Mit einer großen PR-Aktion und politsicher Rückendeckung hat Moia den Re-Start seines Ridepooling-Dienstes verkündet. Zum Einsatz sollen jetzt ausschließlich Elektro-Vans kommen. Über die wirtschaftliche Rentabilität verliert das Unternehmen kein Wort.
Nach fast fünfmonatiger Corona-Pause will das Volkswagen-Tochterunternehmen in der Heimatstadt von VW Nutzfahrzeuge seinen Betrieb wieder aufnehmen. Anders als vor dem Lockdown, als bis zu 76 Fahrzeuge – vornehmlich VW T6 mit Dieselmotoren – eingesetzt wurden, sollen ab dieser Woche vollelektrische 6-Sitzer-Busse (Moia +6) zum Einsatz kommen, die bisher für Moia in Hamburg unterwegs waren und die weder für Privatkunden noch für das Taxigewerbe erhältlich sind, wie eine Mia-Pressesprecherin auf Nachfrage von Taxi Times bestätigte: „Moia errichtet ein Ridesharing-Gesamtkonzept, von der Kunden-App über das Flottenmanagement, dem Pooling-Algorithmus bis hin zum eigenen Fahrzeug, dem MOIA +6. Das vollelektrische Fahrzeug ist speziell für den Zweck des Ridepoolings konzipiert und ausgelegt worden.“
Der Re-Start ist in Hannover zunächst mit 40 Fahrzeugen geplant, man wolle aber die künftige Flottengröße an die Nachfrage anpassen, heißt es in einer Mitteilung. Über die Einsatzzeiten machte der Ride-Pooling-Anbieter keine Angaben – auch nicht darüber, welche Pooling-Quoten man bis zur Corona-Pause erzielte und wie defizitär der Betrieb läuft.
Parallel zum Re-Start eröffnet Moia auch einen neuen Betriebshof in Hannover. Auf einer Fläche von 6.500 Quadratmetern können bis zu 110 Fahrzeuge abgestellt werden. Hier wurde auch die notwendige Lade-Infrastruktur aufgebaut. Der +6 verfügt über eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern (WLTP) und kann innerhalb von gut einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen werden. Sozial- und Büroräume für rund 100 Fahrer und acht administrative Mitarbeiter befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. Für sie endet mit dem Re-Start die im April eingeführte Kurzarbeit.
Die erste Probefahrt hat der +6 schon hinter sich. Vergangenen Montag waren der Moia-CEO Jens-Michael May sowie Belit Onay die ersten Fahrgäste. Beide begleiteten den Re-Start mit markigen Worten: „Wir stellen unsere Flotte zu 100 Prozent auf Elektro um, zwei Jahre früher als geplant“, sagte beispielsweise May. „Elektromobilität wird in Hannover ab jetzt für jeden verfügbar.“. Onay ergänzte: „Hannover arbeitet intensiv an der Mobilitätswende, um den Stadtverkehr flächendeckend umweltfreundlicher, sicherer und leiser zu machen. Bausteine dabei sind ein starker, emissionsfreier öffentlicher Nahverkehr, eine gute Fahrrad-Infrastruktur und ergänzende, alternative Mobilitätskonzepte. Ich freue mich daher, dass die MOIA-Flotte bald vollständig elektrisch in der Stadt unterwegs ist. Gemeinsam kommen wir unserem Ziel einen weiteren Schritt näher.“ jh
Anmerkung der Redaktion: Die Tatsache, dass Moia in Hannover bisher mit Dieselmodellen unterwegs war, machte das Projekt angreifbar. Das hofft man mit dem Einsatz einer hundertprozentigen Elektroflotte nun zu korrigieren. Umstritten bleiben weiterhin die tatsächlich erzielte Pooling-Quote und die Wirtschaftlichkeit. Den Beweis, dass Moia mit seinem Shuttle im Schnitt mindestens zwei Fahrgäste pro Tour befördert (erst dann wäre der Begriff „Pooling“ gerechtfertigt), bleibt die VW-Tochter nach wie vor schuldig. Und zur wirtschaftlichen Rentabilität schweigt sich das Unternehmen auch aus. Das Moia für Volkswagen ein fettes Minusgeschäft ist, dürfte beim Blick auf CleverShuttle klar werden. Der zur Bahn gehörende Pooling-Anbieter mit ähnlichem Konzept hat seinen Dienst wegen eines Verlustes von 100 Millionen Euro kürzlich nahezu eingestellt (Taxi Times berichtete).
Die Umstellung auf batterie-elektrische Fahrzeuge macht noch längst keinen ökologischen Verkehr.
Ich möchte wieder mal dran erinnern, dass erst dann von wirklicher Umweltfreundlichkeit gesprochen werden kann, wenn über die Rohstoffgewinnung, Verarbeitung, Recycling und Energiegewinnung auch in Hinsicht Sozial-und Umwelt-bedingungen die kompletten Kreisläufe berücksichtigt sind.
Es hat einfach keinen Sinn, immer wieder nur einzelne Teilaspekte herauszupicken und darauf Scheinargumente aufzubauen.
Sehr gut formuliert und argumentiert.
Nachtrag: Auffällig ist, dass nun die Farben Gelb-Schwarz auf deren Autos prangen.
Mit Sicherheit kein Zufall!
Es sind das die klassischen Taxifarben. Ob in New York oder auf unseren gesetzlich geregelten Dachzeichen.
Noch ein überdeutlich Indiz dafür, dass es um die Eroberung des ureigentsten Taxigeschäfts geht.
Auf Biegen und Brechen.
Koste es, was es wolle!