Der Angriff der asiatischen Fahrdienstvermittler auf den Premiumsektor europäischer Taxidienste ist eingeläutet: Das indische Ola wird seine Fahrdienste voraussichtlich ab September in South Wales und später im Großraum Manchester anbieten. Bis Jahresende sollen sie auf der gesamten Insel verfügbar sein, gab die Firma selber bekannt.
Sowohl Black Cabs wie auch Mietwagen möchte Ola in seiner App in Großbritannien vermitteln, und weitere Transportarten sollen später hinzukommen. Der Fahrdienstvermittler aus dem Commonwealth musste für die Genehmigung in London Klinken putzen. Ein Vorstand von Ola, Arun Sarin, und der Ola-Gründer Bhavish Aggarwal trafen sich 2017 mit Michael Hurwitz, dem Leiter für Transportinnovation bei der TfL und anderen Entscheidern.
In den Ballungsräumen Britanniens kämpfen die ordentlichen Taxis bekanntermaßen mit den Laien-Taxis von Uber heftig um Marktanteile, Taxify steht, finanziell gepudert von dem chinesischen Didi und – indirekt – dem japanischen SoftBank, nach seinem Fehlstart in den Startlöchern. Auch Lyft hätte gerne Konzession in London: Seit November 2016 trafen sich Manager von Lyft sieben mal mit der Genehmigungsbehörde TfL.
Und nicht nur der Konkurrenzkampf in London oder Manchester wird sich verstärken, ebenso bemerkenswert ist die angebliche Rivalität zwischen Uber und Ola, die beide von SoftBank (mit-)finanziert sind. Auf dem heimischen Taximarkt Indiens (Umsatz laut Reuters jährlich 12 Milliarden Dollar) ist Ola, gegründet 2011, bereits Platzhirsch und verteidigt seine Position erfolgreich gegen Uber. Der gesteigerte Druck auf Uber könnte eine Fusion der beiden Konkurrenten in Indien beschleunigen, auf das sich Uber jedoch nach eigenen Aussagen nach dem Rückzug aus Südost-Asien konzentrieren wollte.
Auch nach Australien expandierten die Inder nämlich bereits im Februar diesen Jahres, wo sie sich zusammen mit Uber und Taxify an dem ruinösen Preiskampf gegen das Taxigewerbe beteiligen, der durch eine Deregulierung ermöglicht wurde. Mittlerweile streiken dort immer wieder sowohl Taxifahrer gegen den gesetzlich ermöglichten Ruin ihres Gewerbes wie auch die Fahrer der Dumping-Anbieter gegen miserable Arbeitsbedingungen. Auf einer anderen Ebenen arbeiten diese Konkurrenten zusammen: Uber, DiDi, Ola und Lyft haben sich mit etwa 14 weiteren Unternehmen und Organsiationen in einer Lobby-Allianz zusammengeschlossen, die Flotten autonomer Fahrzeuge in Städten fördern soll.
Bhavish Aggarwal sagte gegenüber TechCrunch, der Börsengang Olas stehe erst in „drei bis vier Jahren“ bevor. Das erscheint widersprüchlich, denn im Frühjahr diesen Jahres kündigte man an, 2019 schwarze Zahlen schreiben zu können, eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Gang an die Börsen.
Olas weitere Geschäftsfelder beinhalten auch die Essensauslieferung, ein gemeinsames Projekt mit Microsoft zur Vernetzung von Autos sowie die Entwicklung elektrischer Fahrzeuge. Nach eigenen Angaben absolvierten die Fahrzeuge Olas pro Jahr eine Milliarde Fahrten in 110 Städten. prh
Symbolgrafik: Taxi Times