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ÖPNV-Taxi in Nordrhein-Westfalen: Anhörung im Landtag

von Jürgen Hartmann
6. September 2024
Lesedauer ca. 3 Minuten.
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ÖPNV-Taxi in Nordrhein-Westfalen: Anhörung im Landtag
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Wird Nordrhein-Westfalen (NRW) das erste Bundesland, das flächendeckend auf ÖPNV-Taxis bei On-Demand-Diensten setzt? Das Taxigewerbe würde das sehr begrüßen.

Auf Initiative der FDP ist im Landtag von NRW eine schriftliche Anhörung zum Konzept des ÖPNV-Taxis geplant. Das haben der Bundesverband Taxi und Mietwagen (BVTM) und seine Mitgliedsorganisation, der Taxiverband NRW, mitgeteilt. Beiden haben zu dieser Anhörung eine Stellungnahme abgegeben.

In der dreiseitigen Stellungnahme bezeichnen BVTM und der Taxiverband Nordrhein-Westfalen das Konzept als „Gamechanger für die Personenbeförderung auf dem Land“. Mit der zunehmenden Urbanisierung nehme die Bevölkerungsdichte im ländlichen Raum ab, so dass es immer schwieriger wird, ein funktionierendes und vernünftiges ÖPNV-Angebot für die dort lebenden Menschen aufrecht zu erhalten. Da Landkreise immer weniger Geld für den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung haben, sei es immer schwieriger, die oft versprochene „Mobilitätsgarantie“ zu erfüllen. „Das Modell, „ÖPNV-Taxi“ kann ein Teil der Lösung sein, um diese Herausforderungen zu bewältigen“, schreiben der BVTM und der Taxiverband NRW.

Beim Konzept ÖPNV-Taxi werden Taxi- und Mietwagenflotten als flexible Ergänzung zum regulären Bus- und Bahnverkehr eingesetzt. Es schließt Lücken in der Flächenbedienung, indem es den Fahrgästen ermöglicht, über eine digitale Dispositionszentrale Fahrten zu buchen, wenn der reguläre Linienverkehr keine passende Verbindung bietet.

Als den „vielleicht reizvollsten Vorteil des ÖPNV-Taxis“ bezeichnete der BVTM, „dass die Kommunen mit weniger Geld mehr öffentliche Verkehrsmittel anbieten können. Und „mehr“ heißt in diesem Zusammenhang nicht, dass alle 10 Minuten ein Bus kommt, sondern dass den Menschen vor Ort mehr öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Durch die Kombination des On-Demand-Charakters von Taxis mit dem ÖPNV entsteht eine flexible Form der Personenbeförderung, die sowohl für die Kommune als auch für den Fahrgast bezahlbar ist.“

Die rechtliche Grundlage des ÖPNV-Taxis könnte der § 8 Abs. 2 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) sein. Das Taxi soll den Linienverkehr auf dem Land „ergänzen und verdichten“. „Und genau dafür kann das ÖPNV-Taxi eingesetzt werden“, plädieren BVTM und der Taxiverband NRW. „Durch die Ergänzung von Bussen auf meist unrentablen Strecken können andere öffentliche Verkehrsmittel ihr Angebot anpassen und sich auf die am stärksten frequentierten Strecken, wie den Pendler- oder Schülerverkehr, konzentrieren. Gleichzeitig müssen Menschen, die bereits öffentliche Verkehrsmittel nutzen, nicht befürchten, dass ihre Verbindung bald nicht mehr funktioniert.“ Das ÖPNV-Taxi und andere öffentliche Verkehrsmittel seien daher keine „Entweder-oder“-, sondern eine „sowohl-als-auch“-Lösung.

Erleichternd komme hinzu, dass die Installierung eines ÖPNV-Taxis im Gegensatz zu anderen Formen des öffentlichen Verkehrs keine aufwendige EU-weite Ausschreibung zur Beschaffung der Betriebsleistungen erfordere. „Die Kommunen können direkt mit Taxiunternehmern aus der Region zusammenarbeiten, die mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind und für gute Beschäftigung vor Ort sorgen“ argumentiert der BVTM.

Natürlich listet auch das BVTM-Statement die altbekannten und schon bei diversen Infoveranstaltungen vorgebrachten Argumente abermals auf. Dazu zählt unter anderem, dass Kommunen und Verkehrsträger keine teure und unwirtschaftliche Parallelflotte aufstellen müssen, wenn Sie On-Demand-Verkehre anbieten wollen. Der Einsatz bereits vorhandener Taximodelle ist billiger und nachhaltiger.

