Rund vier Monate nach dem Start von Uber in Düsseldorf blickt die dort erscheinende Tageszeitung „Rheinische Post“ in einem großen Beitrag vielsagend hinter die Kulissen des Vermittlers und nimmt dabei auch den Mietwagenbetrieb und Uber-Partner Ennoo ins Visier.
Die Bilanz der Rheinischen Post (RP) spricht nicht gerade für eine Erfolgsbilanz. Rund vier Monate nach dem Start von Uber ermitteln Aufsichtsbehörden wegen Verstößen gegen geltendes Recht, monieren die Taxifahrer Wettbewerbsverzerrung und berichten Uber-Fahrer von miesen Arbeitsbedingungen.
Ganz speziell wird in diesem Zusammenhang das Unternehmen Safedriver Ennoo DUS GmbH genannt, das die beiden Marken Safedriver und Rockvin betreibt. Erstere als Billigmarke, ähnlich wie Eurowings als Ableger von Lufthansa, wie es Geschäftsführer Mohnke selbst einmal gegenüber dem „Tagespiegel“ verglichen hat.
„Wo Uber ist, ist auch Safe-Driver“, schreibt die RP und zählt die Städte Berlin, Düsseldorf, München und Frankfurt auf. Und berichtet über einen Ennoo-Ableger in Stuttgart. Was durchaus als Indiz dafür gelten könnte, in welcher Stadt Uber als nächstes starten wird. Ebenso wie diverse Stellenanzeigen: „Ab März sucht Ennoo einen Manager für Köln, ab Juni welche für Hamburg und Stuttgart“, hat die RP recherchiert und zitiert Ubers Deutschland-Chef Weigler: „Ich schließe nicht aus, dass wir unser Angebot in diesem Jahr auf andere Städte ausweiten.“
Dabei sind die Arbeitsbedingungen für Uber-Fahrer und Angestellte von Ennoo nicht gerade positiv. Das belegen laut RP Gespräche und E-Mails, Verträge und Zielvereinbarungen, bei denen es um Tricksereien bei der Arbeitszeit und unrealistische Gehaltsversprechen gehe. Geworben werde zwar mit einem Stundenlohn von bis zu 12,25 Euro, bezahlt werde aber tatsächlich meist nur der Mindestlohn. Wer mehr erreichen will, müsse „alle Bonuskriterien erfüllen“, schreibt die RP. „Dafür dürfen die Fahrer nicht zu viel Sprit verbrauchen oder zu viele Kilometer fahren, müssen eine Bewertung von mindestens 4,78 von fünf Punkten erzielen und dürfen nicht mehr als fünf Prozent der angenommenen Fahraufträge stornieren. Abweichungen beim Sprit, Kilometerstand oder der Fahrgastbewertung sind für Safedriver Ennoo sogar Grund für eine fristlose Kündigung.“
Florian Rinke, der Autor des Beitrags, hat zu den Arbeitsverträgen der Ennoo GmbH auch einen Professor für Arbeitsrecht an der Ruhr-Universität Bochum befragt. Dessen Urteil lautet: „An manchen Stellen rechtlich fraglich, durchgängig an der unteren Grenze dessen, was man vereinbaren kann.“ Und weiter: „„Insgesamt sind die Entlohnungsgrundsätze schon sehr unerfreulich für die Beschäftigten. Man gewinnt den Eindruck, dass es kaum über den Mindestlohn hinausgehen kann. Gute Arbeitsbedingungen sehen aus meiner Sicht anders aus.“ jh
Anmerkung der Redaktion: Ein toller Beitrag von Herrn Rinke, der jede Zeile wert ist. Ebenso wie der daran anschließende Kommentar, in dem der Journalist Ubers Geschäftsmodell als unsozial und unpraktikabel entlarvt. „Während Uber 25 Prozent Provision pro Fahrt kassiert, wird jegliche Verantwortung auf Subunternehmen abgewälzt. Arbeitsbedingungen? Gesetzestreue? Dafür sind die anderen zuständig“, schreibt Rinke. Und weiter: „Momentan erweckt das US-Unternehmen wieder mal den Eindruck, dass es doch nichts dazu gelernt hat. Die Frage, die Uber durch sein Verhalten immer wieder aufwirft und noch nicht beantwortet hat, ist doch: Würde das Modell Uber momentan überhaupt funktionieren, wenn sich alle an geltendes Recht halten würden? Zweifel sind angebracht.“
Dem ist aus Taxi-Sicht nichts hinzuzufügen!
Foto: Taxi Times
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Unglaublich … mal ein guter Bericht von der RP .