Rund 60 Teilnehmer waren Ende vergangener Woche zum Treffen der Anti-Uber-Allianz Bamberg erschienen. Rund zwei Drittel davon haben sich bereits am Vortag über bessere Qualität im Taxi ausgetauscht.

Eigentlich war die von Christian Linz, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmer, ins Leben gerufene „Anti-Uber-Allianz“ mit dem doppelsinnigen Kürzel „AUA“ für die kleineren bayerischen Taxizentralen gedacht. Bedingt durch die Tatsache, dass der Fahrtenvermittler ebenso wie Bolt von den Millionenmetropolen nun auch in die Hunderttausender-Städte expandiert, sollte die AUA als Austausch-Plattform für die dortigen Taxizentralen gelten. Doch das Interesse an diesem Austausch war bundesweit vorhanden und am Ende saßen knapp 60 Personen im restlos ausgefüllten Konferenzraum des Bamberger Aufseesianums.
Nicht weniger ausgefüllt war der Stuhlkreis, in dem sich mehr als 40 Teilnehmer bereits am Vortrag der Einladung des LV Bayern sowie des Taxi-Times-Verlags angeschlossen hatten. Wie kann man durch gute Qualität einen Wettbewerb auf Augenhöhe erreichen, lautete das vom Fachverlag ausgegebene Motto dieser Veranstaltung. Unter verschiedenen Themenaspekten konnten die Verantwortlichen der Taxizentralen und eigener Taxibetriebe gegenseitig von ihren Qualitätsmaßnahmen und Erfahrungen berichten.

„Lasst uns nur auf das Taxigewerbe schauen und davon profitieren, was jeder gut macht“, lautete die Vorgabe der Taxi-Times Moderatoren Simon Günnewig und Jürgen Hartmann, die Worte „Uber und Bolt“ waren an diesem Nachmittag verboten, ebenso das Jammern.
Stattdessen ging es im ersten Themenkomplex darum, mit welchen digitalen Methoden Taxizentralen Ihre Anrufannahme und – Bearbeitung optimieren. Gute Erfahrungen machen hierzu bereits einige Teilnehmer mit dem Einsatz von Callbots, einer KI, die Anrufe automatisch annimmt und abwickelt. Auch die (teilweise) Auslagerung der eigenen Dispo ist bei vielen ein Erfolgsmodell.
Qualität beim Fuhrpark lässt sich durch regelmäßige oder spontane Quality-Checks verbessern. Gut zu Gesicht könnte jeder Taxizentrale auch ein ausreichend großer Bestand an Inklusionstaxis stehen.
Diese Diskussion musste leider im Konjunktiv geführt werden, denn – wenn überhaupt – sind bei den mittelgroßen Taxizentralen nur vereinzelte Taxis zur Rollstuhlbeförderung geeignet. Immerhin konnte der Vertreter einer bayerischen Stadt berichten, dass bei ihm ein Rollizuschlag von 20 Euro in der Taxitarifordnung verankert ist.
Einen intensiven Austausch untereinander hatten die Zentralenvertreter inklusive der Unternehmer mit eigenen Flotten zum Thema Beschwerdemanagement. Hier gab es wertvolle Tipps, wie man mit schlechten Google-Bewertungen umgeht und die Erkenntnis, dass eine fundierte Basis an Kundenbewertungen dafür eingesetzt werden kann, gute Fahrer zu belohnen und schlechte von den lukrativen Aufträgen auszuschließen.
Aktiv eingebracht haben sich auch die Vertreter der Sponsoren MPC-Software, Taxibutler und Taxi-Boost, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen speziell für Taxizentralen für einen Kundenmehrwert sorgen – sei es durch automatisierte Direktbestellsysteme oder durch persönliche Kundenkontakte.
