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Mit Festpreisen einen Wettbewerbsnachteil in einen Vorteil verkehren

von Axel Rühle
8. August 2025
Lesedauer ca. 3 Minuten.
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Mit Festpreisen einen Wettbewerbsnachteil in einen Vorteil verkehren
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Wie man Uber & Co. ausspielt: Ein Taxiunternehmer aus Rheinland-Pfalz nutzt die Möglichkeit der freien Preisvereinbarung für Fahrten außerhalb des Pflichtfahrgebietes, um Kunden Transparenz und Preissicherheit zu bieten.

Wenn über Festpreise debattiert wird, geht es meist um solche innerhalb eines Taxitarifs, die also innerhalb des betreffenden Pflichtfahrgebietes gelten (sollen). Doch der Anteil der Taxifahrten, die innerhalb eines Pflichtfahrgebietes bleiben, ist von Ort zu Ort unterschiedlich und hängt nicht zuletzt von der Größe des Pflichtfahrgebietes ab, das jede Genehmigungsbehörde einzeln festlegt. Beispielsweise umfasst das Pflichtfahrgebiet der hessischen Kleinstadt Bad Nauheim nur knapp 33 Quadratkilometer, während das des Saarlandes etwa 79 mal so groß ist.

Fahrten, die auch nur zum minimalen Teil außerhalb des Pflichtfahrgebietes des Taxis liegen, unterliegen in der Regel keiner Tarifpflicht, sondern der freien Preisvereinbarung. Diese Freiheit lässt sich nutzen, um der Kundschaft Festpreise anzubieten. „Transparent, ehrlich und rechtssicher“ – so wirbt ein Taxibetrieb aus Koblenz, einer kleinen Großstadt mit 115.000 Einwohnern an der Mündung der Mosel in den Rhein, für seine Taxifahrten zum Festpreis. Da der Taxitarif der kreisfreien Stadt bisher keine Festpreise vorsieht, gilt das Angebot ausschließlich für Fahrten außerhalb des Pflichtfahrgebietes.

Die einfache, aber werbewirksame Idee beruht auf einer scharfen Kalkulation. „Ich biete Auswärtsfahrten aus Koblenz gezielt günstiger an als zum normalen Tarif mit Taxameter. Der Kunde sieht direkt den Vergleich zwischen dem regulären Taxitarif und meinem rabattierten Flexpreis für Fahrten ins Umland“, so Betreiber Dirk Schwartz.

Damit gleicht er den Wettbewerbsnachteil gegenüber Mietwagen – Taxifahrpreise stehen in der Regel nicht im Voraus fest – nicht nur aus, sondern verkehrt ihn sogar in einen Vorteil: In seinem Taxibetrieb weiß der Fahrgast den Fahrpreis nicht nur vor Fahrtantritt, sondern sogar mittelfristig vorher und reproduzierbar, denn die Preisangebote gelten natürlich nicht nur einmalig, sondern längerfristig. Die Vorteile zählt er in prägnanten Stichpunkten auf: „Verlässlicher Preis statt dynamischer Algorithmus, Direkte Buchung ohne App-Zwang, Keine Registrierung oder AGB-Fallen, echte Tarifuntergrenze – aber keine Überraschung nach oben, Vertrauen statt Tricks“.

Bei Uber & Co. werden die Fahrpreise bekanntlich algorithmisch verändert: Eine Fahrt, die zu einem Zeitpunkt 20 Euro kostet, kann bei erhöhter Nachfrage zu einem anderen Zeitpunkt auch schnell mal 30 oder 60 Euro kosten. Das bezeichnet Schwartz als intransparent. „Dagegen biete ich: einen fest kalkulierbaren Preis mit direkter Kontaktmöglichkeit und einem eigens entwickelten Preisrechner für sofortige Übersicht.“

Durch das Angebot auf seiner Internetseite konnte der Unternehmer den Anteil der Auswärtsfahrten unter den spontanen Taxifahrten (also ohne Krankenfahrten) enorm erhöhen. Gegenüber Taxi Times berichtet er von Fahrten hauptsächlich in die nähere Umgebung, doch kommen auch gelegentlich Fahrten nach Lautzenhausen zum Flughafen „Frankfurt-Hahn“ (70 km) oder sogar nach Bonn oder zum Frankfurter oder Kölner Flughafen vor. Seine Lieblingskunden sind Geschäftsleute, die unbedingt Qualität und Zuverlässigkeit wollen und dafür auch angemessene Preise zu zahlen bereit sind. Das Kerngeschäft sind aber hier wie überall abseits der Metropolen die Krankenfahrten.

Schwartz betont, dass sein Festpreisangebot ganz ohne App und ohne Registrierung funktioniert, „aber mit Vertrauen, Klarheit und lokaler Verlässlichkeit – Eigenschaften, die im ländlich geprägten Raum rund um Koblenz für viele Fahrgäste wichtiger sind als das letzte Prozent Ersparnis.“ Er sieht in diesem einfachen, klaren Angebot „vielleicht auch eine Diskussionsgrundlage für das Taxigewerbe deutschlandweit.“ Seine Überzeugung: „Wenn wir als Taxiunternehmen intelligent, rechtssicher und digital fair aufgestellt sind, müssen wir uns vor Uber nicht verstecken. Mein Projekt zeigt, wie das aussehen kann – auch ohne große Plattformen. Wenn die Branche genau hier ansetzt und ihre Stärken digital, klar und rechtssicher sichtbar macht, können wir verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Mein Angebot soll genau dazu anregen: als Möglichkeit, sich gegen Ubers Flexpreise, die schnell mal weit über dem Taxitarif liegen, in Position zu bringen – mit Taxitarifen, die niemals über dem Tarif liegen, sondern eher mal darunter.“ ar

Beitragsbild: Taxi Schwartz, Koblenz

Tags: FestpreisePflichtfahrgebietTransparenz
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Axel Rühle

Der Berlin-Insider ist Funkkurs-Dozent und ursprünglich Stadtplaner. Seit 1992 ist er im Besitz eines Personenbeförderungsscheins und immer wieder auch im Taxi anzutreffen. Inhaltlich betreut er in Wort und Bild alle Themen rund um die Taxi Times Berlin.

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Kommentare 1

  1. Dirk Schwartz says:
    4 Monaten her

    Mittlerweile haben mich bereits einige Taxiunternehmer auf das Thema angesprochen. Gerne stehe ich für Fragen rund um das Modell zur Verfügung – auch für alle, die überlegen, ob dies nicht auch eine Option in ihrer „Uber-Stadt“ wäre.

    Antworten

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