Die VW-Tochter Moia hält weiter an dem Plan fest, 1.000 Kleinbusse als Sammeltaxis in Hamburg einzusetzen und massiv zu subventionieren. Der Verkehrsausschuss der Bürgerschaft will das Thema erörtern.
Moia-Pressesprecher Michael Fischer verteidigte gegenüber der Gründerszene den vom Taxigewerbe kritisierten Plan, bis zu 1.000 Kleinbusse im Probelauf in Hamburg einzusetzen. Das Konzept funktioniere nur, wenn viele Fahrzeuge eingesetzt würden. Er glaube nicht, dass die Genehmigungsbehörde nach dem Protest einlenken würde. Man sei seit vielen Monaten in „positiven Gesprächen mit Vertretern der Stadt Hamburg, dem ÖPNV und der Taxibranche“ behauptet Fischer. „Moia ist ein Teil der strategischen Mobilitätspartnerschaft zwischen der Hansestadt Hamburg und der Volkswagen AG.“
Während Taxi Times keine Gespräche zwischen „dem Taxigewerbe“ und Moia bekannt sind, gibt es aber Verträge zwischen VW und der Stadt Hamburg. Zum Beispiel hat man die Rahmenbedingungen in einem Memorandum festgelegt.
Inzwischen will sich der Verkehrsausschuss nach den Protesten und nach nach zwei kleinen Anfragen an den Senat von FDP und AfD noch einmal mit dem Thema beschäftigen. Der ‚Hamburger Taxenverband‘ (HTV) forderte in einem offenen Brief an Senator Frank Horch, das Genehmigungsverfahren auszusetzen. „Projekte von einer solche Größe und Tragweite sollen nach unserer festen Überzeugung grundsätzlich in einem demokratischen und nicht nur in einem bürokratischen Prozess erörtert und entschieden werden.“
Ein Genehmigungsverfahren sieht allerdings einen Zustimmungsvorbehalt politischer Gremien nicht vor. Dirk Ritter, Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), sagte gegenüber Taxi Times, die Behörde würde die Bedenken der Taxifahrer sehr ernst nehmen, den Antrag genau prüfen und wenn nötig, Bedingungen festlegen. Näheres dazu erfahren Abbonenten der Taxi Times in unserer nächsten gedruckten Ausgabe Taxi Times DACH.
VW stellte den ‚Moia6‘ genannten elektrischen Kleinbus in Hannover vor. Er sei in neun Monaten entwickelt worden und habe eine Reichweite von 400 km. Der Hamburger Taxiunternehmer Orhan Tasbilek kritisierte, dass Volkswagen das Fahrzeug nicht frei verkäuflich anbiete. Für das Taxigewerbe würden deutsche Hersteller keine brauchbaren Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zur Verfügung stellen. Gleichzeitig aber profiliere man sich mit der Umweltfreundlichkeit der eigenen Busse.
Der Stimmung auf der Demonstration und den Aussagen beteiligter Taxifahrer nach zu urteilen ist nicht auszuschließen, dass es weitere Proteste geben könnte. Viele der Hamburger Taxifahrer sind Unternehmer mit nur einem Wagen und müssen erhebliche Investitionen und Betriebskosten stemmen. So sagte zum Beispiel Samir Abdul, dass er sich auch weitere Warnstreiks vorstellen könnte, bei denen dann auch Patienten und Arztpraxis Verständnis haben müssten. Schließlich ginge es um seine Existenz, und die vieler seiner Kollegen. prh
Fotos: Philipp Rohde/Taxi Times
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