsel). Wie sich herausstellte, war die Hilfe dort bereits sehr gut logistisch organisiert. „Die polnischen Helfer empfingen uns freundlich, sahen in unsere Kartons und begannen sofort, die Sachen zu sortieren.“
Nach einer guten Stunde war alles entladen und es sprach sich herum, dass in Kürze ein Großraumtaxi in Richtung Berlin abfahren würde. Es dauerte nicht lange, bis vier geflüchtete Ukrainerinnen mit insgesamt zwei Kindern darum baten, mitgenommen zu werden. (Männer können nicht mehr ohne Weiteres aus der Ukraine ausreisen.)
Die nächtliche Rückfahrt im vollbesetzten Kleinbus war anstrengender als die Hinfahrt, doch da die Männer sich abwechseln konnten, wurde keine Übernachtung erforderlich. Eine Frau mit Kind wurde zum Frühstück in Słubice abgesetzt, die rechts der Oder liegende „polnische Hälfte“ von Frankfurt, wo sie bei Bekannten unterkamen. Von dort ging es als letzte Etappe über die A 12 bis Schönefeld, dann nach Berlin-Friedrichshain, die restlichen Schützlinge absetzen.
Morgens gegen zehn Uhr waren Klewer und sein Mitarbeiter zurück in Berlin-Niederschönhausen – nach insgesamt 22 Stunden. Fotos von der Aktion gibt es kaum. „Wir wollten ja helfen und dachten an die Menschen, die die Sachen brauchen, und nicht daran, irgendwas Öffentlichkeitswirksames zu machen.“ ar
Beitragsfoto: Michael Klewer
Hinweis der Redaktion: Wir berichten gerne über vergleichbare Aktionen weiterer Kolleginnen und Kollegen und freuen uns über Berichte und Fotos.