Im Taxi-Podcast von Jens Marggraf und Babett Mahnert war der Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen e. V. (BVTM), Michael Oppermann, als Interviewpartner zu Gast.
Die Metapher mit den Fleischtöpfen hat Babett Mahnert aus ihrer Kindheit bewahrt, als ihr die Kundenfreundlichkeit einer Fleischverkäuferin auffiel. Der Gedanke hat sich bei ihr eingeprägt. Heute arbeitet sie als Coach und bringt den Leuten Kundenorientierung bei – und vermittelt das zusammen mit Jens Marggraf auch im regelmäßigen Podcast „Taxi To Go“. Jetzt hat das Duo mit Michael Oppermann erstmals einen ranghohen Vertreter des Taxigewerbes besucht, um mit ihm ein Gespräch im Rahmen der neuesten Podcast-Folge zu führen. Dabei wurde auf das alte Bild der Fleischtöpfe zurückgegriffen.
Um Fleischtöpfe, an die man ran will, geht es derzeit im angeschlagenen Taxigewerbe. In Zeiten, in denen fragwürdige Anbieter taxiähnlichen Verkehrs sich wie gierige Köter die Filets klauen und dem Taxigewerbe mit Vorliebe die zähen Stücken und Knochen übrig lassen wollen, von denen man nicht satt wird, gilt es, die Raubtiere an die Leine zu nehmen, und die muss von den Behörden angelegt werden. Die haben leider noch zu viel Angst, gebissen zu werden. Dabei können die besagten Köter hauptsächlich laut bellen – und stellen sich bei Zurechtweisungen durch ihr überfordertes Herrchen taub. So könnte man den sich verschärfenden Wettbewerb überspitzt beschreiben.
Der BVTM formuliert es in seinem Kommentar zur Podcast-Folge mit Oppermann gewohnt sachlich: „Auch wenn sich das Taxi aktuell in einer schwierigen Phase befindet, nicht zuletzt auch durch das Nicht-Handeln der Behörden bei der Eingrenzung des plattformbasierten Mietwagensektors in Großstädten wie Berlin, kann es sich doch in Zukunft neue Märkte erschließen. Denn: Das Taxi gehört für die Menschen zum Stadtbild dazu.“
Mahnert und Marggraf sprachen bei dem sehr kollegial geführten Podcast-Gespräch mit dem studierten Politikwissenschaftler Oppermann zunächst über Dinge, die auf den ersten Blick banal erscheinen: Was ist am Taxi so faszinierend? Die enorme Präsenz und dass das Taxi überall auf der Welt zu finden und damit so bekannt ist wie nur wenige Dinge, und zudem fast überall die gleiche Bezeichnung hat, ist etwas, was Oppermann faszinierte, als er und der Bundesverband sich 2019 nicht suchten und dennoch fanden, wie er erzählt. Taxi sei nach einem verbreiteten Zuckergetränk die zweitbekannteste „Marke“ der Welt. Auch, wenn das Taxi in Indien etwas anderes sei als in Helsinki, Berlin oder New York, gelte es, die Marke mit einem Image aufzuladen, das den Unternehmern hilft, ihr Produkt an den Mann zu bringen.
Marggraf fragte Oppermann nach drei Hauptthemen, die den Taxifahrern und ‑unternehmern Schmerzen bereiten. Spontan nannte Oppermann als Antwort scherzhaft die Namen der drei in Deutschland verbreiteten Anbieter taxiähnlichen Verkehrs. Gerade in Großstädten wie Berlin sei der Wettbewerb mit den Plattformanbietern kein Wettbewerb auf Augenhöhe mehr, in dem man bestehen könne. Folglich müssen, wie Oppermann betonte, die Rahmenbedingungen verändert werden.
Zweites großes Thema seien fehlende Kontrollen – auch ein „bekanntes Berliner Thema“ (Stichwort Rückkehrpflicht) womit er sowohl Kontrollen von Mietwagenbetrieben als auch Taxi- und Mietwagenfahrern meinte.
