Wenn in München am Dienstag die internationale Fahrzeugmesse startet, wird es während dieser Zeit auch Sonderfahrspuren nur für Elektro-Fahrzeuge bzw. vollbesetzte Verbrenner-Autos geben. Damit wird sichtbar, wie sehr Politik und Industrie die Mobilitätswende propagieren. Eine Wende, bei der auch das Taxi völlig neu definiert werden muss.
Ein Kommentar von Taxi-Times-Herausgeber Jürgen Hartmann
Bisher hieß eine der weltweit größten Automobilmesse „IAA“. Es war die Abkürzung für „Internationale Automobil-Ausstellung“. Mit dem Ortswechsel von Frankfurt nach München hat man der IAA noch den Zusatz „Mobility“ gegeben. Als wollte man klar zementieren, dass Autos und Mobilität eng zusammengehören. Und doch zeigt das neue Messekonzept, dass automobile Mobilität zukünftig neu gedacht und interpretiert wird.
Gerade im städtischen Raum wird das Privatauto nur noch ein Teil eines gesamten Mobilitätskonzepts sein. Und seinen Raum überhaupt nur noch dann zugewiesen bekommen, wenn es so angetrieben wird, dass es den nötigen klimapolitischen Veränderungen entspricht. Das wird elektrisch sein, darauf haben sich Wissenschaft und Politik festgelegt.
Sichtbar wird dies während der IAA Mobility nicht nur in den Messehallen, sondern auch im Stadtgebiet, weil dort so genannte Blue Lanes eingerichtet sind, die nur von Fahrzeugen genutzt werden dürfen, die elektrisch fahren oder mindestens drei Personen befördern.
Die Messe ist sozusagen die Blaupause für das, was seit geraumer Zeit gilt und auch die Zukunft bestimmen wird: Vorteile und Bevorzugungen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Sei es finanzieller Art (wie beispielsweise auch die Münchner E-Taxi-Förderung) oder durch Sonderrechte im Straßenverkehr.
Damit das Taxi bei all diesen Veränderungen nicht wegreduziert wird, ist es wichtiger als jemals zuvor, dessen Funktion als unverzichtbaren Teil des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs ÖPNV hervorzuheben. Wer ein Taxi als „Pkw in Hellelfenbein“ sieht, wird gedankenlos alle verkehrlichen Einschränkungen auch dem Taxi aufbürden. Wer allerdings das Taxi als Verkehrsart definiert, muss dessen Funktion als Teil des ÖPNV und als Teil der mobilen Daseinsvorsorge anerkennen.
Dieser Sinneswandel wurde auf politischer Ebene im Zuge der vielen Diskussionen um die Novelle des Personenbeförderungsgesetzes eingeleitet. Er muss jetzt manifestiert werden, egal, ob bei Kommunal-, bei Landtags- oder bei Bundestagspolitikern. Damit Blue-Lanes und andere politischen Gedankenspiele nicht mit einem blauen Auge für die Taxibranche enden. jh