Als Resümee dieser Veranstaltung kann man festhalten, dass wenige Zentralen viel zum Thema Qualität beizutragen hatten, einige aber auch wenig bis gar nichts einbringen wollten oder aus Zeitgründen auch nicht konnten, denn die angesetzten drei Stunden waren letztlich zu knapp. Den Beweis, dass man in 180 Minuten sehr kurzweilig zum Taxi diskutieren kann, ohne dabei über Uber oder andere Unwägbarkeiten zu jammern, haben allerdings alle Teilnehmer erbracht.

Einen Tag später war dann die Auseinandersetzung mit Uber, Bolt & Co. ausdrücklich erwünscht. Im gleichen Raum wie bereits am Vortag, nur diesmal parlamentarisch bestuhlt, waren sogar knapp 60 Teilnehmer zusammengekommen. Neben weiteren Zentralenvertretern gaben sich auch Verbandsvertreter und externe Experten die Ehre. Statt drei waren diesmal sechs Stunden angesetzt, an Stelle des gegenseitigen Austauschs trat nun die Information durch Referenten. Den Beginn machte Gastgeber Christian Linz. Er konnte gemeinsam mit einem Nürnberger Kollegen wertvolle Tipps zum Umgang mit Bolt geben – wenn man sich denn intensiv mit dem Wettbewerber beschäftigt.
Rechtsanwalt Thomas Grätz, früherer Geschäftsführer des BVTM und mittlerweile beratend für den Wettbewerbsverband TMV tätig, stellte seinen Vortrag unter das Motto „Auflagenerteilung im Mietwagenverkehr“ und machte deutlich, dass dies ein unterschätztes behördliches Ordnungs- und Hilfsmittel ist.
Auch Lars Maritzen, ebenfalls Rechtsanwalt mit allerlei positiven Rechtsstreitverfahren gegen Uber, zeigt in seinem Vortrag, dass und wie man juristisch auf dem Feld des Wettbewerbsrechts gegen die Plattformvermittler agieren kann.
Der Vortrag von Güven Akbas, ein Vertreter der Berliner Taxi-Innung mit Unterstützung von Hermann Waldner von Taxi Berlin stand unter dem Titel „Sodom und Gomorra in Berlin“, machte aber schnell deutlich, dass eben jenes Sodom und Gomorra dank eines strengen und effektiven Durchgreifens der Berliner Behörden mittlerweile sehr effektiv bekämpft wird.
Da passte dann auch thematisch gut dazu, dass ein Vertreter eines Gutachterbüros ein paar vielsagende Geschichten erzählen konnte, die hinter den statistischen Auswertungen der wenig plausiblen Umsätze zahlreicher untersuchter Mietwagenbetriebe stecken.
Wie schon am Vortag war auch das AUA-Treffen für die Teilnehmer kostenlos – in diesem Fall dank der Sponsoren Hale, FMS und Free Now, die dafür im Gegenzug ebenfalls Redezeit bekamen. Abdulkadir Taysi nutze das, um die Vorzüge der Hale-TSE-Lösungen vorzustellen, bei der die notwendige Signatur bereits im Taxameter oder zumindest gleich in der mit Bluetooth verbunden SEI-Box vorgenommen wird.
Thomas Lohse von FMS sieht dagegen in der Cloud-Lösung seiner TSE-Variante eine Alternative, die vor allem für Taxizentralen und deren Teilnehmer zu empfehlen sei. Durch die Kooperation mit zwei weiteren Anbietern können von dieser Lösung auch jene Taxizentralen profitieren, deren Vermittlungssoftware von gefos oder Seibt & Straub kommt.
Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Alexander Mönch. Der Präsident von Free Now warb um Vertrauen für den Schwenk seines Unternehmens, das seit einiger Zeit wieder ein Miteinander mit dem Taxigewerbe anstelle eines Gegeneinanders anstrebt. Er konnte gemeinsam mit Danis, dem Vorstand der Stuttgarter Taxizentrale, über die ersten Erfahrungswerte deren Kooperation berichten. Mönchs Kollegin Amber Krake, Head of Operations, stellte die ersten Funktionen einer kostenlosen Vermittlungssoftware für Taxizentralen vor, die zwar noch in den Kinderschuhen steckt, aber sukzessive ausgebaut werden soll.