Das dritte wichtige Thema für Oppermann ist die nachhaltige Mobilität der Zukunft. Anstelle radikaler „Diskussionsbeiträge“ wie der der „Klimakleber“ wünscht Oppermann sich eine vernünftige Diskussion etwa über die Gestaltung städtischer Mobilität, die Aufteilung von Räumen und die Möglichkeiten, Personenbeförderung emissionsfrei zu betreiben.
Zum Thema Behörden hakten Marggraf und Mahnert nach, hier fehle seinem Eindruck nach die „Manpower“. Er wollte wissen, inwieweit es Gespräche mit den Behörden gibt bzw. wie diese auf Vorwürfe reagieren, sie würden dies und das nicht korrekt machen. Oppermann führte aus, es gebe Gespräche, wobei es in Zeiten des politischen Wechsels wie kürzlich im Land Berlin schon eine Herausforderung darstelle, die passenden Ansprechpartner zu finden. Er sehe hier aber Bewegung. Auch über das Thema Mindestbeförderungsentgelte für Mietwagen laufen Gespräche, wenn auch nach Oppermanns Meinung zu langsam. Sie seien ein sehr wichtiger Hebel, um Dumping auszuhebeln und den Wettbewerb auf Augenhöhe zu heben.
Ein weiterer Punkt, bei dem das novellierte Personenbeförderungsgesetz (PBefG) den Behörden wichtige Werkzeuge an die Hand gegeben hat, die laut Oppermann leider noch „originalverpackt im Werkzeugkoffer liegen“, ist die mögliche Einführung von Festpreisen bzw. Tarifkorridoren für das Taxi – ein wichtiges Instrument zur Konkurrenzfähigkeit, bei dem das Gewerbe einem Wettbewerbsnachteil unterliegt. Seiner Einschätzung nach wollen die Städte diese Werkzeuge anwenden, es sei aber Neuland, auf das man sich kaum wage. Auch deshalb will der BVTM Behörden über die Anwendungsmöglichkeiten künftig weiter informieren. Ein gutes Argument sei, dass es sich für die Behörden auszahlen werde: In Hamburg, wo die Gewerbeaufsicht gut funktioniert, sprudeln auch die Steuereinnahmen besser.
Eine wichtige Voraussetzung, die drängenden Probleme der Taxibranche zu lösen, liegt in Oppermanns Augen in der Hand der Taxiunternehmen und ‑verbände selbst: ein sichtbares, geschlossenes Handeln, bei dem mit einer Stimme gesprochen wird – auf der Kommunal- oder Kreisebene ebenso wie auf Bundesebene. Dazu zähle auch ein geschlossenes Auftreten gegenüber Auftraggebern wie Krankenkassen, die die Preise drücken wollen: Solange die konkurrierenden Taxiunternehmen sich gegenseitig preislich zu unterbieten versuchen, ermöglichen sie den Krankenkassen, die Preise zu drücken. Stattdessen sei ein gemeinsames Auftreten nötig, auch gegenüber der Politik in Sachen Regionalisierungsmittel.
Der BVTM resümiert: „Gemeinsam mehr erreichen, als getrennt marschieren“. Nur so könne auch bei der Politik „erfolgreich lobbyiert“ werden. „Denn die Themen gehen uns nicht aus: Im ländlichen Raum wollen wir an die Fleischtöpfe der ÖPNV-Finanzierung ran, um Taxis noch effizienter einsetzen zu können, als es derzeit nahezu unbesetzte Busse können. Ebenso müssen Krankenfahrten rentabler angeboten werden können, als es derzeit der Fall ist. So schaffen wir es, die Transformation des Taxis in eine CO2-neutrale Zukunft zu gestalten.“ ar
Ein Hereinhören in die bisherigen Folgen des Podcasts Taxi To Go ist hier möglich.
Beitragsfoto: BVTM