Einige Taxibetriebe, die ihre bargeldlosen Zahlungen über ein myPOS-Terminal und mit der Firma PayCo als Vertragspartner abwickeln, konnten in den vergangenen Tagen das Terminal nicht mehr nutzen. Was war passiert?
Plötzlich ging nichts mehr. Fahrgäste, die ihre Taxifahrt per EC- oder Kreditkarte bezahlen wollten, mussten ihr Bargeld zücken. „Das ist in der Nachtschicht ganz schön unpraktisch“, schreibt eine betroffene Taxifahrerin in der Whats-App-Gruppe „Stimme für das Taxi“ (Zugang exklusiv für Premium-Abonnenten der Taxi Times). Die Alternative, dass in der Region einfach der nächstgelegene Automat angesteuert wird, falle in ihrer Region weg, da aufgrund zahlreicher Automatensprengungen die Bankomaten ab 21 Uhr nicht mehr zugänglich seien.
Auch für sehr viele Taxifahrer in Augsburg kam der Ausfall, von dem rund 80 Geräte betroffen waren, zur Unzeit. „Ausgerechnet in einer Stadt, in der erst kürzlich Kartenzahlungen in die Taxi-Tarifordnung aufgenommen wurde“, berichtet Ferdi Akcaglar, Vorstand der Ausgburger Taxizentrale, gegenüber Taxi Times.
Zwischen PayCo und dem Zahlungsdienstleister myPOS gibt es seit 2017 eine Geschäftsbeziehung. „PayCo ist Vertriebspartner von myPOS bei seinen 954 Taxiunternehmen in Deutschland, der Schweiz und Österreich“, berichtet Manfred Schröder, Inhaber von PayCo auf Nachfrage von Taxi Times. myPOS spricht in diesem Zusammenhang davon, dass PayCo als Reseller agiert habe.
Im November 2024 seien laut Schröder alle PayCo-Kunden informiert worden, dass Kartenumsätze demnächst direkt auf das Kundenkonto gebucht werden sollen. Hintergrund sei der Verkauf von myPOS an den englischen Inverstor „Advent“. Laut dem Börsenportal „Merket Sreener“ verwaltet Advent ein Vermögen von 92 Milliarden Dollar und steht hinter einigen der größten Übernahmen im Zahlungsverkehr in Europa, darunter Vantiv, Worldpay, XPLOR, Planet und Nexi.
„Über die Umstellung auf Direktüberweisung der Kartenumsätze haben wir unsere Kunden ab November 2024 regelmäßig informiert, betont Manfred Schröder gegenüber Taxi Times. „Für die Umstellung der Terminals auf myPOS Direktauszahlung wird das bestehende Terminal deaktiviert und im eigenen myPOS Account eingerichtet.“ Von den knapp eintausend Taxiunternehmen mit fast 2.500 myPOS Terminals seien schon fast alle auf ein eigenes myPOS Konto umgestellt worden.
Warum es während der letzten Tage dann allerdings bei zahlreichen Taxibetrieben zu Geräteausfällen gekommen ist, wollen weder PayCo noch MyPOS kommentieren. Konkrete Taxi-Times-Anfragen dazu bleiben von beiden Partnern bis dato unbeantwortet.
Bei myPOS sei man sich bewusst, „dass es bei einigen Kunden von einem Reseller zu Serviceunterbrechungen bei ihren Kartenlesegeräten kommt. Wir wissen, wie wichtig die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs ist“, äußert sich ein Firmensprecher gegenüber Taxi Times.
Man verweist darauf, dass sich betroffene Kunden über diesen Link direkt bei myPOS registrieren können. Telefonisch stünde zudem unter +43 720 778 273 ein Support-Team beratend zur Verfügung. „Das myPOS-Team arbeitet an einem reibungslosen Übergang und unterstützt Sie gerne bei der Registrierung.“
Doch wer betreut denn nun künftig die Taxibetriebe, die bisher über PayCo mit myPOS-Terminals bargeldlose Zahlungen durchgeführt haben? myPos schreibt dazu gegenüber Taxi Times: „Betroffene Kunden können sich nun direkt bei myPOS registrieren. Dadurch wird das Terminal mit dem persönlichen myPOS-Konto des Händlers verknüpft, was zahlreiche Vorteile bietet.“
Manfred Schröder betont dagegen: „Unsere Kunden können weiterhin myPOS Terminals bei uns bestellen und diese auf einem eigenen myPOS Konto installieren. Die Konditionen werden von PayCo verhandelt.“ Und weiter: „Die von PayCo seit 2017 vereinbarten Konditionen verbessern sich mit der Umstellung um 0,5% vom Umsatz.“ jh
Anmerkung der Redaktion: Taxi Times hatte sich sofort nach Bekanntwerden der Zahlungsprobleme mit klar formulierten Fragen an beide Firmen gewandt. Die Art und Weise, wie manche Fragen einfach ignoriert wurden sowie die teils mehrdeutigen und widersprüchlichen Aussagen hinterlassen viele Fragezeichen. Was auch immer da zwischen PayCo und myPos im Hintergrund abläuft: Beide Partner sollten schleunigst dafür sorgen, dass dieser Konflikt nicht länger auf dem Rücken der Taxibetriebe ausgetragen wird.
Beitragsfoto: girokonto.org