Die im Anschluss an die Vorträge folgende Fragerunde entpuppte sich dann als relativ zahnlos. Einzig Martin Kammer vom Thüringer Landesverband fragte kritisch nach, was denn eine kapitalorientierte Plattform wie Free Now davon abhalte, bei ausreichender Marktdurchdringung nicht auch vom Taxigewerbe 30 Prozent Provision zu nehmen. Mönch erwiderte darauf, dass solche Zahlen im Taxigewerbe nicht durchsetzbar seien und somit nicht in Betracht kämen.
Aufgrund der kurzen Diskussion mit Free Now konnte die Veranstaltung nach sechs kurzweiligen Stunden pünktlich beendet werden. Mit einer Wiederholung ist zu rechnen. red
Hinweis der Redaktion: Ausführliche Beiträge zu den hier angesprochenen Themen sind unter dem Suchbegriff „AUA“ abrufbar
Beitragsfoto: Gruppenbild der Teilnehmer. Foto: Taxi Times
Free Now ist kein Partner, sondern eine Plattform wie Uber auch. Und aus Selbstlosigkeit machen die das ganz bestimmt nicht..
AUA! Höchst erfreulich, dass wir an der Basis mal mitbekommen, was auf überbetrieblicher Ebene passiert. Und dass was passiert. Viel zu lange hat es gedauert, bis nach der Zeitenwende in unserem Gewerbe mit dem Auftreten von Uber und Co was in Bewegung gekommen ist. Schön langsam scheint neben Klagen über Missstände wirksames Handeln in Gang zu kommen. Danke an Alle, die sich dafür einsetzen!
„Hier gab es wertvolle Tipps, wie man mit schlechten Google-Bewertungen umgeht …“
Tja, was soll man dazu sagen?
Es ist ja so: Kommt ein Taxikunde gut von A nach B, gibt es vielleicht ein Trinkgeld, aber er macht sich nicht anschließend auch noch die Mühe auch noch in die Google-Rezensionen zu gehen um 4 oder 5 Sterne dazulassen.
Dafür findet man dort viele 1-Sternebewertungen (und NUR diese, also nicht etwa 2 Sterne ), wenn sich Kunden geärgert haben. Denn Ärger ist eine weit größere Kraft als Zufriedenheit. Und diese Kraft treibt diese Leute zu den Rezensionen nach dem Motto: „Ich habe mich geärgert (oder nicht Recht bekommen) – So! Denen zeige ich es jetzt mal!“. Manche finden Taxis einfach nur teuer und wollen lediglich UBER flankieren.
Und so kommt mit der Zeit ein gewaltiges Ungleichgewicht zuwege, was die tatsächliche Qualität einer Zentrale oder eines Unternehmens keineswegs korrekt widerspiegelt.
Was kann man dagegen tun? Ein darauf spezialisiertes Unternehmen beauftragen diese zu entfernen. So einfach! (Kann man googeln – und wirklich nur nach Erfolg bezahlen! Also pro wirklich entfernter Negativ-Bewertung)
Alle Negativ-Bewertungen (zu Recht empfangene, wie die Übertriebenen) werden fast komplett entfernt – aus einer 2,1 wird so flugs 4,6. Das ist auch garantiert – habe es selbst erlebt.
Was im Umkehrschluss nun belegt, dass man den Google-Rezensionen keinesfalls mehr trauen darf. Wer es dennoch tut – der sieht nun schöne Ergebnisse.
In vielen Zahlungsapps gibt es die Möglichkeit, vor Beenden des Zahlungsvorgangs seine Sternchen zu vergeben. Liegt also an uns selber, wie effektiv dieses Instrument ist. Denn die Gestaltung unserer eigenen Apps haben wir ja wohl auch selber zu verantworten.