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„Ohne Unterstützung fahren in wenigen Monaten keine Taxis mehr“

von Jürgen Hartmann
14. März 2022
Lesedauer ca. 2 Minuten.
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Weihnachten auf dem Taxi-Friedhof
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Spritpreise jenseits der 2-Euro-Grenze und eine sprunghafte Erhöhung des Mindestlohns machen der Taxibranche schwer zu schaffen. Der LTV hat für Sachsen-Anhalt und Thüringen das formuliert, was für ganz Deutschland zum Problem für die Taxibranche wird.

„Unsere Tarife werden von den Landkreisen oder kreisfreien Städten bestimmt, wir sind Teil des ÖPNV, aber ohne Subventionen. Im Gegensatz zu dem Bäcker, der die Preise für Brot und Brötchen selbst festsetzen darf, müssen wir auf die Genehmigung der öffentlichen Hand warten“, sagt Martin Kammer, Geschäftsführer des Landesverbands Thüringen des Verkehrsgewerbes LTV.

Solche Genehmigungen würden traditionell sehr lange dauern, doch angesichts der stark gestiegenen Spritpreise und der für Oktober geplanten Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro sei jetzt ein schnelles Handeln erforderlich.

Man werde demnächst für alle 22 kreisfreien Thüringer Städte und Landkreise Taxitarif-Anpassungen beantragen, verriet Kammer der Ostthüringer Zeitung (OTZ). Dies sei nötig, um die gestiegenen Kosten aufzufangen. Je nach Region kostet ein Kilometer derzeit zwischen zwei Euro und 2,50 Euro. Man strebe eine Erhöhung auf 2,70 bis 2,80 Euro an, so die Pläne aus dem LTV.

„Wir haben in manchen Kreisen in Thüringen Taxitarife, die noch nicht mal die aktuellen Mindestlöhne abbilden“, mahnt Kammer in der OTZ. „Unternehmen können so wirtschaftlich nicht arbeiten.“

Kammer kritisiert dabei vor allem jene Landkreise, die schon seit längerem versuchen würden, die Tarife niedrig zu halten. Beispielhaft werden dafür die Kreise Ilm, Saale-Holzland oder auch das Altenburger Land genannt. Im Ilm-Kreis würde man sich beispielsweise auf ein umstrittenes Gutachten berufen, das Taxitarife weit unterhalb der Verbandsforderungen empfohlen hat. Im Landkreis Greiz würde man die Entscheidung über einen bereits gestellten Tarifantrag seit mittlerweile acht Monaten hinauszögern.

Kammer bezeichnet dies als „Hinhaltetaktik“ und mahnt vor den Folgen, da man damit das Taxisterben forcieren würde. Dann wäre auch die Argumentation so mancher Behörde hinfällig, die befürchtet, dass sich bei steigenden Preisen manche Senioren kein Taxi mehr leisten können. „Sie vergessen dabei jedoch, dass die Omi möglicherweise bald keines mehr findet“, kontert darauf Martin Kammer und wirft diesen Kreisen vor, mit der Daseinsvorsorge zu spielen. Sie würden auch gerne übersehen, dass selbst beim subventionierten öffentlichen Nahverkehr jährlich die Preise um zwei bis drei Prozent angehoben werden.

Da der LTV neben Thüringen auch Mitglieder in Sachsen-Anhalt vertritt, hat der Verband auch die dortigen Verkehrs- und Wirtschaftsminister angeschrieben. Taxi- und Mietwagenunternehmen würden Planungssicherheit brauchen, diese sei aktuell aber nicht gegeben, solange der Spritpreis solche Sprünge macht wie aktuell und Tarifanpassungen nicht bewilligt werden. Das wirke sich auch auf Kranken- oder Schülerfahrten aus. Die dortigen Kostenträger würden unplanbare Preissteigerungen nicht akzeptieren.