Auch die Technologie für die Koordination des ÖPNV-Taxis ist bereits vorhanden. Man muss also das Rad nicht neu erfinden, sondern kann auf Apps zurückgreifen, wie sie beispielsweise in Freudenstadt verwendet werden, jenem Landkreis, der bisher ausnahmslos gute Erfahrungen mit dem ÖPNV-Taxi gemacht hat.

Das sich allmählich ausbreitende Taxisterben im ländlichen Bereich lässt sich durch das ÖPNV-Taxi ebenfalls ausbremsen. „In den ländlichen Regionen, in denen schon länger ÖPNV-Taxis unterwegs sind (und ihre analogen Vorgänger Anruf-Sammel-Taxi, Ruftaxi oder Taxibus), stellen wir fest, dass entgegen dem bundesweiten Trend wieder mehr Taxiunternehmen ihre Türen öffnen, weil das Konzept ÖPNV-Taxi es ihnen ermöglicht, auch außerhalb der Städte wieder ein Geschäft zu betreiben“, beobachtet der BVTM. „Eine unmittelbare Folge davon ist, dass diese Unternehmer direkt vor Ort wieder Arbeitsplätze schaffen und auch Steuern zahlen.“ Zudem bedeute ein Einstieg des ÖPNV-Taxis eine Stärkung und Absicherung des lokalen Mittelstandes und schaffe eine neue potenzielle Einnahmequelle für kleine und mittlere Unternehmen. Somit hat der Wiedereinstieg auf dem Land nicht nur Vorteile für die ÖPNV-Nutzer, sondern auch für die allgemeine Daseinsvorsorge, da wieder ein lokaler Taxibetreiber präsent ist, der auch Krankenfahrten anbieten oder als klassisches Taxi die Oma zum Theater bringen kann.

„Das ÖPNV-Taxi ist ein Weg, ausgetretene Pfade zu verlassen und die Chancen der Digitalisierung zu verwirklichen“, lautet daher das Fazit des BVTM. Als Bundesverband Taxi und Mietwagen stelle man fest, „dass sich in letzter Zeit immer mehr Interesse am Konzept des ÖPNV-Taxis abzeichnet. Immer mehr Landkreise sehen das Potenzial, das in dieser innovativen Form des ÖPNV steckt.“ Man arbeite daher intensiv mit Behörden, Rechtsexperten und lokalen Taxiverbänden zusammen, um das ÖPNV-Taxi zu einem Erfolg zu machen. „Das Taxigewerbe steht bereit“, so die Prognose der Branchenvertretung. jh

Siehe dazu auch diese Meldung: Die unschlagbaren Argumente für ein ÖPNV-Taxi

Beitragsfoto: Remmer Witte

Tags: AnhörungBundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM)ÖPNV-TaxiTaxiverband Nordrhein-Westfalen
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Jürgen Hartmann

Der Verlagskaufmann und ehemalige Taxiunternehmer gründete 2014, als Reaktion auf die Veränderungen innerhalb des Taxigewerbes, den Taxi Times Verlag. Als Herausgeber etablierte er die Taxi Times Print-Magazine und das Onlineportal Taxi-Times.com mit dem Anspruch, ein Sprachrohr für die Taxibranche zu schaffen.

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Kommentare 2

  1. Chris says:
    1 Jahr her

    Ich arbeite als Disponent in einer Region wo wir bereits jetzt schon mit der Taxi Stammkundschaft an unsere Kapazitäsgrenzen reichen.
    Bei dem derzeitigen Personalnotstand im Taxigewerbe wird es nicht möglich sein noch zusätzlich für den ÖPNV zu fahren.
    Da währe es doch besser ein Bürgerbus einzusetzten der direkt von der Kommune betrieben wird.
    Ich denke es wird auch in anderen Regionen so sein, viele Taxen können nicht besetzt werden weil das Personal fehlt und dann noch zusätztlich ÖPNV, das wird nicht funktionieren.

    Antworten
    • Redaktion says:
      1 Jahr her

      Dort, wo die Auftragslage höher ist als der Bestand, sollte jeder Taxiunternehmer alles daran setzen, um das richtige Personal für eine Expansion zu finden. Im LK Freudenstadt, wo das ÖPNV-Taxi richtig gut funktioniert, ist die Zahl der taxikonzessionen angestiegen. Die dortigen Unternehmer konnten nicht nur den Fauhpark, sondern auch den Personalbestand aufstocken. Wo ein unternehmerischer Wille ist, ist auch ein Weg!

      Antworten

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