Im Rahmen der Fachveranstaltung ‘Das ÖPNV-Taxi: Chance für eine finanzierbare Mobilität im ländlichen Raum‘ hatte der Veranstalter VVOWL verschiedene Spezialisten eingeladen.
Siehe dazu auch Teil 1 unserer Berichterstattung
In einem Vortrag erklärte Samir El-Zahab von der Nahverkehrsberatung nbsw, wie ein Algorithmus entsteht, der darüber entscheidet, ob der Fahrgast seinen Fahrtwunsch mit einem Bus oder einem ÖPNV-Taxi durchführt. Dazu wird ein sogenanntes Widerstandsmodell zu Rate gezogen. Mit gewissen Parametern ‘gefüttert’ wie Umstiegshäufigkeit, Fahrtanschlüsse, Zeitspanne bis zum Ziel, wird auf dieser Datenlage entschieden, wie der Fahrgast ans Ziel kommt. Wird ein bestimmter Schwellenwert überschritten, kommt beispielsweise anstatt des Linienbusses ein ‘flex taxi’ zum Einsatz. Ein hochspannendes Thema, das El-Zahab in einem anschließenden Workshop noch vertiefen konnte.

Interessante Details zum ‘flex taxi’ kamen im Anschluss bei einem Impulsvortrag von Nadine Markmann, Leiterin des Fachbereichs Bauaufsicht, Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Verl und Daniel Brinckmann, Projektleiter ‘flex taxi’ zur Sprache. So ist ein wichtiges Detail beispielsweise die Förderhöhe. Hier hat man sich dazu entschlossen, das ‘flex taxi’ in der Laufzeit von drei Jahren mit maximal 30 Prozent zu fördern. Die Begründung erscheint logisch. Wenn das Projekt nach dem Ende der Förderung eine Zukunft haben soll, dann muss die Fallhöhe möglichst gering gehalten werden.
Für die Stadt Verl ist das ÖPNV-Taxi ein Weg, wie man den Menschen aus dem Auto in den ÖPNV bekommt. Derzeit stehen ein Anteil des ÖPNV von nur 4 Prozent rund 66 Prozent motorisierter Individualverkehr entgegen. Die beiden Referenten gaben auch dahingehend einen Einblick, wie der Ablauf bei der Einführung des ‘flex taxi’ ist. Tatsächlich werden im ersten Schritt die Taxiunternehmen gesucht und erst dann folgt der Beschluss des Kreises. Im nächsten Schritt wird dann beim VVOWL der Förderantrag gestellt, woraufhin man die Finanzierung auf der Seite der Kommunen sichern muss. Im Anschluss wird dann die erforderliche Technik für die Dispo und die Einbindung in der VVOWL-App entwickelt und umgesetzt.

Für die Anbindung an die App konnten dann in der Folge Stefan List und Sebastian Vogts von OWL Verkehr Rede und Antwort stehen. Die OWL Verkehr Servicegesellschaft wurde im Jahr 2004 von den Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Lippe, Gütersloh und der Stadt Bielefeld gegründet. Bei der OWL Verkehr GmbH sind heute über 25 Bus-, Stadtbahn- und Zugunternehmen sowie Aufgabenträger zusammengeschlossen, die alle Gesellschafter der OWL Verkehr GmbH sind. Die OWL Verkehr ist beispielsweise auch für das Ticketing, den Fahrplan und die telefonische Buchung des ‘flex taxi’ verantwortlich. Insbesondere ist aber auch die Einbindung des ‚flex taxi‘ in die App ein wichtiger Aufgabenbereich. Tatsächlich ist die gute Nachricht, dass die Integration vom Flex Taxi in anderen Städten und Gemeinden mittlerweile keine unlösbare Aufgabe ist. Vielmehr, so hieß es im Vortrag, sei das System stabil und man könne sich durchaus vorstellen, die App auch anderen Verkehrsverbunden zur Verfügung zu stellen.
Nach einer kurzen Pause wurden dann in verschiedenen Workshops einerseits die rechtliche oder technische Seite betrachtet. Die beiden Geschäftsführer Markus Pumpe und Ingo Riedel von Taxi Brandes & Pumpe stellten sich den Fragen der anwesenden Taxiunternehmer.

In einem an den Workshops anschließenden Podium berichteten die Referenten von Ihren Erfahrungen und den Rückfragen der Teilnehmer. Zum Abschluss wurde dann der Blick nach vorne gerichtet und die Frage gestellt: „Wie werden On-Demand-Angebote nachhaltig und zukunftssicher?“ Hier kamen dann Vertreter von BBG, des VVOWL, des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW zu Wort. Von Seiten des Taxigewerbes nahm Sascha Waltemate, Geschäftsführer des VSPV e.V. an dem Ausblick teil.
Einigkeit herrschte darüber, dass On-Demand-Verkehre keine „Insellösungen“ sein dürfen, sondern als Bestandteil eines Gesamt-ÖNPV-Angebotes zu betrachten sind, sowie die Wichtigkeit, das Taxigewerbe im ländlichen Raum zu halten. Während ein Großteil der Panel-Teilnehmer sich darüber einig war, das ‘flex taxi’ zu stärken, gab es aber auch Stimmen, die ganz klar eine autonome Personenbeförderung für die Zukunft im Blick hatten. Da die Veranstaltung am Schluss angekommen war, konnte diese Idee nicht mehr diskutiert werden. sg
Beitragsfoto: Markus Pumpe und Ingo Riedel (Taxi Brandes & Pumpe) vor einem VW Touran, der auch als ‚flex taxi‘ eingesetzt wird. Foto: Taxi Times








