Wie der Berliner Verkehrssenat gestern bekannt gab, wird der Tarif für Berlin um durchschnittlich 10,7 Prozent erhöht. Die Tarifstruktur bleibt erhalten. Die letzte Tarifanpassung fand 2015 statt.
Siebzehn Monate waren seit der Einreichung des Antrages beim Verkehrssenat vergangen. Gestern nun stimmte der Senat zu. Zum Teil liegt die lange Dauer der Bearbeitung daran, dass der Senat ein Wirtschaftlichkeitsgutachten in Auftrag gab, um sich zu vergewissern, ob und in welcher Höhe eine Tariferhörung angemessen ist. Nach Informationen der Innung des Berliner Taxigewerbes e.V. wurde das erste Gutachten nicht akzeptiert und musste überarbeitet werden. Der Inhalt des Gutachtens ist bis auf einen Auszug bezüglich der Angemessenheit der Erhöhung streng geheim. Was außerdem zur Verzögerung beitrug, lässt sich allenfalls erraten, genau wie der Inhalt des Gutachtens.
In der Presseerklärung des Senates heißt es: „Die heute beschlossenen Änderungen basieren auf den Ergebnissen einer umfangreichen Gesamtwirtschaftlichkeitsprognose für die Taxi-Branche bis ins Jahr 2020 (inklusive der Mindestlohnerhöhungen), die die Kostenstruktur und Wettbewerbssituation analysiert und Folgerungen ableitet. Die Erhöhung ist aus Sicht des Senats aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich und trägt sowohl den öffentlichen Verkehrsinteressen wie den Gemeinwohlinteressen nach einem stabilen und geordneten Taxi-Service als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs in einem sich verschärfenden Wettbewerb Rechnung.“
Der Tarif im Einzelnen:
• Die Grundgebühr bleibt bei 3,90 Euro
• Der Preis für die Kurzstrecke steigt von 5 auf 6 Euro
• Der Kilometerpreis für die ersten sieben Kilometer erhöht sich von 2 auf 2,30 Euro
• Der Kilometerpreis ab dem achten Kilometer erhöht sich von 1,50 auf 1,65 Euro
• Die Wartezeit pro Stunde von 30 auf 33 Euro (die Minute Karenzzeit bleibt erhalten)
Der neue Tarif tritt zwei Wochen nach seiner Verkündung im Gesetz- und Verordnungsblatt in Kraft. Die Taxiunternehmer haben dann insgesamt vier Wochen Zeit für die Umstellung der Fahrpreisanzeiger. ys
Anmerkung der Redaktion: Es ist schön ja zu lesen, dass „ein stabiler und geordneter Taxi-Service“ im Senat „als Gemeinwohlinteresse“ gesehen wird. Gemessen daran, dass Berlin mittlerweile zu einem Versuchsverkehrsgarten der besonderen Art mutiert ist und der Senat alles einfach laufen lässt, klingt das nicht glaubwürdig. Der höhere Tarif löst das Problem nicht. Wenn es so weitergeht, verlängert er die Zeit vor dem Zusammenbruch des Taxigewerbes vielleicht ein wenig. Einmal mehr: Die Verkehrssenatorin hat für die Abschaffung der unhaltbaren Zustände zu sorgen und die Aushöhlung des Rechtsstaats unverzüglich zu stoppen.
Foto: pixabay
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Ein Beispiel wie entrückt dieser Verkehrsenat ist. Lässt ein Gutachten über die Gesamtwirtschaftlichkeit anfertigen um die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes zu gewährleisten und lässt gleichzeitig ungezügelt massenweise Mietwagen zu, die wissentlich illegal agieren und die Wirtschaftlichkeit des Taxigewerbes massiv gefährden. Dazu kommt, dass uns durch die 17 monatige Dauer der Bearbeitung, deutliche Umsatzeinbußen entstanden sind. Denn sie wissen nicht was sie tun.
