Wenn Kinder Taxi fahren, tauchen so manche Fragen auf. Ein junger Fahrgast hat einen Brief an die Berliner Taxizentrale geschreiben, der vom dortigen Chef persönlich beantwortet wurde.
„Mein Papa ist mal mit mir in die Stadt mit Taxi gefahren“, berichtet der kleine Ben in einem handschriftlich verfassten Brief an die Berliner Taxizentrale. Der Fahrer, Ben nennt ihn „Taximann“, habe ein Handy dabeigehabt, in das er dann wohl die Adresse eingegeben hat. „Er hat den Kudamm reingeschrieben und konnte da immer sehen, wo er hinfahren muss“.
Das hatte Ben wohl zum Nachdenken gebracht und er will deshalb nun von der Taxizentrale wissen. „ob denn der Taximann einen Test machen muss, um zu zeigen, dass er alle Straßen kennt. Mein Opa hat mir erzählt, jeder Taximann muss eine Prüfung machen. Aber wenn er doch eh ein Handy hat, braucht er das doch gar nich.“
Der junge Ben hat auf diese Frage eine Antwort bekommen. Hermann Waldner, Geschäftsführer von Taxi Berlin, hat Ben – ebenfalls in einem Brief – berichtet, dass bis August 2021 tatsächlich jeder Taxifahrer eine Ortskundeprüfung ablegen musste. „Das heißt, sie mussten wichtige Straßen, Plätze und Fahrtziele einer Stadt kennen, sonst hätten sie keinen Taxiführerschein bekommen“, schreibt Waldner. Er erklärt dem jungen Fahrgast anschließend, dass durch die Bundesregierung im Jahr 2021 Änderungen des Personenbeförderungsgesetzes in Kraft gesetzt wurden, die unter Anderem zur Folge hatten, dass die Pflicht zu einer Ortskundeprüfung weggefallen ist..
„An die Stelle der Ortskundeprüfung sollte die Pflicht für eine Sachkundeprüfung eingeführt werden, in der die Fahrer beweisen müssen, dass sie zum Beispiel Kenntnisse im Verkehrsverhalten und dem professionellen Umgang mit Taxikunden nachweisen müssen“, erklärt Waldner und kann sich anschließend einen Seitenhieb auf die Verantwortlichen nicht verkneifen: „Leider hat das Bundesverkehrsministerium es bis heute nicht geschafft, entsprechende neue Richtlinien und Anordnungen für so eine Prüfung zu erlassen, so dass von 2021 an bis heute alle Menschen mit einem Autoführerschein, einer Gesundheitsprüfung und einem polizeilichen Führungszeugnis, einen Taxiführerschein erhalten können. Die Folge ist eine deutliche Qualitätsverschlechterung bei den neuen Taxifahrern und so kommt es auch, dass man auf Taxifahrer treffen kann, die einfach wenig Ahnung von der Stadt und von ihrer Arbeit als Taxifahrer haben.“
Doch Waldner legt nicht nur den Finger in die Wunde, sondern erklärt dem jungen Ben auch, was bei Taxi Berlin passiert: „Wir als Berliner Taxizentrale lassen das aber nicht einfach so laufen, sondern wir bilden unsere Taxifahrer vorher aus, bevor sie einen einzigen Auftrag für eine Taxifahrt von uns bekommen.
Die Prüfung bei uns ist so schwer, dass ungefähr 70% aller Prüflinge durchfallen.“
Waldner beendet den Brief sehr persönlich: „Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen beantworten und wünsche Dir alles Gute für Deine Zukunft.“ jh
Beitragsfoto: Taxi Berlin