Für eine gewerbliche Personenbeförderung ist in Wien ein Taxischein nötig: Ein Bolt-Mietwagen-Fahrer hat offenbar einen Weg gefunden, das System zu umgehen. Das Taxigewerbe reagiert empört, der Fahrdienstvermittler will die schweren Vorwürfe untersuchen.
Seit Anfang des Jahres gilt in Österreich das neue Gelegenheitsverkehrsgesetz (GelVerkG) – darin sind das Mietwagen- und Taxigewerbe neu geregelt. Wer Fahrgäste befördern möchte, muss unter anderem eine Prüfung zum Taxischein bestehen. Nach einem Bericht der österreichischen Tageszeitung „Heute“ gibt es jedoch in der österreichischen Hauptstadt Bolt-Fahrer:innen, die wissen, wie man die Prüfung umgehen kann.
Zu sehen ist das in einem von einem Heute.at-Leser gemachten Video. Darin berichtet ein Bolt-Fahrer, dass er jemanden kennen würde, bei dem man auch ohne entsprechende Berechtigung Personen befördern könne. Ein Mittelsmann verlange für die Schein-Konzession 300 Euro. Der ungeprüfte Lenker könne dann mit seinem privaten Fahrzeug, das nicht älter als 5 Jahre sein soll, wie ein reguläres Taxi arbeiten. Am Ende des Monats müsse man an Bolt 18 Prozent und an den Mittelsmann 10 Prozent des Umsatzes abgeben – der Rest gehöre dem taxischeinlosen Fahrer.
Die Taxiinnung ist, wie bei heute.at zu lesen ist, über diesen Bericht entsetzt. „Wir lehnen diese Vorgehensweise entschieden ab. Auch neue Anbieter, die ihren gesamten Betrieb vorwiegend digital abhalten, müssen sich persönlich von der Richtigkeit der Angaben ihrer Fahrer überzeugen. Wir appellieren daher an ebenjene Anbieter, im Sinne der Kunden ihre unternehmerische Sorgfaltspflicht einzuhalten. Die Wiener Taxis pflegen diese Vorgehensweise seit jeher und können so sicherstellen, dass nur zugelassene Fahrer ihre Passagiere wohlbehalten an ihr Ziel bringen“, so Khachador Jalmanian, Obmann-Stellvertreter der Taxis in der Wirtschaftskammer Wien.
Dem Fahrdienstvermittler soll dieser Fall bisher nicht bekannt gewesen sein. „Wir arbeiten in Österreich ausschließlich mit lizenzierten Taxiunternehmen zusammen, die die Fahrer auch anstellen. Bolt agiert ausschließlich als Vermittler der Fahrten. Uns ist dieser spezielle Fall nicht bekannt, jedoch werden alle Fälle untersucht. Wenn sich die Anschuldigungen bewahrheiten, wird der Zugang augenblicklich ausgesetzt“, so die Pressestelle von Bolt, und man versichere „Heute“, den Vorfall sorgfältig zu untersuchen.
Die Fahrdienstvermittler sind nicht nur in der österreichischen Hauptstadt tätig. Solange solche Fälle nicht endgültig geklärt sind, steht der Vorwurf der illegalen Fahrten wohl weiter im Raum – eine unendliche Geschichte geht in die Fortsetzung. hs