Ein Gutachten über das Taxigewerbe sollte immer für alle öffentlich zugänglich sein weil es im öffentlichen Interesse ist. Wenn es geheim bleibt, will der Senat offenbar Informationen verbergen, die wichtig für alle sein könnten. Ich sehe diese Tariferhöhung mit gemischten Gefühlen. Ich kann den gestiegenen Mindestlohn und höhere Kosten schon nachvollziehen aber ich weiß auch, wie viel Umsatz man pro Stunde einfahren kann WENN MAN GENUG KUNDEN HAT. Es geht primär um die Auslastung. Bleiben die Kunden weg, nützt keine Tariferhöhung was. Wir haben so viel Konkurrenz bekommen mit Billiganbietern, teilweise schon 20% Umsatzverlust und erhöhen die Preise. Die Billiganbieter können preislich nachziehen, werden stärker und noch mehr Fahrer fahren in Zukunft unsere Kunden. Wir sind nicht mehr alleine auf der Strasse und der Kunde hat diverse Optionen. Dazu kommt, dass viele Unternehmer den Fahrern keinerlei Informationen über bargeldlose Zahlungen beim Taxifunk zukommen lassen. Taxi-Payment ? Weiß ich gar nicht, ob ich freigeschaltet bin. Rechnungsfahrten ? Wie geht das? Sixt-Ride? Noch nie gehört. Da liegt doch auch Potential, mehr Umsatz zu machen. Unternehmen mit 30 Taxen haben noch Kreditkartenterminals, für die sie 20,00 Euro Miete im Monat zahlen obwohl es viel günstigere Alternativen gibt. Man sollte Vielleicht erstmal vorhandene Möglichkeiten nutzen bevor man nach Preiserhöhungen schreit. Guter Service gehört auch dazu.
Wenn ein Taxichef seine Fahrern keine wichtigen Informationen gibt, dann muss ein gewissenhafter Fahrer zwingend ein anderes Taxiunternehmen als Arbeitgeber wählen. Es gibt in Berlin genug Unternehmer, die ihre Verantwortung ernst nehmen.
Bei uns in Bielefeld hat es 24 Monate gedauert, mit Gutachten von Linne&Krause HH, bis die Erhöhung zur Einführung des Mindestlohnes genehmigt wurde……
Vom Antrag bis zur Genehmigung geht es mittlerweile schneller: Ca. 6 Monate! (und meistens nur mit einem Gutachten von L.&K.!)
Wenn Du bei Eu-Payment, Sixt usw. mitmachen willst, musst Du Dich beim Taxi Funk als Fahrer freischalten lassen. Eine einfache E-Mail mit Deiner Funkident. genügt. Das kann der Unternehmer nicht für Dich machen.
@Paul: Wenn ein Unternehmer seine Fahrer zum VIP-Premiumfahrer-Lehrgang geschickt hat, sind sie automatisch freigeschaltet und niemand muss etwas zusätzlich tun. Aber da kann man sich den Mund fusselig reden. Leider ist das Interesse nicht groß genug obwohl dort viele wichtige Dinge erklärt werden. In so vielen Firmen, außer Taxibetrieben,werden Mitarbeiter zur Weiterbildung verdonnert um wettbewerbsfähig zu bleiben. Den meisten im Taxigewerbe ist das leider egal. Zum Taxifahren gehört viel mehr als nur von A nach B zu fahren. Da kann man auch mal einen Kurs mitmachen.
Na Cabbi das sehe ich etwas anders. Ich finde der Taxi Funk soll sich mal um sein eigenes Personal kümmern, was ja mittlerweile auf das Niveau eines schlechten Callcenter’s gesunken ist. Zum anderen haben die Taxi Funk Zentralen die Aufgabe Aufträge zu vermitteln. Die Qualität der Taxifahrer ist alleine Unternehmensangelegenheit. Meine Fahrer sind alle qualifiziert und zuvorkommend gegenüber den Fahrgästen. Unter den sogenannten VIP Fahrern gibt es eine Menge die sogar Kreditkartenfahrten ablehnen. Soetwas kommt bei meinem Personal nicht vor.
Da gebe ich Paul Recht.Da wird immer von Kollege gesprochen, ich bin nicht Kollegeder funkzentrale sondern Geschäftspartner!Habe einen Vertrag und der wird von mir erfüllt, sobald ich eine Fahrt angenommen habe. Das ist dann ein verbindlicher Beförderungsvertrag! Bis dahin ist es der Kunde der Zentrale in der Persiusstraße. Was ich mir teilweise von der Kundschaft anhöre oder wie das System bei Fehlfahrten ist, da bekomme ich manchmal einen dicken Hals. Die sollen da ihren Job machen und ich mache meinen.
„Die sollen da ihren Job machen und ich mache meinen.“: Diese Einstellung funktionierte vielleicht noch in den neunziger Jahren. In der heutigen Wettbewerbssituation sollte man vielmehr nach dem Motto agieren: „Wir sitzen im selben Boot, deshalb unternehmen wir gemeinsam die höchsten Anstrengungen, um eine perfekte Dienstleistung am Kunden abzuliefern.“
Das wäre unser Appell an beide „Seiten“.