Hinsichtlich des Spritpreises fordert Kammer eine deutliche Reduzierung der Energiersteuer als Soforthilfe. „Sollte keine schnelle Hilfe erfolgen, werden viele coronagebeutelte Unternehmen in den nächsten Monaten aufgeben müssen. Die Leidtragenden sind die Bürger, die auf Mobilität angewiesen sind.“ jh

Beitragssymbolfoto: Stephan Berndt

Tags: LTVMartin KammerMindestlohnSpritkosten
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Jürgen Hartmann

Der Verlagskaufmann und ehemalige Taxiunternehmer gründete 2014, als Reaktion auf die Veränderungen innerhalb des Taxigewerbes, den Taxi Times Verlag. Als Herausgeber etablierte er die Taxi Times Print-Magazine und das Onlineportal Taxi-Times.com mit dem Anspruch, ein Sprachrohr für die Taxibranche zu schaffen.

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Kommentare 2

  1. Huber says:
    4 Jahren her

    Es wäre wirklich schön, wenn von Seiten des Staates mehr Hilfe für das Taxigewerbe in Aussicht gestellt würde. Subventionen für den teuren Sprit…z. B.
    Desweiteren müssen endlich die Uber/Bolt/Free Now Fahrer und Unternehmen besser kontrolliert werden.

    Antworten
  2. Frank says:
    4 Jahren her

    Der größte Fehler wurde vom Hewerbe selbst verzapft. Bei der Novelle des PBfG hätte man schlicht auf einen bundeseinheitlichen Zarif bestehen sollen, eventuell mit gutachterlich festgelegten Hebesätzen. Der Tarifvettag mit der Bahn wäre hier ein gutes Vorbild. Damit wäre dem unterliegen Treiben mancher Beamter nach Gutsherrenart ein Riegel vorgeschoben worden. Es ist schon perfide, abgefeimt und widerlich, wie Beamte, die selbst gerade eine Besoldungserhöhung kassieren, eine solche Einkommenserhöhung teilweise über Jahre hinweg den Taxiunternehmern und ihren Fahrern verweigern. Wenn dann auch gleichzeitig ein solcher Bundestarif für die Krankenfahrten als verbindlich festgeschrieben erden wäre, alle existenziellen Probleme hätten ein Ende gehabt. Eine Kopplung an die Erhöhungen der Einkommen im öffentlichen Dienst wäre angebracht gewesen.

    So aber haben die Verbände selbst für das heutige Elend gesorgt!

    Apropos Elend. Auch die Verbände waren an der faktischen Sbschaffung der OKP aktiv beteiligt. Fast Niveau dieser neuen Fahrer ist zumindest in Hamburg unterirdisch, nicht nur der völlig fehlenden Ortskunde wegen, wodurch häufig mehrere Kilometer Umweg gefahren werden, sondern auch was das Verhalten vor allem der jungen weiblichen Kundschaft gegenüber betrifft.

    Hinsichtlich der Kraftstoffpreise ist zum Zeil Heuchelei um Spiele. Es geht um eine akute Erhöhung der variablen Kosten um 4 bis 6 Cent. Manche haben es vielleicht vergessen, aber eur hatten schon einmal Preise von 1,50 € je Liter Diesel. Damals wurden die Tarife auf diesem Preisniveau berechnet. Als dann für viele Jahre die Kraftstoffpreise wieder deutlich, teilweise um ein Drittel niedriger waren, hat man natürlich die Tarife nicht wieder gesenkt.

    Und solange Jollegen ihren Diesel die gesamte Wartezeit am Posten laufen lassen, kann doch der Sprit garnicht zu teuer sein, oder?

    Übrigens, angesichts der immer noch ausstehenden Definition was denn nun eine jleine Fachkunde beinhalten soll, z.B. welches Sprachniveau nachgewiesen werden muß, ist das doch fie Gelegenheit, jetzt die Fehler zu korrigieren und die Novelle zu novellieren. Ein Bundestarif hätte den Vorteil auch sehr schnell geändert werden zu können.

    Antworten

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