In Recklinghausen kommen nur 50 Taxis auf über 111.000 Einwohner. Das führt in Stoßzeiten zu einem Unterangebot. Eine Lokalzeitung hat über einen Betroffenen berichtet, der seinen Zeitplan anpassen musste.
Laut einem Bericht der Recklinghäuser Zeitung wurde einem 79-jährigen Rentner, der bereits etliche Reha-Maßnahmen hinter sich hat, eine Tagesrehabilitation in Westerholt verordnet. Der alte Herr hatte allerdings Probleme, ein Taxi zu finden, da sich herausstellte, dass morgens um acht Uhr ein Nachfragehoch herrscht. Heute weiß er: Nur Kunden, die flexibel sind, können solche Engpässe abmildern – für ein Ballungsgebiet wie das Ruhrgebiet nicht unbedingt zu erwarten.
Die Suche nach einem Taxi, das den Herrn von Recklinghausen zu seiner Reha-Klinik bringen könnte, wurde zur Sackgasse: Er telefonierte zusammen mit seiner Frau alle Taxiunternehmen in Recklinghausen ab – erfolglos. Selbst die Empfehlung, Anbieter im Nachbarstädtchen Herten zu kontaktieren, führte nicht zur Lösung. In seiner Not suchte der Rentner den Kontakt zur Zeitung, welche daraufhin zu den Hintergründen des Problems recherchierte.
Die Zeitung kam zu der Erkenntnis, dass die Ursachen vielschichtig sind, doch eine sticht besonders hervor: Zu Stoßzeiten stehen nicht genügend Fahrzeuge bereit. Bei nur 50 Konzessionen in Recklinghausen ist die Kapazitätsgrenze, vor allem morgens um 8 Uhr, schnell erreicht. „Neun von zehn Fahrten sind Krankenfahrten, und wenn vorbestellte Fahrten hinzukommen, stoßen wir an unsere Grenzen“, habe eine Mitarbeiterin eines großen Taxiunternehmens erklärt.
Auch andere Firmen hätten dies bei der redaktionellen Anfrage bekräftigtt: „Unsere Auftragslage besteht zu einhundert Prozent aus Dialyse- und Chemofahrten, dazu kommen Kindergarten-Transporte im Auftrag der Stadt sowie Medikamententransporte für Kliniken.“ Als Folge passen Reha-Patienten – der Rentner ist bei Weitem nicht der einzige Betroffene – kaum oder gar nicht mehr hinein. Darüber hinaus komme, so der Tenor vieler Unternehmen, auch in dieser Branche ein gravierender Mangel an Fahrern hinzu: „Wir finden nicht genügend Leute.“ Gleichzeitig meiden einige Unternehmen Krankenfahrten komplett, da die Abrechnung mit Krankenkassen oft kompliziert und zeitaufwändig sei und man zum Teil Monate auf sein Geld warten müsse.
Die Krankenkassen weisen diesen Vorwurf gegenüber der Zeitung zurück. Laut einem Sprecher einer großen Kasse liegt das durchschnittliche Zahlungsziel bei 16 Tagen, während Rahmenverträge mit den Taxiverbänden in der Region nicht nur die Bürokratie ersparen, sondern auch sicherstellen sollen, dass Krankentransporte gewährleistet werden. Dennoch bleibt Frust: So werden Wartezeiten im Stau nicht bezahlt, und die Vergütungen durch die Krankenkassen liegen oft 10 bis 15 Prozent unter den Taxitarifen. Eigentlich ein Unding, denn alleine der höhere Verwaltungs- und Abrechnungsaufwand
Sowohl Taxibetriebe als auch Krankenkassen können Kunden deshalb den Rat geben: „Wenn der Kunde flexibel ist, findet er auch sein Taxi.“ Im Falle des Rentners war der Unterschied gar nicht so groß. Statt um 8 Uhr wird er nun um 8.45 Uhr abgeholt. hs
Anmerkung der Redaktion: Mehr denn je müssen Taxi- und Mietwagenbetriebe darauf achten, eine wirtschaftlich rentable Versorgung möglichst im 24/7-Betrieb zu gewährleisten. Daei kann es nicht darum gehen, dass man genügend Fahrzeuge und Personal vorhält, um auch zur Peak-Zeit alles abdecken zu können. Vielmehr müssen die Fahrzeuge auch zu anderen Tageszeiten rollen und muss das Personal ausgelastet sein. In Zeiten, in denen Krankenkassen die Preise immer stärker drücken, gleichzeitig aber der Veraltungsaufwand steigt, kann sich kein Taxiunternehmer mehr teure Überkapazitäten leisten.
Beitragsbild: Taxis im Ruhrgebiet (hier: Bochum) – Symbolfoto: Axel Rühle