Derzeit wird vermehrt über sogenannte Rückmeldefahrten in den Medien diskutiert. Worum geht es dabei genau und könnte das was fürs Taxi sein?
Der deutsche Autofahrer an sich fährt super Auto – zumindest glaubt er selbst fest daran. Diese Selbsteinschätzung wird von jährlich 342.367 Unfällen (2023), welche direkt auf Fahrfehler zurückzuführen sind, widerlegt. Die häufigsten Unfallursachen sind demnach Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Anfahren, Nichtbeachten der Vorfahrt, zu geringer Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit.
Häufig sind in diese Unfälle Autofahrer und Autofahrerinnen im Alter von über 65 Jahren verwickelt. Aus diesem Grund setzen sich beispielsweise die Dekra, der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVS), das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) bereits seit einiger Zeit für sogenannte Rückmeldefahrten für ältere Autofahrer ein.
Aber es gibt auch die Forderung nach diesen Rückmeldefahrten für Menschen, die jünger sind, unter anderem vom TÜV-Verband, der sich auf die Zahlen und Fakten einer Forsa-Umfrage beruft. Sein Argument: Rückmeldefahrten sollen dabei helfen, das eigene Verhalten und die eigene Fahrkompetenz in realen Verkehrssituationen zu reflektieren. Bei dem freiwilligen Angebot wird von einem Experten oder einer Expertin die Fahrsicherheit beurteilt und auf Augenhöhe mit den Teilnehmenden besprochen.
Bei der praktischen Beurteilung wird beispielsweise das Fahrverhalten beobachtet. Im Anschluss werden die Ergebnisse den Teilnehmenden vorgestellt und Empfehlungen abgeleitet. Ziel einer Rückmeldefahrt ist es, eine realistische Selbsteinschätzung der eigenen Fahrkompetenz zu erreichen, damit die Teilnahme am Straßenverkehr nachhaltig sicher bleibt.
Unter diesem Aspekt wären freiwillige Rückmeldefahrten auch für Taxifahrer oder auch für Taxiunternehmer eine Überlegung. Realistisch gesehen ist kein Autofahrer fehlerfrei, da darf man sich selbst nicht ausschließen, schon gar nicht, weil man seit 30, 40 oder 50 Jahren unfallfrei Auto/Taxi fährt. Häufig schleichen sich kleine Marotten ein, die im schlimmsten Fall ernste Konsequenzen nach sich ziehen können. Das kann der fehlende Schulterblick sein oder eine nicht angepasste Geschwindigkeit (“Die Strecke kenne ich aus dem Effeff”).
Auch könnte für einen Taxiunternehmer die Überlegung interessant sein, ob man die Rückmeldung zur Fahrweise seiner Angestellten nicht lieber von einem externen Gutachter, als von seinen Fahrgästen oder der Polizei hören will.
Im Idealfall ist ja auch alles in Ordnung mit der Fahrweise der Mitarbeiter. Zudem könnte man regelmäßige Rückmeldefahrten durchaus auch kommunikativ nutzen, um sich vom Wettbewerb abzusetzen. Wie wirbt derzeit ein großer Fahrtenvermittler? „Fahren Sie mit einem unseren 2.300 Super Taxifahrern“. Um wieviel glaubwürdiger wäre es, wenn man dann auch noch belegen kann, dass solche Aussagen durch einen externen Gutachter bestätigt wurden. 😊
Aber es gibt auch andere Wege, Rückmeldung zum Fahrstil zu bekommen. Da wäre einerseits Green Driving Coach. Eine App, die mittels des Bewegungssensors eines Handys Rückschlüsse auf den Fahrstil zulässt und die Fahrer mit gutem Verhalten belohnt. Oder man macht es wie Volvo. Dort hat man vor kurzem eine der besten „Erfindungen des Jahres“ vorgestellt. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das „TIME“-Magazin: Als Gewinner in der Kategorie „Automotive“.
Dieses Fahrer-Monitoring-System erkennt, ob der Fahrer gestresst, müde oder abgelenkt ist. Infrarotsensoren registrieren, wie es dem Fahrer geht, indem sie beispielsweise seine Augen- und Kopfbewegungen in Echtzeit verfolgen. Bei einer möglichen Gefahr – zum Beispiel infolge von Sekundenschlaf oder Ohnmacht – erfolgen zunächst eine haptische und akustische Warnung. Reagiert der Fahrer darauf nicht, bringt das System den Wagen sicher zum Stehen und die Warnblinkanlage wird eingeschaltet.
Sicher ein tolles Feature, wenn es denn zuverlässig funktioniert. Allerdings bekommt das Feedback nur der Fahrer selbst. Nichtsdestotrotz kann so ein System dabei helfen, die Straßen sicherer zu machen, genau wie die Rückmeldefahrten mit einem externen Beobachter.
Klar gibt es alle in diesem Artikel genannte Wege, um das Taxifahrer sicherer zu machen, nicht umsonst. Im Zuge steigendern Versicherungsprämien könnten sich solche Ausgaben aber schnell wmortiiseren, wenn man dadurch beispielsweise den ein oder anderen Unfall und die damit einhergehende Hochstufung vermeidet.
Was davon halten Sie, liebe Leser, aus der Sicht der Unternehmer und der Fahrer für sinnvoll? Wo sehen Sie Chancen? Nutzen Sie gerne unser Leserkommentar-Fenster. sg
Beitragsfoto: Symbolbild Unfall Foto: pixabay